„…Ich glaube daran.
“
So lautet der Refrain des vom gemischten Chor zu Beginn des Gottesdienstes akzentuiert und freudig gesungenen Lieds (Chorbuch für den neuapostolischen Gottesdienst Nr. 181, Text und Musik Markus Pytlik, geb. 1966). Bezirksvorsteher Klaus von Bank, der den Gottesdienst leitete, würdigte anfangs Ostern als das freudigste Fest des Kirchenjahrs. In der Gäugemeinde im Jahr 2014 ein ganz besonderer Feiertag, denn Priester i. R. Gerhard Huber und seiner Frau konnte der Segen zur diamantenen Hochzeit gespendet werden. 60 gemeinsame Ehejahre lang hatten sie Freud und Leid geteilt. Verwandte, Freunde und Gäste trugen mit bei zu einem vollen Gotteshaus. Aber nicht nur dazu: Eine Enkeltochter hatte die Lesung zu Ostern übernommen (aus dem Johannesevangelium 20, 19 - 23) und eine Instrumentalgruppe mit familiärer Beteiligung sorgte außer dem gemischten Chor unter Leitung von Bärbel Hagenlocher für die musikalische Umrahmung.
„Gott aber hat den Herrn auferweckt und wird auch uns auferwecken durch seine Kraft.“ (1. Kor 6,14)
Ostern lässt sich nicht mit dem Verstand erfassen. Es ist das Fest des Glaubens. Alle menschliche Fantasie reicht nicht aus, um sich das, was mit Ostern verbunden ist, „vormalen“ zu können. Christi Geburt – als solche ein ganz normaler biologischer Vorgang. Seine Hinrichtung – da war er nicht der Einzige, der auf die Art starb. Einzigartig aber die Auferstehung von den Toten, jenseits aller Naturgesetze. Es übersteigt die Vorstellungswelt sogar mancher Christen. Und ist der Höhepunkt ihres Glaubens, denn Zeugen dafür – gibt es nicht. Die ans Grab abgestellten Wachleute schliefen wie tot. Ein leeres Grab wurde vorgefunden, darin ein Grabtuch. Das ließ Rückschlüsse zu, aber Augenzeugen – Fehlanzeige. Das Geschehen war nun wirklich kein Ruhmesblatt für die damaligen Politik wie auch für die Geistlichen. Über Siege wird gern berichtet, aber über Niederlagen? Deshalb wird zum tatsächlichen Passierten so gut wie nichts überliefert, es ist Glaubenssache. Damals wie heute. Die Frauen, die das leere Grab vorfanden, brachen auch nicht gleich in Jubel aus, weil das Vorhergesagte geschehen war. Thomas, der Jünger, hatte seine Zweifel. Unter den Jüngern machte sich Depression breit nach der Kreuzigung, da war für sie alles zu Ende, zunächst. Die Auferstehung Jesus` war und ist zu allen Zeiten eine Herausforderung des Glaubens. Die Niederlage wurde zwar von Gott sichtbar gemacht: Da gab es den zerrissenen Vorhang im Tempel, ein Erdbeben. Der Herr ließ Übernatürliches geschehen, um den „Denkanstoß“ zu geben, er, Jesus, ist ja wirklich Gottes Sohn. Es bildete sich aber auch gleich eine große Interessengemeinschaft derer, die das vertuschen wollten: Die Grabwächter sollten bestochen werden, damit sie bei zugesicherter Straffreiheit einräumten, dass sie pflichtvergessen eingeschlafen waren und die Entwendung des Leichnams nicht verhindern konnten. Das erwies sich als hilfloser, untauglicher Versuch. Vielmehr trat eine Wendung um 180 Grad ein: Aus der vermeintlichen Niederlage Christus` wurde ein Sieg, ein Zeugnis für die Wahrheit des Evangeliums. Das Unvorstellbare war tatsählich eingetreten: Jesus`Auferstehung. Er begegnete den zweifelnden Emmaus-Jüngern, die enttäuscht Jerusalem den Rücken kehren wollten. Legte Freude in ihre Seele. Er trat in die Mitte der Jünger: Friede sei mit euch! Er verlor bis zu seiner Himmelfahrt nichts von seiner knapp bemessenen Zeit, um ihnen ihren Auftrag zu erteilen. Aus großer Traurigkeit wurden Zuversicht und Gewissheit, aus Angst der Mut, Zeugnis geben zu können. Was in Petrus` Pfingstrede mündete. Wie viele waren davon angetan!
„Gott aber hat den Herrn auferweckt und wird uns auch auferwecken…“, zitierte K. von Bank aus dem eingangs verlesenen Textwort. Das geschieht durch die Kraft des Heiligen Geistes, den die damit Getauften in sich tragen. Diese Kraft wird dafür sorgen, dass durch den Glauben alle Lebenden und Toten wiederauferstehen können. Dann wird aus Sorge und Not Freude werden. Schmerz und Krankheit enden, denn nur die Seele existiert noch. “Das ist das Ziel unseres Glaubens, die Auferstehung. Den Tag, an dem Gott seinen Sohn schickt und das wird geschehen. Niemand wird es verhindern können. Allein der himmlische Vater kennt die Zeit dafür.“
Die, die den Glauben bewahren, ihn sich immer wieder stärken lassen, werden auch immer wieder angefochten werden. Aber dagegen stehen das „Ich glaube“ und eigene Erfahrungen von Gott geschenkter Erlebnisse. Dieses Potenzial richtet sich gegen die Macht des Bösen. So wird es möglich, an die Auferstehung zu glauben. „Den Weg gehen wir gemeinsam.“, schloss der Bezirksvorsteher.
Gemeindevorsteher Werner Löhmann würdigte Ostern als das besondere Fest der Auferstehung und als „besonderes Segensfest für euch zwei.“, sprach er das diamantene Hochzeitspaar an. Er erinnerte sich an vergangene Zeiten, als er als „neuer, junger“ Vorsteher der Gemeinde die Eheleute besuchen wollte. Wie ein Berg sei es vor ihm gelegen, deren Glaubenskompetenz und alle Arbeit, die sie geleistet hatten. Und – sie hatten ihm den ersten wie auch alle weiteren Besuche leicht gemacht. „Ich wünsche euch einen ganz besonderen Segen!“
W. Löhmann hatte, während des Gottesdienstes in der Nähe der Instrumentalisten sitzend, sich Gedanken über den Geigenbogen gemacht. Zwar selbst kein Spieler eines Streichinstruments, aber doch musikalisch bewandert und interessiert nahm er den Bogen als den Glauben, der alles zusammenhält, so dass es sich, um im Bild zu bleiben, dabei nicht nur „um ein Büschel Rosshaare“ handelt: Glaubst Du das – dass Jesus Mensch geworden ist, Wunder getan hat, den Opfertod gestorben ist, gen Himmel fuhr, uns durch seine Gesandten weiterbegleitet und wiederkommen wird? Dieser „Bogen“ braucht Spannung, um nicht auseinanderzufallen. Der christliche neuapostolische Glaube hält uns zusammen und gibt uns die Erfüllung unseres Lebens.
„Seid dankbar in allen Dingen…der Gott des Friedens bewahre euren Geist samt Seele und Leib unversehrt, untadelig für die Ankunft unseres Herrn Jesus Christus.“ Diese Worte aus dem 1. Brief Paulus` an die Thessalonicher (5, 18,23) gab K. von Bank den diamantenen Eheleuten mit auf ihren weiteren Lebensweg. Der vergangene war sicher nicht immer einfach. Aber die Rückschau zeigt – wir schaffen ihn trotz Schwierigkeiten und manche davon erweisen sich im Nachhinein als etwas Gutes. „Ihr wart ein Vorbild und wir sind dankbar, euch zu haben“, sprach K. von Bank das Empfinden der Gärtringer Glaubensgeschwister aus. Und, auch ein Bezirksvorsteher lebt in dieser Welt: Eheleute bleiben selbstständige Menschen. Ins Schwäbische überwechselnd hieß es, da muss schon einer von beiden ein „Tapperle“ sein, wenn es immer friedvoll zugehe…höchst frei übersetzt: Wenn zwei immer einer Meinung sind, ist einer überflüssig. Wichtig aber ist, sich immer zu versöhnen und damit nicht bis zum anderen Morgen zu warten, so der Bezirksälteste weiter. Ein Gnadengeschenk, dieser Festtag im Kreis der großen Familie mit Kindern, Enkeln und Urenkeln. Und das Wichtigste dabei: Es ist nur scheinbar ein Umweg, den Weg zu Gott zu suchen, damit er anderen hilft. Vielmehr für die anderen beten, die das auch für euch tun, hieß es. „Gott gibt, wenn man ihn bittet!“ Und was wäre alles ohne die Liebe, die der Menschen zueinander und die Gottes zu ihnen. Da lag es zum Greifen nahe, dass die Instrumentalgruppe das altvertraute „Ich bete an die Macht der Liebe…“ zum Ausklang der Segenshandlung spielte (neuap. GB Nr. 221, Text Gerhard Tersteegen, 1607 – 1769).
Nicht nur dem Bezirksvorsteher war es an diesem Morgen so gegangen: Nach einem recht schauerig schaurigen Karfreitag und Ostersamstag konnte, wer von den Gottesdienstbesuchern vom Schönbuch ins Gäu hinunterfuhr, sich an der frühsommerlichen Auferstehung der Natur mit blühenden, schon fast penetrant gelb blühenden Rapsfeldern freuen – ein Festtagsgewand der Schöpfung zum Ehrentag der diamantenen Eheleute.
Bleibt nachzutragen, dass das Auferstehungsfest auf jeden Fall für die etwas Jüngeren einen weiteren Aspekt hat: Da soll der Osterhase, vermutlich assistiert von den Sonntagsschullehrerinnen, die ihm die Tür hatten offen stehen lassen, für nahrhafte Überraschungen für die Gärtringer Kinder gesorgt haben…
Alles aus Liebe, von der, die des Schöpfers als Beispiel nehmend, Chor und Instrumentalisten zum Schluss gemeinsam zu musizieren und zu singen wussten: „Gott ist die Liebe,“…(Neuap. Chorbuch Nr. 326, Text 1. Joh 4,16).