„…Weise mir, Herr, Deinen Weg,…“ (aus Nr. 108, neuap.
Chorbuch, Text nach Ps 86) hatte der gemischte Chor zu Beginn des Gottesdienstes gesungen. Die Bitte sollte in Erfüllung gehen.
Die Kirche war an diesem Spätsommerabend bis auf den letzten Platz besetzt: Außer den Jettingern waren die Glaubensgeschwister aus den Gemeinden Öschelbronn und Mötzingen sowie fast alle Gemeindevorsteher, aktiv und im Ruhestand, aus dem Kirchenbezirk Tübingen gekommen.
„Schön, dass wir alle da sind und erleben dürfen, der liebe Gott ist auch da. Ihn können wir mit nichts überraschen. Er sieht uns so, wie wir gekommen sind. Er weiß schon, bevor wir da sind, was wir brauchen, was er im Gottesdienst uns sagen muss. `Lass mich wandeln in deiner Wahrheit`,“ zitierte der Apostel aus dem gerade verklungenen Chorlied. „Unsere Haltung soll sein: Gott kann uns Orientierung und Hilfe geben.“
„Wer ist unter euch, der den Herrn fürchtet, der der Stimme seines Knechts gehorcht, der im Finstern wandelt und dem kein Licht erscheint? Der hoffe auf den Namen des Herrn und verlasse sich auf seinen Gott!“ (Jes 50,10)
Dieses Wort des Propheten lag dem Gottesdienst zugrunde.
„Gibt es das? Den Herrn fürchten, und trotzdem im Finstern wandeln und kein Licht sehen?“ Doch, das Leben kann so sein. Was tun wir dann? Mit Gott diskutieren, ihm Vorwürfe machen? Er gibt uns seinen Segen, was aber nicht bedeutet, dass alle unsere Wünsche in Erfüllung gehen. Man meint, feststellen zu können, alles getan zu haben, aber Gott lässt es an seinem Segen fehlen. Berufliche, familiäre, gesundheitliche Probleme…Ein Fehler wäre es, Gott nur am irdischen Wohlergehen zu messen.
Das Opfer, das gebracht wird, ist nichts Berechenbares. Man multipliziert – berechnet die reiche Vermehrung - und kommt zu tollen Erträgen? Opfern geschieht aus Liebe und Dankbarkeit und nicht, um Ansprüche daraus herzuleiten.
Wir bringen uns ein in die Gemeinde – müsste da nicht auch mal was zurückkommen? Gott segnet, aber er lässt sich nicht auf unsere Ziele reduzieren. Es liegt in seiner Hand, wie er segnet.
„Er ist auch dann da, wenn es dunkel ist und scheinbar das Licht fehlt.“, begann M. Schnaufer auf den zweiten Satz des Bibelworts einzugehen. Der Prophet sagt, dann verlasse dich auf deinen Gott! Der weiß für die jeweilige Situation den richtigen Rat. Dabei hat jede/r sein eigenes „Ausbildungsprogramm“. Habe Vertrauen, wenn die Dinge mal nicht so sind wie du es gern hättest. Das ist keine Kunst, wenn alles glatt läuft. Der Apostel nannte Beispiele aus dem Alten Testament. Das Rote Meer teilte sich, trockenen Fußes kam das Volk Israel auf die andere Seite und war vor seinen Verfolgern gerettet. Was hat Elia, der auf Gott vertraute, alles erleben müssen. Und letztlich war immer wieder Gottes Hilfe da. Auf ungewöhnliche, menschlich nicht zu verstehende Art und Weise. In einer großen Dürre zu einem ausgetrockneten Bach geschickt, bringen Raben dem Propheten die Nahrung. Er selbst hatte keine Handlungsoption mehr, aber er verließ sich auf Gott. Als er nichts mehr zu essen hatte, sollte er zur Witwe von Zarpath gehen. Er von einer Frau(!), die selbst nichts mehr hatte, abhängig sein? Und die ihrerseits sollte vom Letzten, was ihr an Vorräten geblieben war, zuerst Elia etwas geben. Aber am Ende wurden alle satt. In einer tiefen Krise, als ihr Sohn starb, war es wiederum Elia, der mit Gott um dessen Leben rang, bis es hieß: Der Knabe lebt. Wie sind unsere Gebete – ringen wir um das ewige Leben und stellen anderes hintenan? Der Prophet hatte das unerschütterliche Vertrauen, dass Gott es richten werde. Jesus warf die Frage auf, habt ihr denn jemals Mangel gehabt? In der Rückschau sieht man eher, was Gott getan hat. Er ist unser Vater, der alles geschaffen hat. Er wird auch uns helfen. „…(der) verlasse sich auf seinen Gott.“ , wurde noch einmal aus dem Wort des Propheten zitiert.
Der gemischte Chor wusste die musikalische Replik: „Herr, weil mich festhält deine starke Hand, vertrau ich still…dein Wille, Herr ist gut.“ ( Neuap. Chorbuch Nr. 178, Text Helga Winkel)
Das konnte passender nicht sein, bezog sich Bischof Georg Kaltschmitt auf das gerade verklungene Lied. „Vertrauen in den Herrn, das ist der Punkt. Auch, wenn man etwas nicht versteht. Warum geschieht mir das so? Ich habe alles getan und dann das. Wenn ich keine Erklärungen mehr finde, nicht mehr weiter weiß, dann hilft nur das Vertrauen. Dann kann man sich nur noch auf Gott verlassen.
Wenn sich alles nur im Irdischen erschöpft, als Wünsche nur die nach Gesundheit, Wohlstand, einem langen Leben und einem sanften Tod als Hochbetagter im Vordergrund stehen – dann sehen wir nicht, was Gott wirklich mit uns vorhat: ewige Gemeinschaft mit ihm. Was wir hier tun, ist nicht etwa die Investition für die Gegenwart. Was Gott uns bereitet, ist viel höher, da „zahlen“ wir ein. Und das Tröstliche fürs Irdische bleibt, wie der Psalmist es ausdrückte: „Und ob ich schon wanderte im finsteren Teil…dein Stecken und Stab trösten mich.“ (Ps 23)
Oberstes Ziel ist es, Brautseele zu sein. Und schon im Irdischen sind Menschen bereit, für ein ihnen wichtiges Ziel alles auf eine Karte zu setzen, dafür auf Vieles zu verzichten und nichts anderes als ihren Plan im Kopf zu haben.
M. Schnaufer leitete zur Feier des heiligen Abendmahls über und betonte dessen Bedeutung: Jesus ist für dich gestorben, damit du spürst, du bist auf der Seite des Siegers. Es ist keine Gewohnheit, heiliges Abendmahl zu feiern. Und, in des Wortes wahrster Bedeutung bemerkenswert, alle Gottesdienstbesucher bekamen die Hostie vom Apostel gereicht.
Eine Instrumentalgruppe sorgte für den musikalischen Ausklang: „Ich lobe meinen Gott von ganzem Herzen…“
(Text nach Ps 9, 2-3, neuap. Jugendliederbuch Nr. 31)