„…nur deine Stimme hören in Glück und Not!“ (aus Lied Nr. 116, neuap.
Chorbuch, Text Maria Esther von Waldersee, 1837 – 1914) hatte der gemischte Chor vor dem Gottesdienst gesungen und damit wohl auf den Punkt gebracht, was für die Glaubensgeschwister aus Rottenburg, Bondorf und Ammerbuch-Pfäffingen Beweggrund gewesen war, zu kommen.
„Heute haben wir schon ganz fröhlich begonnen.“ So anfangs Bischof Georg Kaltschmitt, der den Gottesdienst leitete, auf das Eingangslied „Lasst uns fröhlich Lieder singen…“ (Nr. 275 neuap. Gb, Textdichter unbekannt) und den gerade verklungenen Chorgesang „Wo man froh den Vater lobet…“ (neuap. Chorbuch Nr. 275, Text Gustav Krüger, geb. 1925) anspielend. Fröhlich – warum? Weil der Heilige Geist uns lenkt, wir Gott unseren himmlischen Vater nennen dürfen, uns an ihn wenden und in jedem Gottesdienst spüren können: Er ist da. Gerade im Wochengottesdienst, wenn wir „von oft holpriger Strecke“, aus den unterschiedlichsten Alltagssituationen, in denen man nicht viel Zeit hat, sich Gottes Nähe bewusst zu machen, in sein Haus kommen.
„Dem aber, der überschwänglich tun kann über alles hinaus, was wir bitten oder verstehen, nach der Kraft, die in uns wirkt, dem sei Ehre in der Gemeinde und in Christus Jesus zu aller Zeit, von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen.“ (Eph 3,20 u. 21)
„Der allmächtige Gott, der alles tun kann, dem alles untertan ist, vor den stellen wir uns jetzt. In Ehrfurcht. Denn er ist Liebe und der Allmächtige,“ so begann der Bischof auf das zu Beginn verlesene Bibelwort aus Paulus` Brief an die Epheser einzugehen. Das hatte auch als Grundlage des Sonntagsgottesdienstes zuvor unter Leitung von Kirchenpräsident Neuapostolische Kirche Süddeutschland und Bezirksapostel Michael Ehrich gedient, an dem auch der Bischof teilgenommen hatte. Am Mittwochabend hieß es, um aus einem Gottesdienst etwas mitnehmen zu können, ist Ehrfurcht die Grundvoraussetzung. Erkennen können, dass der, der alles gemacht hat, sich mir zuwendet. Damit auch Ehrfurcht vor denen zu haben, die als Boten Gottes gesetzt sind wie auch vor Glaubensschwester und -bruder. Sich nicht an ihnen ärgern. In der Gemeinde nicht den Menschen im Gemeindevorsteher sehen, anders als ich ihm im Supermarkt begegne. Vielmehr ihn in seiner Eigenschaft als der, den Gott gesandt hat, wahrnehmen, wenn ich ihn im Gottesdienst höre. Nur dann kann ich daraus etwas für mich mitnehmen.
Ehrfurcht vor diesem großen Gott haben, der mächtig genug ist, alles tun zu können. Mehr als wir erbitten und uns vorstellen können. König Salomon erbat sich Weisheit und ein verständiges Herz. Gott gab ihm darüber hinaus Reichtum, Macht und Ehre. Auch wenn letztlich Salomon „nicht durchgehalten hat“, können wir aus diesem Beispiel entnehmen, welchen Stellenwert Weisheit hat: Am Ende sehen können, dass es genau so richtig war, wie alles gelaufen ist, auch wenn es im Moment gar nicht so beeindruckend erscheinen mag. Wenn Paulus schreibt, dass Gott mehr geben kann als der Mensch erbittet, ist das nicht quantitativ zu sehen. Vielmehr ist gemeint Höherwertigeres, als es der Mensch sich vorstellen, verstehen kann. Da gibt es Vieles: Jesus` Auferstehung wider alle Naturgesetze. Seine Wiederkunft, um die Seinen zu sich nehmen – wie das physisch ablaufen soll, verstehen wir nicht. Ebenso wenig wie Gottes Herrlichkeit. Auch unvorstellbar, ihm gleich zu sein. Diese Wesensgleichheit wird er denen, die bei ihm sein werden, geben.
„…nach der Kraft, die in uns wirkt…“ – Das ist der Heilige Geist, die Kraft der Liebe in uns. Und darin ist die Aufforderung enthalten, etwas zu geben. Liebe macht Unmögliches möglich.
„…dem sei Ehre in der Gemeinde…“ – Gott ist der überschwängliche Geber. Wir können sein Geschenk wertschätzen – oder auch nicht. Jeder weiß, wie wenig es ihn freut, wenn das, was er anderen gibt, einfach so hingenommen wird und der Beschenkte zur Tagesordnung über geht. Wir dürfen Gott erleben, er redet mit uns. Gibt uns die Gnade, die wir brauchen. Daraus das Optimale machen und es zur Vollendung bringen. Und zwar „in der Gemeinde“ – da fangen wir an. Geben aus unserem Herzen heraus.
„…zu aller Zeit…“ heißt, solange wir uns in der Zeitlichkeit befinden. Gottes Gaben weiterzuentwickeln ist eine Lebensaufgabe. Und darüber hinaus „…von Ewigkeit zu Ewigkeit“: In der Gemeinschaft mit Gott ihm in alle Ewigkeit die Ehre geben. Schon heute ist es so, dass Dankbarkeit Glück ins eigene Herz bringt. Da kann es nicht zu viel werden, Gott die Ehre zu geben. Es soll uns glücklich und fröhlich machen, Gott als unseren Vater sehen zu können.
Beim Gottesdienst in Pforzheim waren auch der Bezirksvorsteher und sein Stellvertreter anwesend gewesen. So lag es nahe, dass sie auch etwas zum Gottesdienst am Mittwoch beitrugen. Bezirksevangelist Werner Lampprecht betonte noch einmal den „Bogen“, der sich von der Ehrfurcht Gott gegenüber und denen, die seine Botschaft verkünden dahin spannt, ihm und seinen Gesandten die Ehre zu geben. Es mag sein, dass wir viele Dinge nicht verstehen können. Aber wir können glauben, dass Gott uns wunderbar führt und das auch erleben.
Bezirksältester Klaus von Bank wies darauf hin, dass es Glaubensgrundlage ist, Gottes Größe in Ehrfurcht zu erkennen. Ihn, der gibt und tut. Dinge, die ich mir nicht vorstellen kann. Damit überschreite ich eigene Grenzen, die durch unser Vorstellungsvermögen gesetzt sind. Aber ohne solche Grenzüberschreitungen gibt es kein Weiterkommen. Eine lebendige Gemeinde zu schaffen ist eine Herausforderung. Eine Gemeinde, in der jede/r ihren/seinen Platz ausfüllt und damit ein Segen sein kann. Nicht, sie für tot erklären, sondern erkennen, wenn ich das tue, „begrabe“ ich auch mindestens ein Stück von mir wenn nicht sogar mich selbst ganz. Vielmehr gilt es, lebendig in der Gemeinde zu bleiben. Nur so kann vollendet werden.
G. Kaltschmitt griff abschließend das Ende des verlesenen Bibeltextes auf: Amen. Das Wort bekräftigt, festhalten zu wollen, was Gott uns gibt. Das gilt bis heute und ist fester Bestandteil der Liturgie: das „Amen“ der Gemeinde. Es drückt aus, ja, ich bin einverstanden mit und dankbar für Gottes Wort. Und setzt sich fort in der Feier des heiligen Abendmahls. Die Betonung liegt auf „heilig“. Ist es das? Nur dann kann ich daraus göttliche Kraft und göttliches Leben nehmen. In der Liturgie die Worte des Heils bewusst wahrnehmen: Vergebung der Sünden und Gottes Frieden.
Der Chor drückte dieses Bewusstsein mit Dichterworten bei der Austeilung des heiligen Abendmahl aus:
„Vater, ich weiß, dass deine große Gnade noch regiert…“
(neuap Chorliederbuch Nr. 220, nach einem englischen Text)