„Gott ist gegenwärtig…“ (Neuap. Gb. Nr. 103, Text Gerhard Tersteegen, 1697 – 1769) Mit diesem Lied wurden die Besucher, zu ihnen zählten auch die Kuppinger und Gärtringer, am Mittwochabend in der Nufringer Kirche von einem Instrumental-Trio (Geige, Querflöte, Klavier) auf den Gottesdienst eingestimmt.
Fast ein Sommerabend war es schon, so dass die wunderschönen Frühlingsblumen, die den Altar schmückten, schon fast ein wenig verspätet wirkten…
„Gott ist`s aber, der uns festmacht samt euch in Christus und uns gesalbt und versiegelt und in unsre Herzen als Unterpfand den Geist gegeben hat.“ (2. Kor 1, 21 u. 22)
Der gemischte Chor unter der Leitung von Rainer Gottschalk hatte zu Beginn eine vertonte Replik auf das Bibelwort gesungen: „Ich glaube an den Vater…Ich glaub an Jesus Christus…Ich glaube an den Geist “ (Neuap. Chorbuch Nr. 181, Text und Musik Markus Pytlik, geb. 1966). „Was wir glauben…an Gott, den Vater, den Sohn und den Heiliger Geist“, griff G.Kaltschmitt kurz das Gesungene auf und wandte sich dann gleich dem „interessanten, stärkenden Wort“ zu, das er aus dem Brief des Paulus verlesen hatte. Festmachen, das geschieht in jedem Gottesdienst. Die umgangssprachlich formulierte Mahnung, nun sei doch nicht so „lottelig“, steckt darin. Solange es Menschen gibt und geben wird, bleibt nichts wie es ist. Außer dem lieben Gott. Da mag man noch so im Glauben gestärkt aus dem Gottesdienst kommen – zwei Tage später kann alles schon wieder ganz anders aussehen. Das gilt so für das ganze Leben.
In „was“ festmachen? Im Bewusstsein, Du bist ein Kind Gottes! Daraus Kraft, Mut, Zuversicht und Freude nehmen. Im Kampf, bei Zweifeln, wenn sich die Frage stellt, hat Gott mich noch lieb. Wenn wir Ängste haben, von uns selbst irritiert sind. Dann fest sein durch seinen Geist, den er uns gegeben hat, mit dem wir versiegelt sind. Von Paulus stammt der Satz, dass sein Geist gibt Zeugnis unserem Geist, dass wir Gottes Kinder sind. Du bist ein Kind Gottes, so der Bischof.
Dass wir versiegelt sind: Früher wurde mit einem Siegel die Echtheit eines Dokuments bestätigt. Es drückte aus „Dieser Brief ist von mir.“ Das übertragen bedeutet, dass mit der Versiegelung Gott „dokumentiert“: „Dieses ist mein Kind.“. Ein engeres Verhältnis als das von Vater oder Mutter zum Kind gibt es nicht. Ein solches dürfen wir zu Gott haben. Damit gehören wir auch Gottes Sohn. Der gesagt hat, dass er will, dass die, die ihm der Vater gegeben hat, seine Herrlichkeit schauen dürfen und sie niemand aus seiner Hand
reißen kann. Jesus ist unser Fürsprecher, unser gute Hirte. Das gilt auch und besonders dann, wenn alle anderen sich von einem abwenden.
Als Gottes Kinder gehören wir zur Gemeinschaft der Versiegelten. Das sich bewusst machen. Da mag einem Manches in der eigenen Gemeinde nicht gefallen. Dieses und jenes könnte man vielleicht anders, besser machen. Der Mensch ärgert sich. Dann das Gute sehen. Ich habe in meiner Gemeinde Glaubensgeschwister, die mich wahrnehmen, gerade wenn mich etwas bekümmert. Brüder, die Seelsorger in des Wortes wahrer Bedeutung sind. Der Teufel versucht, den Blick auf das Negative zu lenken. Sehen wir das Positive. Wir können uns geliebt und wohl fühlen. Zu unserer Gemeinschaft gehören als Gesandte Jesus` die Apostel, um sein Volk „festzumachen“.
„…der uns gesalbt hat…“ – Früher wurden Könige und Priester gesalbt. Propheten waren Gesalbte. Das war das Zeichen dafür, dass sie auf Geheiß Gottes auf ihren Platz gestellt worden waren. Durch die Salbung sind wir wie ein Prophet von Gott gesandt, um seinen Willen, die damit verbundene Zukunft deutlich zu machen. Bedeutet nicht, Moralpredigten zu halten, vielmehr, durch das eigene Verhalten Zeugnis zu geben. Sich deutlich positionieren, wenn man Dinge nicht gutheißen kann. Auch in dieser Zeit und in dieser Welt kann man so leben, wie es Gottes Wille ist. Und was die Zukunft anbetrifft – die wesentlichen Dinge „bis ans Ende der Welt“ sind uns bekannt. Wir warten auf die verheißene Wiederkunft Christi. Auf das große Reich des Friedens, das durch das Endgericht abgeschlossen wird. Danach folgen ein neuer Himmel und eine neue Erde, wo Gott bei den Menschen wohnen wird. Er wird am Ende den Sieg behalten. Das Unterpfand dafür, daran teilhaben zu können, ist der Geist Gottes. Ein Gotteskind muss aus Wasser und Geist wiedergeboren sein. Darauf aufbauen, das vertiefen, desto enger wird unser Verhältnis zu Gott, desto tiefer werden die Gebete und wird das Empfinden in den Gottesdiensten. Unser Wesen kann sich zum Wesen Jesus` hin verändern. Es mag immer wieder Rückschläge geben. Die Gotteskindschaft bleibt und das Bewusstsein, Gott ist unser himmlischer Vater, mit dem wir durch den Heiligen Geist für immer verbunden sind. Gott steht dazu und zu seinem damit verbundenen Versprechen.
Der stellvertretende Leiter des Bezirks Tübingen, Werner Lampprecht, strich noch einmal die wesentlichen Punkte heraus:
Festgemacht im Glauben – das nimmt Unsicherheiten, die den Menschen sich unbehaglich fühlen lassen. Ein Beispiel nur aus der Schöpfung – Wie kann es sein, dass Wolken voll Wasser „durch die Luft schießen“?. „Konstruier das mal…“. Dass er so etwas schaffen konnte, das macht mich fest an Gott.
Jesus Christus, hätte er sein Opfer gebracht, wenn er uns nicht lieben würde?
Der Heilige Geist, mein Unterpfand, für etwas, das mir geschenkt ist, das ich haben darf.
Gemeinschaft, schön, zu spüren, dass andere sich um mich und für mich sorgen.
„Gott hat mir etwas gegeben, damit ich fest im Glauben sein kann. Ich freue mich auf die Wiederkunft Christi und möchte dabei sein.“
Auf der Sicherheit sollte man sich aber nicht ausruhen, setzte der Bischof fort. So, wie der Mensch seinen Schlaf und seine Nahrung braucht, ist es auch im Geistigen. Verlassen können wir uns auf Gottes Wort und seine Gnade. In Unsicherheit gibt es nichts Besseres, als sein Wort zu hören und daraus Kraft zu nehmen. In jedem Gottesdienst feiern wir heiliges Abendmahl. Damit nehmen wir göttliches Leben in uns auf. Durch die Aussonderung werden Brot und Wein zum Leib Jesus`. So werden wir immer wieder neu „festgemacht“. Und erleben seine Kraft, die von keiner anderen Macht gegeben werden kann.
Der Bischof hatte im Schlussgebet besonders um Gottes Beistand für die in derzeit besonders schwierigen Verhältnissen lebenden Menschen in der Ukraine gebeten. Einer von ihnen zählte zu den Gottesdienstbesuchern und wurde von G. Kaltschmitt vorgestellt: Bezirksältester Pavel Bich. Der drückte seine Freude darüber aus, im Bezirk Tübingen sein und dort mit den „ehemaligen Missionaren“ (in der Ukraine hatte die Neuapostolischen Kirche Süddeutschland ein Missionsgebiet) Gemeinschaft haben zu dürfen. Bei der Verabschiedung nach dem Gottesdienst nahmen G. Kaltschmitt und W. Lampprecht den Amtsbruder aus fernem Land gern in ihre Mitte (siehe Foto).
Der gemischte Chor gab nicht nur P. Bich gute Wünsche mit auf den Weg: „Gott mit mir auf allen Wegen…“ (Neuap. Chorbuch Nr. 257, Text und Musik nach Gottfried Wilhelm Fink, 1783 – 1846).
Manche der Gottesdienstbesucher erlebten zum zweiten Mal in Folge einen Gottesdienst zum selben Textwort, siehe auch den vorhergehenden Bericht (Sonntag, 30. März, Tübingen). Wie der Volksmund und der Hausfrauen- und -männerverstand aus gutem Grund wissen:
Doppelt genäht hält besser.