Sonntag, 22. Juni 2014 – Gottesdienst in Tübingen mit Apostel Martin Schnaufer …von der Liebe…, ganz besonders von der Gottes zu den Menschen war an diesem „blank geputzten“, strahlenden Sommersonntagsmorgen im Gottesdienst in Tübingen viel zu hören.
Apostel Martin Schnaufer, Apostelbereich Freiburg/Tübingen, der den Gottesdienst leitete, sprach zu Beginn von einem „äußerlich und innerlich schönen sonnigen Sonntag“ und drückte damit das Empfinden der Gottesdienstbesucher in einer vollen Tübinger Kirche aus. Eingeladen waren auch die Glaubensgeschwister aus dem Tübinger Ortsteil Pfrondorf und aus den Gemeinden Ammerbuch-Pfäffingen und Rottenburg. Die im Ruhestand befindlichen Apostel Wolfgang Bott und Wolfgang Eckhardt, früherer Apostelbereich Tübingen bzw. Bereiche Tübingen und Freiburg, Bezirksevangelist i. R. Manfred Bayer und viele inzwischen aus Altersgründen nicht mehr aktive Vorsteher und Priester sowie die 13 Gemeindevorsteher des Bezirks Tübingen mit ihren Ehefrauen waren zum Gottesdienst in die Universitätsstadt gekommen. Sie alle wollten dabei sein, wenn, um das vorwegzunehmen, in der Gemeinde Tübingen an diesem Junisonntag ein Amtswechsel stattfinden würde: Hirte Rolf-Dieter Kittel sollte in den Ruhestand versetzt und Priester Arndt Bayer aus der Gemeinde Rottenburg als dessen Nachfolger ordiniert und beauftragt werden.
„Mit Liebe ans Werk“, griff M. Schnaufer noch einmal das Jahresmotto 2014 neuapostolischer Christen weltweit auf. Abweichend von jahrelanger Tradition – es gab kein besonderes neues - ist es gleichzeitig das Grußwort, das Kirchenpräsident und Stammapostel Jean-Luc Schneider im Pfingstgottesdienst 2014 im Münchner Olympiastadion 14 Tage zuvor an neuapostolische Christen in aller Welt gerichtet hatte. Dieses Pfingstfest 2014 soll nachhaltig sein. Es wurde im Rahmen des ersten Internationalen Kirchentags der Neuapostolischen Kirche gefeiert und ist als großes Erlebnis nicht das Ende, sondern der Beginn der Arbeit. „Mit Liebe ans Werk“ – beinhaltet, dass Geben seliger ist als Nehmen. Es kann kein zum Jahresbeginn nur für kurze Zeit ausgegebenes Motto im Sinne von „das machen wir dann mal so“ darstellen. Dieser Gedanke hat so viele Teilaspekte: Die Liebe Gottes mit Leben erfüllen, sie in unseren Gedanken, in jeder Reaktion mitschwingen lassen. Geben ist – macht – seliger als nehmen. Gottes Liebe kann scheinbar Unmögliches bewegen. Mit seiner Hilfe auch mal über den eigenen Schatten springen. Der Apostel erinnerte an Petrus, der auf Jesus` Rat hin das Fischernetz zur anderen Seite des Boots auswarf, wo man eigentlich nichts fangen konnte. Der Jünger erlebte, dass es so tatsächlich wider alle Erfahrung mit dem Fischen doch etwas wurde. Und sich freuen konnte, nicht an dem festgehalten zu haben, was eigentlich seinem handwerklichen Wissen entsprochen hätte. Mit Liebe ans Werk – unsere Alltagsaufgabe. Im Irdischen kennen wir nur begrenzte Ressourcen. Bei der Liebe Gottes lebt man im Überfluss und kann im Überfluss geben. Sie ist ausgegossen in unsere Herzen. Sie ausleben gibt ein besonderes Erleben und ein besonderes Miteinander in neuapostolischen Kirchengemeinden.
„Wir wissen aber, dass denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Besten dienen, denen, die nach seinem Ratschluss berufen sind.“ (Röm 8, 28), so hatte der zu Beginn des Gottesdienstes verlesene Text aus dem Neuen Testament gelautet.
Die Liebe Gottes kann durch keine Macht und Gewalt behindert werden. Weder Schönes noch Belastendes kann Gottes Liebe beschränken. „Das kannst nur Du selbst!“, so der Apostel. „Lasst uns deren Überfluss empfangen und weitergeben.“ Auf das Bibelwort eingehend: “Zuerst geschah die Erwählung seitens Gottes aus seiner Liebe heraus. Gott wollte Dich mit all Deinen Schwächen und Grenzen. Dafür gibt es keine Erklärung. Aber das soll uns nicht hindern, an diese Erwählung zu glauben.“ Als Beispiel: Mose, ein Mann mit Ecken und Kanten. Kein „Kuscheltyp.“ Aber Gott hatte ihn ausgesucht. Mit seiner Wahl aus der Liebe heraus hat er sich auch uns zugewandt.
„…die berufen sind“ – wozu? Jesus nachzufolgen. Berufen zur Gemeinschaft mit Gott als Miterbe Christi, der will, dass die, die ihm der Vater gegeben hat, da sind, wo Jesus ist. Jeder Christ kann an Gottes Liebe teilhaben, seine Frohe Botschaft gilt ihm. Jeder Christ kann hoffen und gesegnet sein, kann Gottes Licht wahrnehmen und ein Vorbild sein. Gott schenkt uns sein Vertrauen. Was verbindet uns mit ihm wenn nicht Liebe? Woran kann man es festmachen, dass man sich zu Gott wendet? Ein Beispiel aus dem Alten Testament ist Josef. Er hatte ein besonderes Verhältnis zu Gott. Die Zehn Gebote gab es noch nicht, aber Josef wusste, was richtig und was falsch war. Er ließ sich nicht zum Ehebruch verführen, denn „wie könnte ich ein solch großes Übel tun und wider meinen Gott sündigen.“ Ein Maßstab, ob Gottes Gnadenwahl eine solche Gottesfurcht auch bei uns auslöst.
Bin ich bereit, mehr zu geben als zu nehmen? Geht das Primat der Liebe Gottes vor? Woran mache ich fest, was richtig und was falsch ist? Ganz schnell kommen menschliche Grenzen. Da hält der „Zeitgeist“ Einzug und fordert seinen Tribut. Lässt anderes wichtiger erscheinen als die Liebe Gottes und die zu ihm. Das Volk Israel damals ließ sich durch die zurückkehrenden Kundschafter und deren Nachrichten verunsichern. Das Gelobte Land schien ihnen uneinnehmbar, sie wollten nach Ägypten zurück. Nur Josua und Kaleb waren sich sicher: Mit Gottes Hilfe wird es gehen. Mit Gottes Hilfe ist alles machbar. Wir sind nicht Spielbälle des Schicksals. Gott hat uns gewollt. Er hat es so entschieden. Gottesfurcht und Ehrfurcht, geprägt durch tiefes Vertrauen lassen den Menschen erleben, dass sich die Dinge zum Besten wenden. Nicht jeder Tag bieten Anlass zum Lachen. Trotzdem kann man stille Freude empfinden. In der Glaubensgelassenheit, sich geborgen fühlen zu dürfen. Der Glaube lässt einen nicht „alles locker wegstecken.“ Aber ich kann glauben, dass Gott die Kraft zum Tragen gibt. Und oft darf man im Nachhinein erleben, dass er alles zum Besten gewendet hat. Wir müssen bereit sein, den nächsten Schritt zu machen. Dahin, wo Gott uns hin haben will. So können wir ein Segen für andere sein. Dazu wollen wir ein herzliches „Ja“ geben, appellierte M. Schnaufer zum Schluss.
Der in den Ruhestand gehende Gemeindevorsteher wollte keine „Abschiedsrede“ halten, informierte der Apostel. So ein paar Abschiedsgedanken kamen vom Bezirksvorsteher, Klaus von Bank. In einem wegen des Vorsteherwechsels „historischen“ Gottesdienst, wie K. von Bank ihn bezeichnete. Ihm war es wichtig, daran zu glauben, dass Gott alles zum Guten wendet. Der scheidende Gemeindevorsteher mag sich manches Mal in seinem Amt auch nicht gerade glücklich gefühlt haben. Da hat es vielleicht auch Situationen gegeben, in denen nichts Gutes zu erkennen war. Sich dann trotzdem sagen, Gott ist mit mir und meinen Glaubensgeschwistern, diese Sicherheit gibt Mut. Bedenken können sich so hochschaukeln, dass man nur noch die Schwierigkeiten, aber nicht die Lösungen sehen kann. Davon blieben auch die Jünger Jesus` nicht verschont, als der Gottessohn am Kreuz hing. Aber es ging weiter. Es blieb nicht so. Nicht dabei stehen bleiben, wenn es nicht so gut läuft. Dann nicht enttäuscht sagen, so, das habe ich jetzt davon. Mut machen und Mut haben, das Ziel sehen, das ist unser Reichtum. Gott wird Wege aufzeigen und Türen öffnen, das nehmen wir mit in den Alltag.
Ein Mitglied der Gemeinde Tübingen kam auch noch an den Altar: Bischof Georg Kaltschmitt. Er erinnerte noch einmal an den Internationalen Kirchentag und zitierte dessen Lied: „Gott ist da.“, wurde da gesungen. Heute Morgen ist Gott da. Er wirkt im Heiligen Geist, den wir fühlen können. Seine Liebe ist da. Wenn in mir Liebe ist, dann gebe ich, ohne eine Gegenleistung zu erwarten. Wenn jeder gibt, kann auch jeder nehmen. Das gilt für die Familie, die Gemeinde, am Arbeitsplatz. Es heißt, denen, die Gott lieben, dienen alle Dinge zum Besten. Ein Trost in schweren Zeiten. Und wenn es mir eigentlich ganz gut geht, dann brauche ich Gott jetzt nicht so dringend? Es könnte dann das Bedürfnis nach ihm leiden. Soll so nicht sein.
Wenn es heißt, dass denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Besten dienen sollen, stellt sich die Frage, was das Beste ist. Reichtum, Gesundheit, ein langes Leben? Das alles endet. Es kann nicht das Beste sein. Vielmehr geht es um das Heil der Seele, auf ewig bei Gott sein zu können. Dem Ziel soll alles dienen.
Im Gottesdienst empfing ein kleines Kind das Sakrament der Heiligen Versiegelung durch den Apostel. „Gott hat dieses Kind gewollt. Er hat sich ihm zugewandt.“, so M. Schnaufer bei seiner Ansprache an die Eltern, die mit ihrem Kind an den Altar getreten waren. „Nichts soll Dich scheiden von der Liebe Gottes. Der Engel des Höchsten möge Dich geleiten.“, das waren die Wünsche des Apostels.
Dann ging ein Zeitabschnitt für die Gemeinde Tübingen und ihren Gemeindevorsteher zu Ende: Hirte Rolf-Dieter Kittel wurde in den Ruhestand verabschiedet. Zuvor war ein Gesangsensemble an den Altar getreten. A cappella gesungen erklang der Aaronitische Segen:
„Der Herr segne dich und behüte dich. Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig. Der Herr hebe sein Angesicht über dich und gebe dir Frieden."
Eine lange Amtsträgertätigkeit ging zu Ende, nicht aber ein weiteres Wirken in der Gemeinde Tübingen. Das solle bleiben, sprach der Apostel den Wunsch aller aus. Seit 1976 war R.-D. Kittel seelsorgerisch tätig gewesen. 38 Jahre lang hat er liebevoll und mit viel Verständnis Glaubensgeschwister in den beiden größten Gemeinden des Bezirks Tübingen betreut. 1988 wurde er Vorsteher und Hirte in Herrenberg, ab 1992 übernahm er diese Aufgabe in Tübingen. Dort war auch ein großes Aufgabenfeld die seelsorgerische Begleitung der neuapostolischen Glaubensgeschwister aus anderen Gemeinden, die als Patienten in den Tübinger Kliniken stationär aufgenommen waren. Und nicht zu vergessen – seine langjährige Tätigkeit als Beauftragter für das Unterrichtswesen im Bezirk Tübingen. „Vielen Dank, gesegnete schöne Augenblicke, Freude über das, was war und bei dem, was kommt!“ beendete M. Schnaufer seine Ansprache an den – jetzt – Gemeindevorsteher im Ruhestand.
Als sein Nachfolger wurde später Arndt Bayer beauftragt. Er war zuvor Priester in Rottenburg gewesen. Er erhielt im Gottesdienst das Hirtenamt. Ein Diakon aus Rottenburg wurde zum Priester ordiniert. „Es ist das Werk Gottes. Er entscheidet und führt, gibt Kraft und Überzeugung. Es war seine Entscheidung. Er möge auch die Freude am neuen Amt und an der Ausführung der übernommenen Aufgabe schenken. Ich freue mich auf das gemeinsame Arbeiten,“ sagte M. Schnaufer zum Schluss zu den jungen Amtsträgern.
Bleibt noch zu erwähnen, dass auch eine Instrumentalgruppe und der gemischte Chor für die musikalische Umrahmung sorgten…neben dem Gemeindegesang: …von der Liebe… (s.o.), die war der „Rote Faden“: „O Wunderliebe, die mich wählte… (Eingangslied, Neuap. Gb. Nr. 224, Text Johann Gottfried Hermann, 1707 – 1791) und beim Lied zur Feier des heiligen Abendmahls: „Ich bete an die Macht der Liebe, neuap. Gb. Nr. 221, Text Gerhard Tersteegen, 1697 – 1769).