Zum Gottesdienst in Singen waren mit ihren Ehefrauen auch der Vorsteher des Bezirks Tübingen und seine Vertreter, aktiv oder im Ruhestand, angereist.
Daher gibt es Bericht und Fotos vom Gottesdienst auch auf der Tübinger Bezirksseite:
„Gott ist da. Er ist unbegreiflich nah!“
Der gemischte Chor sang zu Beginn des Gottesdienstes das Lied vom ersten Internationalen Kirchentag 2014 in München, dem das Eingangszitat entnommen ist (Neuap. Chorbuch Nr. 344, Text und Melodie Peter Strauch, geb. 1943). Vor dem Gottesdienst hatten die SängerInnen, sich abwechselnd mit einem Duo - Orgel und Oboe - schon für die musikalische Einstimmung gesorgt. Die Besucher, darunter Oberbürgermeister Bernd Häusler, waren nicht nur aus Singen und Umgebung gekommen. In Begleitung ihrer Ehefrauen hatten sich nahezu alle Bezirksvorsteher und ihre Vertreter, aktiv und im Ruhestand, aus dem gesamten Apostelbereich Freiburg/Tübingen, Bischöfe, amtierend und im Ruhestand, und Bezirksapostel i. R. der Neuapostolischen Kirche Süddeutschland, Klaus Saur, auf den Weg in die Stadt im badischen Landesteil des Apostelbereichs gemacht. (Die Aufzählung erhebt keinen Anspruch auf Vollzähligkeit.) Das Kirchengebäude, erbaut Anfang der 1950er Jahre, im 21. Jh. grundlegend, mit beeindruckendem Ergebnis, umgestaltet und Ende 2011 wieder eingeweiht, war bis auf den letzten Platz gefüllt. Anlass dieses überregionalen Zusammenkommens war ein für den Nachmittag geplantes „Familientreffen“ der oben genannten Amtsträger, aktiv oder im Ruhestand, mit einer Fahrt auf dem Bodensee, wobei M. Schnaufer sich angesichts dicker Wolken über dem Hegau wünschte, dass mehr Wasser unter als über dem Schiff sein möge. Wird schon gut gegangen sein. Auch wenn bestimmt keiner der Reisenden von sich den Anspruch erhebt, als Engel angesehen werden zu können, die nie schlechtes Wetter haben, wenn sie unterwegs sind.
„Ich bin da…“, griff der Apostel zu Beginn das Lied vom Internationalen Kirchentag auf. Das ist das Größte. Jesus ist da, dessen Opfertod alle Perspektiven eröffnet hat. Das macht den Sonntag zum Sonntag, die ganz persönliche Begegnung mit Gott. Dessen Nähe, seine manchmal unbegreifliche Nähe, ging M. Schnaufer auf den Text des Lieds ein. Da erlebt der Mensch Dinge, die ihm aus seiner Sicht falsch, unangebracht erscheinen. Da kann eine Sorge nach der anderen aufkommen. Er hat alles gemacht und alles versucht, um christlich zu handeln. Und das Resultat seiner Mühe vermag nicht zu befriedigen. Und trotzdem auch dann: Gott ist da. Die Begrenztheit menschlichen Sehens verhindert gelegentlich, das richtig zu erkennen. Dennoch, Gott ist unbegreiflich nah, mehr als wir uns das vorstellen können. Da mag jemand fast verzweifeln, wenn Verluste eintreten und Schicksalsschläge kommen. Es sieht so aus, als ob Gott nicht hilft und dann - geht doch eine Tür auf, mit der man schon gar nicht mehr gerechnet hat. Das glauben zu können gibt Sicherheit auf dem Lebens- und Glaubensweg.
„Denn ich eifere um euch mit göttlichem Eifer; denn ich habe euch verlobt mit einem einzigen Mann, damit ich Christus eine reine Jungfrau zuführte. Ich fürchte aber, dass wie die Schlange Eva verführte mit ihrer List, so auch eure Gedanken abgewendet werden von der Einfalt und Lauterkeit gegenüber Christus. (2. Kor 11, 2 u. 3)
„Im Brief an die Korinther freut sich Paulus über die Gemeinde dort und deren enge Verbindung zu Jesus.“, so M. Schnaufer auf das zu Beginn verlesene Bibelwort eingehend. Der Apostel damals sieht aber auch die Gefahr, dass das Verhältnis zum Sohn Gottes nicht von Dauer sein könnte. Deshalb wählt Paulus dieses Bild von einer Verlobung. Da wendet man sich einander zu. Investiert alles in diese Beziehung. Man will mehr und mehr aufeinander „zuwachsen“. Paulus freut sich über das positive Bild, das die Gemeinde in Korinth abgibt. Aber er will sie auch vorbereiten auf das, was kommt, kommen könnte. Er will die Zeit dafür nutzen, Schlimmes zu verhindern. Das Evangelium soll im Mittelpunkt stehen, weniger eigene Ideen und Lebensbilder. Alles für die Gemeinschaft einsetzen. Denkt und handelt man so, dann ist es gut möglich, dass das Resultat nicht kongruent ist mit eigenen Vorstellungen davon, wie es denn sein könnte oder sollte.
Jesus selbst hat Gottes Herrlichkeit verlassen und sich „als wahrer Gott und Mensch“ auf die Erde begeben. Nötig hatte er das nicht. Denn mit seiner Rückkehr zum Thron Gottes hat er nicht mehr erreicht als das, was er vor seinem Opfertod schon hatte. Aber er hat es für seine Braut getan, damit die nicht durch Sünde von Gott getrennt bleibt. Ohne Jesus` Opfer gibt es keinen Weg ohne Sünde. Das Pfingstereignis damals, die Ausgießung des Heiligen Geistes, geschah aus der Liebe Gottes heraus. Voraussetzung, an ihr teilhaben zu können, ist, dass wir ihn wiederlieben können. Nicht wie der, dessen Worte von Liebesschwüren strotzen, aber wenn es darum geht, etwas für den anderen zu tun, Fehlanzeige. Erst viel wollen, dann kommt der Alltag und es bleibt beim guten Vorsatz.
Durch die heilige Wassertaufe und die heilige Versiegelung gibt es ein enges Verbundensein mit Jesus. Dieses „Liebesverhältnis“ soll sich in allem wiederfinden. Die Liebe ist das Gesetz, das über allem steht. Da kommt dann die Schlange, Satan, und will nicht das große Ganze sehen lassen, sondern es heißt, ihr dürft ja wohl nicht von allem essen. Genau das ist das Teuflische daran: Was Gott uns schenkt, geht unter. Gesehen wird nur, auf was man verzichten muss. Jeder muss sich entscheiden, wo er die Prioritäten setzt.
Da könnte man nicht Gottes Gebote als solche ansehen, sondern sich selbst als Maß aller Dinge nehmen. Selbst entscheiden, was gut ist und was nicht. Das ist brandgefährlich.
Jesus stellt über alles die Liebe. Und wir? Maßen wir uns ein Urteil an über andere? Teilen sie in Kategorien ein, schlimme und weniger schlimme Sünder? Das ist nicht unsere Aufgabe. Vielmehr heißt es, was ihr einem meiner Geringsten getan habt, das habt ihr mir getan. Im Guten wie im Bösen.
Der Apostel erinnerte an das Trojanische Pferd. Ein „Abschiedsgeschenk“ der nach einer Belagerung abgezogenen Feinde. In die Stadt hineingeholt zeigt sich der zerstörerische Inhalt: Troja wird ein Raub der Flammen. Überträgt man das Beispiel, bedeutet es, man kann sich als Christ noch so sicher fühlen. Es kommen doch „Trojaner“ – Zweifel an der Liebe Gottes und die Verheißung Jesus` wird relativiert. Immerhin sind seither doch schon Jahrtausende vergangen. Da heißt es aufzupassen. Wer glaubt schon noch an den Teufel – dessen Vorteil, denn dann, wenn man nicht aufpasst, nicht mit ihm rechnet, kann er sich entfalten. Nicht vergessen: Du hast eine riesige Perspektive. Wie viel hat Jesus auf sich genommen für uns. Was bedeutet es da schon, auf das eine oder andere zu verzichten. Wir dürfen im Glauben und Vertrauen auf Christus als seine Braut unseren Weg gehen. Überzeugt und freudig, aber auch etwas vorsichtig. Im Bewusstsein dessen, was mein Leben ausmacht: Die Lehre des Evangeliums und der Glaube an die Wiederkunft Christi.
Bezirksevangelist Claus Morlok, Freudenstadt, noch nicht lange im Amt, sagte, er müsse auch an diesem Sonntag damit leben, dass er als der derzeit Jüngste im Amt eines – stellvertretenden – Bezirksvorstehers das Schicksal des Neuen erlebe, in einem solchen Gottesdienst an den Altar gerufen zu werden. Trotzdem sei er gern nach Singen gekommen. „Gott ist da, unbegreiflich nah…“, heißt, er ist mit dir auch im Alltag. Sich als Verlobte Jesus` sehen dürfen, den man noch nie gesehen hat. Ein Freund, von dem ich weiß, er hat sein Leben für mich geopfert. Diese „Verlobungszeit“ ist auch eine Gnadenzeit, um ihm immer ähnlicher zu werden, damit er uns an unserem Wesen erkennen kann.
Horst Schneider, Vorsteher des Bezirks Dornhan, erinnerte an viele Beispiele, wie Beziehungen zwischen Menschen wachsen können. Das ist dann mehr als verliebt zu sein. Miteinander vertraut sein, die Gedanken des anderen erfassen können, was er wie meint, zu wissen. Das ist Verlobungszeit. Empfindsame Seelen zu haben, den Wunsch, die Nähe des anderen zu erleben. Eine Zeit, die geprägt ist durch Treue zu Gott und unserem Seelenbräutigam.
Bischof Georg Kaltschmitt, Tübingen, sprach von dem Text aus dem Brief des Paulus als einem hochinteressanten Wort. Man beobachte die Veränderungen bei einem Menschen, der sich verlobt hat. Vorher, wenn man ihm einen Rat gab, einen Vorschlag machte, wurde schnell selbst darüber befunden. Jetzt heißt es, da will ich erst mit Braut oder Bräutigam darüber sprechen. In derselben Phase des Zusammenwachsens befinden wir uns mit unserem Seelenbräutigam. Nicht die eigenen Gedanken sofort entwickeln bei einer Entscheidung und sie umsetzen, sondern erst einmal mit dem himmlischen Vater darüber reden, mit dem Vorsteher oder Jugendbeauftragten, zum Beispiel.
Apostel Paulus sprach von „Einfalt und Lauterkeit“, die verloren gehen könnten. Hat nichts mit dem zu tun, was umgangssprachlich mit „Einfaltspinselei“ oder Naivität zu tun haben könnte. Vielmehr die Dinge unbefangen mit reinen Gedanken betrachten können. Nicht bei anderen immer das Schlechteste zuerst sehen oder vermuten. Das entspricht nicht dem göttlichen Wesen. Vielmehr das Beste annehmen, etwas verstehen und entschuldigen können. Ein reines Herz haben heißt auch, sich nicht an einem vielleicht nicht so geschickten Satz hochziehen und die anderen 99 vergessen. Lauterkeit und Reinheit zu erreichen, das ist eine schöne Aufgabe.
Bischof Urs Heiniger, Freiburg, verblieb es zum Schluss, wie er sagte, zu danken und zu loben. Er riet, aufzupassen, was hinter einem Geschenk stecken kann. Welcher Geist verbirgt sich dahinter? Wie schnell mag auch der Gedanke aufkommen, warum soll ich jemanden fragen. Im Glaubensleben ist es gefährlich, sich so zu verhalten, wie es einem selbst gerade richtig erscheint. Zu meinen, man sei doch wissend und tüchtig genug. Vielmehr hat Jesus Christus oberste Priorität. Die Kraft der göttlichen Liebe bleibt im Zentrum.
M. Schnaufer ging noch einmal auf menschliches Denken ein. Da wird oft herumgerechtet. Grandios ist es, dass Jesus die Liebe über alles stellt. Und wir haben in Jesus alles. Da spielt es keine Rolle, ob man selbst oder andere mit mehr oder weniger irdischen Gütern gesegnet sind. Liebe braucht auch keine Gegenleistung. Sie will einfach nur geben. Er erinnerte an das Beispiel, das Jesus gab: Knechte, die unterschiedlich lange gearbeitet haben, bekommen am Ende den gleichen Lohn. Ungerecht? Menschlich gesehen schon. Aber jeder bekam, was ausgemacht war. Bedingungslos die Liebe weitergeben, die wir selbst bekommen haben. Gott vergibt allen. Jesus gab den Hinweis, als eine Ehebrecherin gesteinigt werden sollte, dass der, der ohne Schuld ist, den ersten Stein werfen solle. Der himmlische Vater vergibt bewusst allen ihre Schuld. Es geht auch darum, wie wir aufeinander zugehen. Nichts nachtragen, sondern uns gegenseitig tragen.
Im Gottesdienst empfing ein kleines Kind das Sakrament der heiligen Versiegelung. Den Eltern riet der Apostel, die Weisheit zu haben, das Kind auf ein Leben als eigenverantwortlicher Christ vorzubereiten. Diese Aufgabe liegt bei ihnen. Er wünschte dem Paar, mit Gottes Hilfe ein gutes Vorbild sein zu können, denn das ist der beste Lehrer.
Der Vorsteher, Hirte Holger Schiele, und seine Frau bekamen in „ihrer“ Gemeinde Singen den Segen zur silbernen Hochzeit gespendet. Der Apostel zählte auf: 25 Jahre gemeinsam gelebt, mit Höhen und Tiefen, mit Dur- und Moll-Akkorden. Er riet, aus dem Vergangenen das Schöne mitzunehmen in die weitere Zukunft. Gott macht den Anfang und gibt auch Hilfe für alles Weitere. Bei allem sich in seiner Hand fühlen und nicht als Spielball eines ominösen Schicksals. Keine Ehe bleibt vor Gefahren bewahrt. „Sie haben sich aufeinander eingestellt und mit Gottes Hilfe konnten Sie das schaffen, was zu bewältigen war, auch als Vorbild in der Gemeinde.“ Zum „alten“ Segen von vor 25 Jahren, der keinesfalls abgelaufen ist, wie M. Schnaufer sagte, gab es dann noch einen neuen, zusätzlichen.
Dass Gott es wohl mache, mit jedem, das war das Anliegen des Apostels im Schlussgebet, nicht nur, aber auch mit dem silbernen Hochzeitspaar. Als es an den Altar getreten war, wurde in diesem Sinn schon musikalisch ausgedrückt (Klavier und Gesang), was wohl dem Wunsch eines jeden, nicht nur dem des „silbernen“ Brautpaars entsprach:
Be thou my vision, O Lord of my heart… …O heart of my heart, whatever befall me, O Ruler of all, be thou my vision.
(Altes irisches Lied in englischer Übersetzung)