„…Das kannst auch Du!“ Von einer Tradition zu sprechen, wäre etwas verwegen, aber, immerhin, es war nach 2013 der zweite Kindergottesdienst dieser Art in der Gäugemeinde am nordwestlichen Ende des Bezirks Tübingen.
Das Besondere: Die Kinder waren nicht unter sich. Vielmehr hatte man die Erwachsenen ausdrücklich nicht ausgeladen. Sie durften am Kindergottesdienst teilnehmen, wenn sie es wollten. Der Chor singt heute nicht – wurde der Gottesdienstbesucher, der mit Chorliederbüchern ausgerüstet am Sonntagmorgen ins Kirchenschiff kam, gleich informiert. Nun, so hatten Ehepaare, die als SängerInnen sonst meist nicht im Gottesdienst zusammensitzen, mal die Gelegenheit, beieinander zu bleiben. Es war keine „feindliche Übernahme“, weshalb der Chor nicht sang. Vielmehr hatten die Kinder und ihre Sonntagsschullehrerinnen, von allen gern genossen, das Musikprogramm übernommen. Teils sangen sie allein, teils waren alle gebeten, mitzusingen. Was auch Du kannst? – das wurde gleich zu Beginn des Gottesdienstes musikalisch erläutert: „…dem Himmel näher rücken, das geht – in kleinen Stücken.“, war zu hören.
Gemeindevorsteher Werner Löhmann durfte sich an einem strahlenden Spätsommersonntagmorgen über eine volle Kirche freuen. Urlaubszeitbedingt waren auch viele Besucher aus anderen Gemeinden und Bezirken nach Gärtringen gekommen. Sofern sie einen „normalen“ Gottesdienst erwartet hatten, wurden sie wohl ein wenig überrascht…
„Und wir haben erkannt und geglaubt die Liebe, die Gott zu uns hat. Gott ist die Liebe und wer in der Liebe bleibt, der bleibt in Gott und Gott in ihm.“ (1. Joh 4,16), lautete das zu Beginn verlesene Bibelwort. W. Löhmann hatte sich bei der Auswahl des Textes aus dem Brief des Apostels Johannes für diesen Gottesdienst von der Jahreslosung 2014 für neuapostolische Christen leiten lassen: „Mit Liebe ans Werk“. Auch der Leitgedanke des Pfingstgottesdienstes in diesem Jahrs spiegelt sich darin wider: „Geben ist seliger denn nehmen.“
Im Folgenden ging es um Gottes Liebe, angefangen bei Adam und Eva bis hin zu der heute. Themen waren der Grund für die Vertreibung aus dem Paradies wie auch andere Erlebnisse von Menschen im Alten Testament. Zwar nicht mehr im Paradies, doch weiter von Gottes Liebe getragen, wenn…sie daran glaubten. David, der Goliath wider alles menschliche Denken besiegen konnte. Die „coole“ Geschichte vom Daniel, der wegen seines Glaubens in der Löwengrube musste, in der sich die Raubtiere in Schmusekatzen verwandelten. Weiter ging es im Neuen Testament: Zu hören war von der Liebe Gottes zu den Menschen, die sich in Christi Geburt zeigte. Die Liebe, die bis heute in den Sakramenten gegenwärtig ist. Die tröstliche Gewissheit, die jeder in den Alltag mitnehmen kann und die die Kinder im beginnenden Schuljahr begleiten wird: Gott muss nicht schlafen. Er ist jeden Tag 24 Stunden am Tag da.
In Gott bleiben, wie Johannes schrieb, bedeutet, ihn, Gott, wiederzulieben. Heißt auch, mag manchmal nicht ganz leicht sein, Bruder und Schwester, die Eltern zu lieben. Wie zeigt sich das? Im Gehorsam, Gott und den Eltern gegenüber. Und wenn das mal nicht so klappt, dann bleibt das Sakrament des heiligen Abendmahls mit der Vergebung der Sünden. Was heißt, auch dem Anderen vergeben zu können. Damit war eine halbe Stunde herum und entsprechend der Liturgie folgte das Amen – so soll es geschehen bzw., wie der Vorsteher erläuterte, so will ich es haben, bedeutet das.
Ein Diakon aus der Gemeinde Gärtringen, der in der Sonntagsschularbeit mit tätig ist, wusste noch mehr Beispiele dafür, dass Gott, seine Liebe für den Menschen da sind: Wider alle Vernunft und Erfahrung der „Profifischer“ zu Jesus` Zeiten sorgte er für einen reichen Fischfang dort, wo der nach menschlichem Ermessen gerade nicht zu erwarten war. Gott ließ von Wenigem, völlig unvorstellbar, 5.000 Leute satt werden. Aus eigener Erfahrung schöpfend wurde den Kindern vermittelt: Auch wenn die Eltern mal einen Wunsch nicht erfüllen, sie haben ihre Kinder trotzdem lieb. Angemahnt wurde: „Hast du heute schon `danke` gesagt, auf ein Kinderlied eingehend, das später zum krönenden Abschluss des Gottesdienstes noch lautstark und kräftig, vielleicht auch etwas erleichtert, weil glücklich das Ende erreicht war und alles gut geklappt hatte, gesungen wurde, wobei – ausnahmsweise – die Erwachsenen, bei einem Kinderlied, zum Mitsingen eingeladen waren. Jedenfalls wussten die Jüngeren und Jüngsten gut Bescheid, wofür – auch in dem Lied ausgedrückt – Dankbarkeit gezeigt werden sollte: Brot, Milch, Kleider, das Dach über dem Kopf, ein Bett und Freunde!
Die Statistik sagt, dass nur 4% der Menschen weltweit im Monat finanzielle Mittel in einem Wert entsprechend 1.500 Euro zur Verfügung haben. Das als Maßstab und man kann einschätzen, wo man selbst steht, hieß es. Der Apostel Johannes, war zu hören, schreibt auch vom Gebot, seinen Bruder zu lieben (1. Joh 4, 21). Also gilt es, daran zu arbeiten, die Mitmenschen nicht zu ärgern. Ein letzter guter Rat zum Schulanfang…
Ein Gärtringer Priester erinnerte sich an eigene Schulzeiten: Gott könne nur helfen, wenn man selbst auch Einsatz zeige – das sei bei ihm nicht so arg ausgeprägt gewesen mit der eigenen Leistung. Es bleibt aber beim „ora et labora“, frei übersetzt, von allein wird nun mal nichts.
Und noch etwas, mitten aus dem Gemeindeleben herausgegriffen. Die Gärtringer Kinder pflegen bei gutem Wetter zur allgemeinen Freude und Begeisterung Fußball zu spielen, während ihre Eltern im Anschluss an den Gottesdienst am Sonntagmorgen Gesangstunde haben. Es scheint da im Eifer des Fußballgefechts gelegentlich nicht ganz so christlich zuzugehen. Daher wurde abschließend noch ein etwas liebevollerer Umgang miteinander, fair Play, angemahnt.
Ein Gärtringer Priester, der auch gelegentlich mit unterrichtet, forderte nach dem abschließenden Lied der Kinder – nicht vergeblich – den Dank an sie für die musikalische Gestaltung des Gottesdienstes ein. Reichlich Applaus gab es, eine kleine, gewiss nicht leere, vielmehr inhaltsreiche Schultüte hatte für jeden schon während des Gottesdienstes am Altar bereit gelegen. Es wurde auch Zeit, zum Ende zu kommen, denn warmer Fleischkäse, Zwiebelsoße und vieles mehr warteten am liebevoll hergerichteten Buffet darauf, verzehrt zu werden. Da sprangen nicht nur die Herzen, sondern besonders auch die Füße gern hin…
Aber auch erstere können, ohne dass ihnen angst und bange wird, in die kommende Zeit und die Kinder ins beginnende Schuljahr gehen. Was man eingangs gemeinsam gesungen hatte, diese Zuversicht des Lieddichters (Paul Gerhardt, 1607 – 1676, Neuap. Gb Nr. 258) soll bleiben:
„Wohlauf, mein Herze, sing und spring und habe guten Mut! Dein Gott, der Ursprung aller Ding, ist selbst und bleibt dein Gut!“