Harre, meine Seele, harre des Herrn, alles ihm befehle, hilft er doch so gern.
(neuap. Gb. Nr. 190, Text Johann Friedrich Räder, 1815 – 1872)
So der Anfang des altvertrauten, zu Beginn des Wochengottesdienstes gesungenen Lieds in der kleinen, aber feinen, vor nicht allzu langer Zeit „runderneuerten“ Kirche in Mötzingen. Gemeinsam mit den Glaubensgeschwistern aus Jettingen war man dort zusammengekommen. G. Kaltschmitt knüpfte anfangs an das gerade verklungene, vom gemischten Chor gesungene Lied an, in dem es um den himmlischen Frieden geht, der erbeten wird und den nur Gott schenken kann (neuap. Chorbuch Nr. 204, Text Gustav Krüger (geb.1925) und, 2. Strophe, Oskar Jensen, 1935 – 2001). Friede ist die Grundlage, die Tür, der Einstieg zu jedem Gottesdienst. Wer keinen Frieden finden kann, weil seine Seele von Ärger und Ängsten belastet ist, der kann nicht wirklich etwas aufnehmen. Im Gotteshaus alles Belastende loslassen, den himmlischen Vater darum bitten, dass sein Friede einkehren möge, um Kraft für die kommenden Tage mitnehmen zu können, das sei unerlässlich. „Ich wünsche, dass wir Frieden erleben.“
„Herr, du erforschest mich und kennest mich. Nähme ich Flügel der Morgenröte und bliebe am äußersten Meer, so würde auch dort deine Hand mich führen und deine Rechte mich halten.“
(Ps 139, 1, 9. u. 10)
Diese Worte des Königs David hatte unlängst Kirchenpräsident Neuapostolische Kirche International und Stammapostel Jean-Luc Schneider einem Gottesdienst, der nach einer Versammlung der Bezirksapostel aus aller Welt stattfand, zugrunde gelegt. J. - L. Schneider ging auf die weltweite Gesamtheit der Kirche ein, die in all ihrer Unterschiedlichkeit des Werkes Gottes letztlich ein Segen ist. Und wir hier, begann G. Kaltschmitt, wir jammern auf hohem Niveau. Schon als Süddeutsche innerhalb Deutschlands quasi eine „Insel der Seligen“ und, das noch viel mehr, weltweit gesehen. Hierzulande werden kleine Gemeinden zusammengelegt, in anderen Ländern verschwinden sie, kriegs-, katastrophen- und seuchenbedingt, komplett. Sind einfach nicht mehr da, so wurde J. - L. Schneider zitiert. Und dennoch ist es überall möglich, nach dem Evangelium zu leben. Nicht die eigene vermeintlich missliche Situation beklagen. Vielmehr sich bewusst machen, dass alles möglich ist, auch beim Volk Gottes. Das verschafft mehr Mut, Zufriedenheit und Frieden.
„Gott der Allwissende und Allgegenwärtige“, so ist der 139. Psalm überschrieben. Wo immer wir hinwollen – Gott ist schon da. In jeder Situation. Die Drei Männer im Feuerofen, da verbrannten wegen der Hitze schon diejenigen, die als ausführende Hilfskräfte beim in den Ofen Werfen sich dem nähern mussten. Die drei, die an ihrem Glauben festhielten, überstanden die Glut und erhielten vom König hohe Ämter und waren anderen ein Segen. Wenn wir in die „Hitze“ der Anfechtung geraten, in Trübsal, so ist es Gott möglich, unsere Seele zu bewahren. Manchmal wehren wir uns auch gegen einen Auftrag. Siehe das Beispiel Jonas. Geflüchtet, aber Gott nicht entkommen. Der beschützte ihn und letztlich wurde Jonas doch dessen Werkzeug. Was hat Saulus gegen Gottes Sache gestritten. Letzterer begegnete dem Ungläubigen und der wurde dessen wunderbares Werkzeug. Selbst der Tod kann Gott nicht hindern, da zu sein: Obwohl Lazarus schon gestorben war, kam Jesus nicht zu spät. Der Tote wurde wieder lebendig. Adam und Eva nach dem Sündenfall hatten ein schlechtes Gewissen. Sie wollten sich vor Gott verstecken. Keine Chance. Sie mussten dessen Urteil entgegennehmen. Bei Gott helfen keine Ausreden. Das Evangelium Jesus` kann in jeder Situation gelebt werden. Gott macht da keine Ausnahmen.
Er ist allwissend. Ein schönes Bewusstsein: Er kennt den verborgenen Schmerz, den Kampf. Über die man mit anderen nicht reden möchte. „Gott ist da“, griff der Bischof das Lied vom Internationalen Kirchentag der Neuapostolischen Kirche 2014 auf. Weil Gott allwissend ist, urteilt er nicht nach dem Ergebnis, sondern nach dem Bemühen. Er konnte Kain warnen, die Sünde lauere vor dessen Tür. „Pass auf!“. Jesus konnte Petrus vorhersagen, dass der den Gottessohn trotz aller Beteuerungen verraten werde. Gott geht uns voran und seine Ratschläge sind keine, die nur in der Theorie die richtigen sind. Vielmehr ist das, was er rät, das Richtige. Sein Sohn hat die schlimmsten Dinge selbst durchmachen müssen. Die werden uns gar nicht zugemutet. Weil Jesus alles selbst erlebt hat, will er uns helfen und ist dabei das größte Vorbild von allen für alle. Wenn wir auf die sehen, die vor dreißig/vierzig Jahren gelebt haben, was gab es da alles an Problemen, die wir nicht haben müssen. Es war damals Manches wirklich schwer. Die, die das gemeistert haben, sind uns heute ein Vorbild, wenn es heißt, zum Herrn zu stehen.
„Gott ist da.“, in jeder Situation. Das gibt Kraft, das zu meistern, was noch auf uns zukommen kann. Hirte Klaus Giringer, Gemeindevorsteher in Herrenberg, wusste: Gott hat für uns alle einen Platz bereitet. Aber wir neigen dazu, uns in eigene Gedanken zu verrennen und nicht zu sehen, was er mit uns vorhat. Er hat damals zugelassen, dass Saulus Christen tötete, und wie hat der später für Gott gestritten. Der Vater im Himmel ist schon da und hat den Weg für dich bestimmt. Nur wir weichen manchmal davon ab. Lassen wir uns führen, sammeln wir im Gottesdienst Kraft. „Ich wünsche uns, dass wir Gottes Weg als ewigen Sieg erleben.“
„Weil Gott da ist, schenkt er uns auch seine Gnade“, leitete G. Kaltschmitt zur Feier des heiligen Abendmahls über. Weil der Herr im Himmel weiß, dass wir schwach sind. Er kennt unser Bemühen, aber auch unsere Fehler, auch die verborgenen. Aber er vergibt, immer wieder, wenn auch wir vergebungsbereit sind.
„Deiner Gegenwart Gefühl sei mein Engel, der mich leite,… (aus dem neuap. Chorliederbuch Nr. 131, Text Caroline Rudolphi, 1753 – 1811)
gab der gemischte Chor musikalisch den Gottesdienstbesuchern mit auf den Heimweg in eine äußerlich Novemberregen nasse, dunkle Nacht im Gäu.