„Jesus, mein Heiland, kehr neu bei mir ein…“ (aus Vers 2, neuap.
Chorbuch Nr. 112, Text nach Hermann Engelhardt, 1872 – 1938) hatte der gemischte Chor zu Beginn des Gottesdienstes in Gärtringen unter Leitung von Bischof Georg Kaltschmitt gesungen. Eingeladen waren auch die „Nachbarn“ aus Nufringen. G. Kaltschmitt griff den Schluss des gerade verklungenen Lieds auf, das auf viele Befindlichkeiten traf. Gerade dann, wenn man mitten in der Woche, aus dem Alltag in den Gottesdienst gekommen ist. Aus Beruf, Ärger, Enttäuschungen, Ungerechtigkeiten heraus sagen: Jetzt – kehr Du bei mir ein!
„Freuet euch in dem Herrn allewege, und abermals sage ich: Freuet euch!“ (Phil 4, 4) lautete das anfangs verlesene Bibelwort. Es geht um die Freude im Herrn, nicht um „gute Laune“. Es ist eine Freude, die uns immer begleiten und die immer wieder geweckt werden kann. Für einen gläubigen Christen hat sie Dauercharakter, weil sie sich auf einer anderen Ebene als der menschlichen bewegt. Setzt voraus, dass man sich auch freuen will im Herrn. Diese göttliche Freude ist eine Frucht des Heiligen Geistes. Gott will, dass der Mensch sich auf beiden Ebenen freuen kann, der menschlichen wie auch der göttlichen.
Der Bischof erinnerte an die Punkte, die vor rund einem Jahr Kirchenpräsident Neuapostolische Kirche International und Stammapostel Jean-Luc Schneider in einem Gottesdienst in Pforzheim zu diesem Text aus dem Brief des Paulus an die Philipper ausgeführt hatte:
Da ist die Freude darüber, von Gott geliebt zu sein. Gott ist Liebe. Er liebt auch dich und mich. Das sollte man sich morgens zuerst sagen. Sich freuen, es glauben und fühlen, dass seine Liebe da ist. Dazu hat er den Menschen geschaffen und sich ihm mit der Gnade in besonderer Weise zugewandt. Jesus, der vollkommene Gottessohn, liebt dich und mich, das soll kein Grund zur Freude sein?
Jesus, der Hölle und Tod besiegt hat, wird immer Sieger sein. Die Freude über diesen Sieg dürfen wir teilen. Wir dürfen ein besonderes Verhältnis zum Sohn Gottes haben. Im Irdischen wird gejubelt, wenn die „eigene“ Fußballmannschaft siegt. Jesus` Sieg hat eine ganz andere Qualität, nehmen wir das in unser Herz.
Ebenso wie die Freude über das Evangelium. Warum? Ganz einfach, Jesus ist als Gott und als Mensch auf die Welt gekommen und für dich und mich gestorben. Er hat sein Evangelium, seine Frohe Botschaft, seine Lehre in die Welt gebracht und damit Vergebung, Frieden und Gnade. Durch seine Apostel gibt es die Möglichkeit, den Heiligen Geist zu empfangen und die Gemeinschaft der Gotteskinder zu haben. Die Freude über das Evangelium umfasst die Vorfreude auf die Wiederkunft Jesu: Einziehen können in die Herrlichkeit. Mit Gott und seinem Sohn Gemeinschaft haben zu können. Endgültig geborgen zu sein, ohne noch Anfechtungen ausgesetzt zu werden. Darauf schon jetzt Vorfreude haben zu dürfen – wunderschön. Wer genießt letztere nicht gern, da sei nur mal ganz profan an die vor einem Urlaub gedacht. Die Möglichkeit des Gebets haben zu dürfen und darin eine besondere Nähe zu Gott verspüren können.
Freude daran haben, Gott zu dienen. Paulus vermochte es aus dem Gefängnis heraus, an Ketten gelegt, zu schreiben: Freut euch! Andere verwunderte das und sie zollten ihm Respekt. Er konnte auch in dieser Lebenslage Gott dienen, Grund zur Freude. In Angst und Trauer sagen können, ich bekenne mich zu Gott, ich bin in seiner Hand, ich diene dem Herrn.
Geteilte Freude ist immer noch doppelte: Wenn ich jemandem von meiner Freude erzählen kann. Wenn wir sie in der Gemeinschaft gemeinsam erleben. Die darauf, dass Jesus wiederkommen wird und wir darauf warten. Verlieren wir das nicht aus den Augen.
Gott ist ein Gott der Liebe. Das ist fester Bestandteil des Katechismus. Gott will allen Menschen helfen. Die Liebe Christi gilt allen, die an ihn glauben. Sie dürfen sich über seinen Sieg über Hölle und Tod freuen. Jesus will jeden dahin führen, auf ewig bei Gott sein zu dürfen. Eine lange Zeit ist dafür vorgesehen, nach seiner Wiederkunft bis zum Endgericht, wenn letztlich über Recht und Gnade entschieden wird.
Die Freude am Herrn ist unsere Stärke. Die uns sicher macht. Uns erhebt über Ängste und uns trotz Niedergeschlagenheit und Trauer glücklich werden lässt. „Allewege“ soll sie uns begleiten: Ich darf beim Herrn sein, auf ewig. Eine Freude, die über alles menschliche Empfinden hinausgeht. Manches wird von Gott zugelassen, um uns in diese Freude zu führen. Lasst uns in den Alltag mitnehmen: Gott hat mich lieb, er geht mit mir in den Tag hinein.
Der an Dienst- und Lebensjahren jüngste Priester in der Gemeinde Gärtringen ließ, wie sich der Bischof später äußerte, zu dessen großen Freude in sein Herz blicken. Die Freude des Priesters im Natürlichen war, wie er sagte, ganz schnell mal eben vorbei, als er an den Altar gerufen wurde…Das nahm er exemplarisch für die irdische Freude und verwies auf die wahre, unvergängliche Freude: Gott liebt mich, er hat seinen Sohn gesandt, der die Hölle überwunden hat. Ich darf Brüder und Geschwister haben. „Alles, was wir tun, machen wir Gott zur Ehre. Das ist Freude genug!“
Vor der Feier des heiligen Abendmahls ging es dem Bischof noch einmal um die Freude: Die, die man im Gottesdienst erleben kann. Die man sich nicht durch Ärger „wegfressen“ lassen sollte. Die Freude, das Bewusstsein haben zu dürfen, dass, wenn einem Dinge misslingen, man Gnade in jedem Gottesdienst haben darf. Um damit immer wieder neu göttliche Kraft zu bekommen, denn die menschliche ist endlich.
„Jesus, erfülle mein Herze mit Freude…“ , so beginnt das eingangs zitierte Lied. Diese Freude in die zweite Wochenhälfte mitnehmen zu können, wünschte G. Kaltschmitt allen Gottesdienstbesuchern zum Schluss.