Wer üblicherweise dem Chronisten zusieht, wenn er sich rüstet, auf Reportage zu fahren, konnte an diesem grauen Samstagmorgen ins Grübeln kommen.
Fotoapparat, Schreibzeug, ganz normal, das Gesangbuch befindet sich für alle Fälle eh im Handschuhfach des Autos…und jetzt noch ein Handtuch??? Machte schon Sinn, wie sich im weiteren Verlauf des Tages zeigen sollte.
Auf einem Parkplatz beim Barfußpark in Hallwangen (bei Dornstetten, Kreis Freudenstadt) fanden sich gegen 10.30 Uhr etwa 20 Kinder, Mitarbeiterinnen vom Kids-Aktiv-Team und Eltern ein. Die Jüngeren warteten ungeduldig darauf, dass es nun mit den Aktivitäten losginge. Ein Junge darunter, der perfekt Räder schlug, nein, (noch) keine Überschläge wie der Fußballspieler Miroslav Klose in früheren Zeiten nach einem geschossenen Tor. Aber wer weiß, vielleicht war das nur dem harten Asphalt geschuldet. Man teilte sich in zwei Gruppen auf. Die eine ging ins Bergwerk, die andere als Erstes in den Barfußpark. Letztere bildeten die Mädchen mit Erwachsenenbegleitung. Die Jungen mit Begleitung sollten zuerst etwas über das Steigerleben erfahren. Die Zweiteilung war nötig, denn im Bergwerk gab es eine Führung mit auf 13 Teilnehmer begrenzter Zahl von Personen. Als das alles geregelt war, konnte es losgehen. Alle versammelten sich noch zu einem Gebet, das Elisabeth vom Kids-aktiv-Team sprach.
Wer sein letztes Münzgeld geopfert hatte, um die Parkgebühren zu zahlen, bekam ein Problem: Ihm fehlte der Euro als Pfand fürs Schließfach im Eingangsbereich des Barfußparks, wo man seine Sachen und insbesondere seine Schuhe verstauen konnte, denn die brauchte man jetzt nicht mehr. Das Problem mit dem fehlenden Geld ließ sich gut durch Gründung von Schließfachgemeinschaften lösen. Und los ging es. Etwas ungewohnt, der Untergrund: Gras, Waldboden, Rindenmulch, Tannenzapfen, Holz, Wasser, Steine in allen Variationen, rund, spitz, aus Glas…Ziemlich zu Beginn des „kleinen Parcours“ von ca. 45 Minuten - um rechtzeitig mit der zweiten Gruppe ins Bergwerk zur Führung zu kommen, blieb nicht mehr Zeit - gab es einen „Wasserspielplatz2. Ein Beachvolleyball-Feld, das für „panierte“ Füße sorgte, ein Kletternetz, ein eiskaltes (manche Teilnehmerin wusste das weniger gewählt auszudrücken) Wassertretbecken (Sebastian Kneipp ließ grüßen), einen „Bach“ mit großen glitschigen Steinen und vieles mehr. Weiter ging es, mal bergauf, mal -ab, vorbei an „Summsteinen“ – Hohlkörper aus Stein, denen man mit eingeblasener Luft Töne entlocken konnte -, einem Wildbienenhaus und zu einem „Himmlischen Moosbett“ am Wegesrand, überdacht und zum Verweilen einladend. Aber aus Zeitgründen konnte man nur kurz hinein und sich vorstellen, wie es denn wäre, wenn man sich hinlegte: himmlisch weich und bequem. Das Tannenzapfenbeet, über das u. a. der Weg führte, war gut zu betreten. Alle Zapfen feucht und daher keiner pieksig.
Die Gruppe kam unversehrt an Leib und Füßen zum Ausgangspunkt zurück, wobei Letztere das Meiste bei diesem Rundgang erlebt haben dürften. Nicht zu ihrem Nachteil: Peeling, Fußreflexzonenmassage und Rundumpflege included.
Nun zeigte sich Sinn und Zweck des mitgenommenen Handtuchs: Die Füße wurden mit Bürste und kaltem Wasser (was einem gar nicht kalt vorkam) gründlich gereinigt und abgetrocknet, bevor sie wieder in die Schuhe mussten oder durften.
Da ist manchem an diesem Tag auch klar geworden, warum damals in biblischen Zeiten die Fußwaschung und -salbung einen ganz praktischen und nicht ausschließlich symbolischen Wert hatte. Alles per pedes erledigen, kein Schuhwerk wie in späterer Zeiten, da müssen die Füße viel mitmachen und in des Wortes ursprünglicher Bedeutung ertragen. Nach „BB“ = Barfußpark und Bergwerk folgte als krönender Abschluss ein Grillfest, denn der Mensch hat nicht nur Füße, um die er sich kümmern muss.
An der Expedition ins Unterirdische nahm der Chronist nicht mehr teil. Dazu müssen Fotos sprechen...
Herzlichen Dank an die Organisatorinnen vom Kids-aktiv-Team, die alles wieder perfekt organisiert und für einen trotz gräulichen Wetters strahlenden Tag gesorgt haben.