„Er, der immer ist und war, bleibt in Ewigkeit derselbe, Gott ist da.“ (neuap. Chorbuch, Refrain aus Nr. 344, Text und Melodie Peter Strauch, geb.
1943)
Mit diesem Lied wurde der Gottesdienst musikalisch vom gemischten Chor eingeleitet. Mal wieder das „Kirchentagslied“…Die Chorleitung teilten sich in bewährter Weise Gäuchordirigent und –dirigentin. Bis auf die aus den drei so genannten Tübinger Gemeinden waren alle Mitglieder des Kirchenbezirks zum Gottesdienst eingeladen. M. Schnaufer griff gern die mit dem Lied verbundenen Erinnerungen an den ersten Internationalen Kirchentag der Neuapostolischen Kirche auf, Sommer 2014 in München. An schöne Erfahrungen in der Gemeinschaft. Gottes Nähe auch im Alltag wahrnehmen können, daran erinnert dieses Lied. Gott ist unbegreiflich und uns trotzdem nah. Er handelt aus seiner besonderen souveränen Sicht heraus. Der Apostel ging in dem Zusammenhang auf den besonderen Wert des Wochengottesdienstes ein: Im Alltag läuft man Gefahr, ein Opfer der irdischen Belange zu werden. Deshalb ist es gerade dann, mitten in der Woche, wohltuend, daran erinnert zu werden: Gott ist da.
„Hoffen wir allein in diesem Leben auf Christus, so sind wir die elendesten unter allen Menschen. Nun aber ist Christus auferstanden von den Toten als Erstling unter denen, die entschlafen sind.“ (1. Kor 15, 19, 20)
So lautete das zu Beginn verlesene Wort aus dem Neuen Testament. Der Apostel damals schrieb vor dem Hintergrund bestimmter Eindrücke, die er bekommen hatte. Es wurde im Lauf der Zeit, die seit Jesus` Leben auf Erden verstrichen war, Vieles diskutiert und relativiert. In den Gemeinden verblasste, was zu Lebzeiten des Gottessohns auf der Erde geschehen war. Auch das, was er von dem gesagt hatte, was kommen würde. Das Wesentliche blieb so auf der Strecke. Paulus wollte aufrütteln, den Schwerpunkt christlichen Glaubens wieder bewusst machen, der nicht auf das Irdische gerichtet ist, sein soll. Die „Elendesten“ , wenn es nur um Letzteres ginge. Vielmehr der Appell: Du weißt es doch besser. Lass dich nicht einfangen. Dich nicht auf das Irdische reduzieren. Vielmehr, so wie Christus auferstanden ist, gibt der Glaube die Sicherheit, dass auch unsere – deine - Auferstehung kommen wird. Es geht nicht darum, dass Gottes Liebe für geordnete Bahnen im irdischen Leben sorgt. Der Gelähmte seinerzeit erwartete vom Sohn Gottes ein Wunder. Der vergab ihm seine Sünden. Das war das viel Größere als das spätere „Steh auf“, und der Kranke war geheilt. Heute gibt es keine Wunder mehr? – Jesus wollte nicht Lebensläufe optimieren. Es geht nicht an, ihn zum „Wunderheiler“ zu degradieren. Ja, wir erleben Gott auch im Natürlichen. Aber damit allein erschließt sich nicht das Eigentliche. Jesus konnte mit Wenigem viele satt machen. Entscheidend aber sind seine Worte: Wer seiner Seele etwas zuführen will, der genieße mein Fleisch und Blut. Es gilt, nicht die von Gott gesetzten Prioritäten umzudrehen. Bedingungen zu stellen, an die man die eigene Nachfolge knüpft. Eine vollkommene Kirche – kann es nicht geben, wir alle sind Sünder und unvollkommen. Da geschehen Fehler. Es gibt Probleme. Die Christen damals warfen nicht enttäuscht die Flinte ins Korn, auch wenn man sie verfolgte und ihnen nach dem Leben trachtete. Entscheidend ist die Hoffnung auf das verheißene Ziel, die dem irdischen Leben die Richtung vorgibt. Wie lange besuche ich schon die Gottesdienste und immer noch schaffe ich es nicht, anderen vollständig zu vergeben? Aber Gott kennt dein Bemühen und weiß, du willst es anders. Not, Tod, Kriege, Krankheiten – Gott hat verheißen, seine schützende Hand über die Schöpfung zu halten und wird, wenn die Zeit dafür gekommen ist, eine neue Erde und einen neuen Himmel schaffen, die alte dann vergangen sein. Er erhört viele unserer Gebete, auch um das Irdische. Entscheidend aber ist, die enge Gemeinschaft mit dem Vater im Himmel anzustreben. Zu allem anderen wird er die Kraft verleihen. Darauf dürfen wir hoffen. Hoffnung, eine Kraft, die uns nach vorn bringt.
Aus der Nachbarschaft war Bezirksvorsteher Werner Schick (Nagold) gekommen, der lange Zeit im Bezirk Tübingen, gerade auch in der Gemeinde Herrenberg, tätig gewesen war. Er vertiefte das Vorhergehende. Appellierte: Wir müssen das Große sehen: Uns steht die Auferstehung bevor. Was so “drum herum“ geschieht, ist alles Nebensache. Wenn Manches auch nicht nach unseren Vorstellungen verläuft, so kann es doch zuvor dazu notwendig sein, uns an das Ziel unseres Glaubens zu führen.
Einem kleinen Jungen wurde das Sakrament der Heiligen Versiegelung gespendet. Dem Apostel ging es vor der Spendung des Heiligen Geistes in seiner Ansprache an die Eltern darum, Wichtiges zu vermitteln: Das Bewusstsein haben, Gott ist da. Und das dem Kind verdeutlichen, dann haben Eltern das Bestmögliche getan. Gott hat für den Jungen genau diese Eltern ausgesucht und sie ihnen anvertraut. Damit sie für das Kind im Irdischen da sind und auch dafür, ihm den Weg in eine ewige Zukunft vorzuleben. Dabei ist das Vorbild der beste Lehrer. „Viel Freude, bei Tag und Nacht“, wünschte ein in diesen Dingen nicht ganz unerfahrener Apostel abschließend dem Elternpaar nach Spendung des Sakraments.
Es sollte ein ereignisreicher Abend im Kirchenbezirk Tübingen werden – mit einem weinenden und einem lachenden Auge war man da dabei, wie es so oft ist im Leben. Priester Roland Armbruster, Amtsträger seit mehr als sechsunddreißig Jahren, wurde in den viel zitierten wohlverdienten Ruhestand verabschiedet. Eine Institution in seiner Gemeinde Rottenburg, aber auch darüber hinaus, so hatte ihn Lothar Dopf, Vorsteher in Rottenburg, beschrieben. Ein loyaler Freund und Unterstützer in vielen Dingen, dabei an seiner Seite, seine Frau. Nicht immer physisch, aber einfach nicht hinweg zu denken. Und das war auch Fakt: Man konnte noch so früh vor einem Gottesdienst in die Rottenburger Kirche kommen – Priester Armbruster war schon da und hatte alles geregelt. Sich jeder Aufgabe stellen können und das auch wollen, den souveränen Eindruck vermittelte er. Ein gesegneter Ruhestand wurde dem – jetzt - Priester im Ruhestand vom Apostel gewünscht und nicht nur von dem.
Für die Gemeinden Rottenburg und Tübingen-Pfrondorf wurden je ein Priester ordiniert, zwei neue gab es für die Gemeinde Bondorf, und die Gemeinde Nufringen bekam einen neuen Diakon. Man sah Bezirksvorsteher Klaus von Bank an, dass er die Freude des Apostels teilte über das „Ja“ der jungen Glaubensbrüder zum neuen Amtsauftrag. M. Schnaufer machte ihnen Mut: Die neue Aufgabe bedeutet nicht, nun alle Probleme der Welt allein tragen zu müssen: Gott ist da. Und es gibt Segensträger, an die man sich wenden kann, wenn man das Bedürfnis dazu hat. Das niemand unterdrücken sollte. Es wäre ein Fehler, alles mit sich allein ausmachen zu wollen. „Gabe und Aufgabe – sie sind immer ein Duett. Habt einen ruhigen Blick auf das, was euch begegnet. Gottes Segen sei mit euch.“, so der abschließende Wunsch des Apostels.
„O komm. Herr Jesu, komme bald!“, (neuap. Chorbuch Nr. 311, Vers 3, Textdichter unbekannt)
setzte der Chor, schwungvoll gesungen, den kurzen musikalischen Schlusspunkt. Sozusagen als „Schlussmarsch“ für den Heimweg, wie vom Altar schmunzelnd angemerkt wurde. Es war etwas später geworden, als sonst am Mittwochabend üblich…