„Der Herr behüte dich…“ (Chorbuch Nr. 159, Text Ps 121, 7,8) sang der gemischte Chor, als drei Konfirmandinnen und acht Konfirmanden mit Lehrerin und Lehrer kurz vor dem Gottesdienst nach vorn in die Kirche kamen.
Schon im Eingangsgebet ging es um Gottes Schutz und Segen nicht nur für die Lebensgestaltung der jungen Christen. M. Ehrich bezog alle Menschen mit ein in diese Fürbitte, denn ein Reich des Friedens wird es erst mit der Wiederkunft Christi geben. Zu Beginn wünschte der Bezirksapostel den Konfirmanden, dass Jesus in ihrem Leben ihr Gefährte und Freund sein möge. Er begrüßte sie und ihre Angehörigen ganz besonders und wünschte ihnen ein schönes Familienfest an einem äußerlich eher trüben, nasskalten Tag. Es würde sicher Geschenke für die Konfirmanden geben, über die man sich durchaus freuen dürfe. Wesentlich aber sei die Segenshandlung im Gottesdienst an diesem Tag, der für die jungen Menschen Schnittstelle ist zwischen dem Abschluss des bisherigen und dem Beginn eines neuen Lebensabschnitts, was den Glauben betrifft. Die Verantwortung dafür, die bislang die Eltern getragen haben, übernehmen die Konfirmanden mit ihrem Gelübde selbst. Sicher werden ihre Eltern sie dabei begleiten, aber anders, als es bisher war.
„Du aber bleibe bei dem, was du gelernt hast und was dir anvertraut ist; du weißt ja, von wem du gelernt hast und dass du von Kind auf die Heilige Schrift kennst, die dich unterweisen kann zur Seligkeit durch den Glauben an Jesus Christus.“ (2. Tim 3, 14 u. 15) Das war das Bibelwort des Konfirmationsgottesdienstes und gleichzeitig auch das für die jungen Christen, wie es im Konfirmationsbrief steht, der vom Kirchenpräsidenten der Neuapostolischen Kirche International und Stammapostel, Jean-Luc Schneider, an alle Konfirmanden des Jahrgangs 2014 gerichtet wurde.
„ Du – da spricht Gott dich ganz persönlich an und wendet sich dir zu. Er, der jede Sekunde deiner Existenz kennst, schon bevor du das Licht der Welt erblickt hast. Der auch deine Zukunft kennt, der spricht dich an.“, so der Bezirksapostel. Gott tut das, er, dessen Allgegenwart und Allmacht vom Menschen nie ganz erfasst werden. Deren Verstand erreicht da seine Grenzen.
Was habt ihr gelernt, bei dem ihr bleiben sollt? Als Mensch lernt man in den ersten drei Lebensjahren das Meiste: Sprechen, sich koordiniert bewegen, Dinge einordnen zu können. Schon das ist nicht selbstverständlich, manche schaffen das nicht oder nie. „So, wie ein kleines Kind lernt, lernt man auch im Glauben. Vorsonntags- und Sonntagsschule, Religions- und Konfirmandenunterricht, so habt ihr von euren Lehrern und auch von euren Eltern gelernt.“ Erkenntnisse konnten heranwachsen: Gott wurde Mensch durch Jesus. Er brachte sein Opfer zur Erlösung der Menschheit. Jesus setzt Zeichen über Hölle, Tod und Teufel. Fährt auf gen Himmel und sitzt zur Rechten Gottes. Hat seine Wiederkunft verheißen. Das ist vom Verstand nicht zu begreifen . Das braucht den Glauben. Der fällt manchem schwer. Aber es gibt auf anderen Gebieten auch „Reste“, die Glauben fordern: Es gibt keine lückenlos überlieferte Historie, keine allumfassenden Beweise in den Naturwissenschaften. Glauben gehört zum Menschsein dazu. Glaube, der sich auf Gott bezieht, führt auch zu Erkenntnissen. Heute, so der Bezirksapostel zu den Konfirmanden, gibt es für euch mit dem Gelübde und dem Segen in gewisser Weise einen Abschluss. Aber, es geht weiter, so wie es nach der Schule auch ist. Ihr werdet weitere Unterweisung erfahren. Um glauben zu können, dass das Wort, das vom Altar verkündet wird, aus dem Heiligen Geist gewirkt ist. Was besonders dem, der es verkündet, schwerfällt, denn er kennt seine eigenen Unzulänglichkeiten. Das Wort vom Altar verkündet, das Frieden, Kraft und Glaubensstärkung bedeutet: Wie man sein Leben im Sinn des Evangeliums gestalten kann.
…von Kind auf die Heilige Schrift kennst… Die ist kein „Schwarz/Weiß-Buch". Vielmehr eher eine Bibliothek, in deren Mittelpunkt Jesus steht. Im Alten Testament wird auf ihn hingewiesen, das Neue zeugt von ihm. Ihr Wert liegt darin, dass ihr zu entnehmen ist, dass Jesus war und ist. Sie gibt Trost und Aufmunterung. Zeigt Manches auf, was im Leben wichtig ist. In den Gottesdiensten, in den Unterrichten kann man viel daraus und darüber lernen. Und auch, wenn man mit offenen Augen durchs Leben geht. Kleinkinder lernen durchs Beobachten. Vorbilder prägen sie. Die gibt es auch in den einzelnen Gemeinden. So kann man lernen, mit schwierigen Situationen umzugehen. „Euch Konfirmanden seien viele sonnige Tage gewünscht. Aber man lernt auch durch die nicht so schönen.“ Das gilt auch für den Glauben. Da gibt es Prüfungen, aber Gott wird niemandem mehr zumuten als er tragen kann, nie mehr Glauben und Geduld fordern als der Mensch aufzubringen vermag. „Haltet euch an die Zusage,`ich bin bei euch bis ans Ende der Welt.`.“ Prüfer im Natürlichen können kleinlich sein. Bei Gott ist das nicht so. Jesus spricht von seinem liebenden, fürsorglichen Vater, das ist das Bild, das gelten soll.
…du weißt ja, von wem du gelernt hast… Darin liegt der Trost, dass der gnädige Gott bei allen Prüfungen den Menschen nicht im Stich lässt.
Und es geht nach der Konfirmation weiter. Gelernt hat man zu einem bestimmten Zweck. Niemand ist zufällig dort, wo er ist. Jeder ist Teil einerGemeinde mit Rechten und Pflichten. Dazu gehört, als Christ seinen Glauben zu bekennen. Das Leben nach dem Evangelium zu gestalten. Jede Gemeinschaft lebt von der Mitarbeit. Das fängt beim Singen im Chor an. Ältere Glaubensgeschwister müssen zum Gottesdienst gefahren werden, viele ganz profane Dinge sind zu erledigen. Und sie sollen getan werden. Jeder hat seine Gaben, die ganz unterschiedlich sein können und zu einer guten Atmosphäre, auch im Kreis der Jugend beitragen können.
Es wird keine letzte Prüfung geben. Nach Überzeugung neuapostolischer Christen zählen bei Jesus` Wiederkunft Liebe und Treue, das ernsthafte Bemühen, bei ihm sein zu können. Der Herr wird sicher so viel Gnade bei seiner Wiederkunft mitbringen wie nie zuvor, zitierte M. Ehrich einen früheren, lange verstorbenen Stammapostel. „Was ihr – die Konfirmanden - heute gelobt, ihm treu zu sein, das wird Gott in Gnaden anrechnen, um in ewiger Gemeinschaft mit ihm sein zu können. Um, wie Paulus sagte, als ihm treu Gebliebene wahrnehmen zu dürfen, was noch kein Auge je gesehen hat.“
Bischof Georg Kaltschmitt betonte noch einmal das „Du…und Du…und Du – Ihr seid angesprochen!“ Ein großer Schritt, den die Konfirmanden an diesem Sonntag tun. Als Kind gekommen – als Jugendliche die Kirche verlassen. Als vollwertige, eigenverantwortliche Christen. Die Jugendzeit. Schön ist sie und schwer. Man ist zu der Zeit am schönsten und leistungsfähigsten, spontan und freudig wie sonst im ganzen Leben später oft nicht mehr. Und sie ist schwer: Wichtige Entscheidungen sind zu treffen, Schulabschluss, Berufs- und Partnerwahl. Weichen zu neuen Wegen müssen gestellt werden, ohne zu wissen, wie alles werden kann. Man hat keine Lebenserfahrung, aber man kann bei den Eltern, den Amtsträgern Rat suchen. Bezogen auf die Seele, die Zukunft für alle Zeit, ist immer wieder die Frage zu beantworten, bleibe ich beim lieben Gott? Da muss sich der Glaube beweisen. Wie Paulus schrieb, Du aber bleibe…Gott sagt uns im Glauben alles, das ist anders als im praktischen Leben, wo darauf geachtet wird, dass man Klassenarbeiten allein schreibt. Aber bei den Problemen, die Gott zulässt, sind wir nicht allein. Da können wir Hilfe suchen bei ihm. Es gibt allen Grund, bei dem zu bleiben, was das Beste ist. Auf Glaubensgebiet finden wir es in seinem Haus.
Nachdem die elf jungen Christen an den Altar getreten waren, um ihr Gelübde abzulegen und den Konfirmationssegen zu empfangen, kam der Bezirksapostel zu ihnen. Er verlas den Konfirmandenbrief des Kirchenpräsidenten. „Du aber bleibe…das ist ein Rat und kein Befehl.“ In den vergangenen Monaten habe sicher der Gedanke an die Konfirmation, an den heutigen Tag, die jungen Menschen begleitet. „Und nun ist es so weit, ihr steht am Altar, in der Mitte der Gemeinde.“, so M. Ehrich. Auf das Gelübde eingehend hieß es, Treue ist leicht, wenn Liebe da ist. „Eure Verbindung zu Gott soll von Liebe getragen sein, sonst ist es schwer, das Treueversprechen zu halten. „Seid ihr bereit, Glauben zu bekennen, Jesus in seinen Aposteln zu folgen, seid ihr im Herzen entschlossen, Gott treu zu sein?“ Das wurde bejaht, bevor die Konfirmanden ihr Gelübde ablegten. „Der Heilige Geist wird euch als Tröster und Mahner in allen Höhen und Tiefen des menschlichen Lebens begleiten. Gott und sein Sohn sind mit und bei euch. Die guten Wünsche derer, die herzlich mit euch verbunden sind, sollen euch zum Segen dienen. Empfangt im Glauben den Frieden Jesus`. Der Herr segne euch auch auf eurem künftigen Weg.“
Nach dem Gottesdienst bedankte sich M. Ehrich bei allen LehrerInnen, die die Konfirmanden bis zu diesem Tag betreut hatten. Auf das ausgesprochen mäßige Aprilwetter eingehend, bezog sich der Bezirksapostel auf Apostel Petrus. Der hatte geraten, sich durch die Hitze nicht befremden zu lassen. Das wurde zum Wetter passend variiert: Die Konfirmanden sollten sich durch den Regen an ihrem Festtag nicht ärgern lassen und die Sonne im Herzen als Wärmequelle nehmen. Was kann dann schon den Tag trüben…Und dabei die tröstliche Zusage im Herzen, die der Chor musikalisch ausdrückte, als die Mädchen und Jungen nach vorn an den Altar gekommen waren: „Der Heiland sorgt für dich…“ (Chorbuch Nr. 158, Text von Gustav Mankel,1907 – 1987, nach einem unbekannten Dichter).
Der Gottesdienst wurde live in die Tübinger Kirche übertragen, so dass ihn dort die Glaubensgeschwister aus Tübingen, Pfrondorf und Ammerbuch-Pfäffingen miterleben konnten. Die Mitglieder der übrigen zehn Gemeinden des Bezirks Tübingen nahmen am Gottesdienst in Herrenberg teil.