Eine Ausstellung im Stuttgarter Lindenmuseum sollte am 13. Kulturtag besucht werden.
Alles perfekt organisiert von der Abfahrt mit der S-Bahn in Herrenberg bis ins Museum, nach der Kultur die leibliche Stärkung in einem nahe gelegenen Stuttgarter Lokal bis zur Rückkehr ins Gäu an einem milden, vorfrühlingshaften Tag. Rund 20 Teilnehmer trafen im Museum ein und staunten über den großen Andrang dort. Es war nicht ganz einfach, als Gruppe immer beieinander zu bleiben.
Es ging in der Ausstellung nach Südamerika, an dessen Westküste sich das Reich der Inka in seiner Blütezeit (15. bis frühes 16. Jh. ) erstreckte in einem langen Streifen, der flaches Küstenland und hohe Bergketten (der Anden bis zu 7.000m) aufwies. Die Inka, die dieses Land nach und nach für sich vereinnahmten, das bis dahin von rund 200 Völkern besiedelt war, bewiesen großes Geschick: Man nutzte aus, dass manche dieser Siedler dort zerstritten waren, ging zweckdienliche Ehen mit ihnen ein, so dass nach und nach ein Riesenreich entstehen konnte. Man orientierte sich an alten Andenreligionen, übernahm auch Katholisches, von beidem etwas, um so immer auf der richtigen Seite zu sein. Eine Schrift gab es nicht, wohl aber, auch die hingen in der Ausstellung in einem Raum in Mengen von der Decke, Seile mit Knoten. Diese sollen Buchstaben je nach Art, Höhe und Anzahl ausdrücken. Das System dabei hat noch niemand herausgefunden. Einfacher ist es mit den Zahlen. Die haben, je nach Stellenwert, eine bestimmte Höhe auf dem Seil. Die jeweilige Anzahl der dort befindlichen Knoten gibt dann die Ziffer an. So konnte man sich auch ohne Schrift mitteilen. Die Ausstellung zeigte Kartoffel- und Maissorten in großer Sortenvielfalt und eine sehr eiweißreiche Spinatart. Der Guano-Dünger, „produziert“ von einer besonderen Art von Kormoranen, sorgte für gutes Gedeihen. Das Lama war das Tier – zum Arbeiten, für den Verzehr und seine Wolle für die Kleidung. Für letztere besonders gut das Alpaka. Geduldig, anspruchslos, ideal, gerade auch wenn es hoch hinauf gehen musste. Das kultivieren und nutzen Können dieser natürlichen Gegebenheiten ermöglichte die Blüte der Inka. Gute Baumeister waren sie auch: Mauern aus Natursteinen, kunstvoll ineinander greifend zusammengefügt, ohne Mörtel, haben sich bis heute erhalten. Bodenschätze, sehr viel Silber, aber auch Gold konnten abgebaut werden und wurden höchst kunstvoll verarbeitet, wovon sich die Besucher anhand vieler Ausstellungsstücke überzeugen konnten. Besonders beeindruckend die handgewebten Kunstwerke in den Vitrinen: Ganz besondere Gewänder (nur für Männer damals) und Teppiche in einer Mustervielfalt, die ihresgleichen sucht in warmen Erd-, braun, orange und rot, und Beigetönen, denn es gab nur Naturfarben. Ein Modell der Hauptstadt, Cusco, war zu sehen. Riesige Anlagen von Häusern, Palästen, Straßen und das alles in mehr als 4.000 m Höhe in den Bergen. Feinstgearbeitete Keramikfiguren und –gefäße, die das Allerheiligste der Stadt schmückten, wurden bewundert. Nachdenklichkeit zog ein, als es um die bei den Inka üblichen Menschenopfer ging. Auch und gerade Kinder mussten sterben als Zeichen der tiefsten Unterwerfung unter die Götter, denen man so das Wertvollste gab,um sie versöhnlich zu stimmen: die eigene Zukunft.
„Doch mit des Geschickes Mächten ist kein ew´ger Bund zu flechten,…“ wusste schon der größte schwäbische Dichter zu reimen. Spanier, durch 800 Jahre Krieg gegen die Mauren im eigenen Land kampfgestählt, trieb es im 16. Jh. auf den anderen Kontinent. Insbesondere auch Adelige. Daheim verarmt, aber die Chance suchend, es woanders zu Reichtum bringen zu können, wechselten sie den Kontinent. Und bekamen ihre Chance: Der letzte Alleinherrscher der Inka war so plötzlich verstorben, dass er seine Nachfolge nicht mehr hatte regeln können. Seine beiden Söhne vermochten das nicht gütlich zu tun und wenn zwei sich streiten, freut sich bekanntlich der Dritte. Die Spanier halfen erst dem einen, seinen Bruder kalt zu stellen, um alsdann dasselbe mit ihrem vorherigen Verbündeten zu tun. Gleichzeitig verbreiteten sie einen sehr aggressiven Katholizismus, so dass nicht nur das Reich der Inka unterging, sondern auch ein großer Teil von deren Kultur. Es vermischte sich beides, so dass indigene Züge bei verschiedenen Völkern in den Anden sich bis heute erhalten haben. Mit dem Reichtum der Inka sind große Teile des spanischen Weltreichs finanziert worden. Wertvoller Silberschmuck gelangte in christliche Kirchen in Südamerika und auch in Spanien.
Wie sagte die Führerin durch die Ausstellung am Schluss - 90 Minuten sind viel zu kurz, um alles zu zeigen und zu erklären. Stimmt, aber sie reichen, um wenigstens ein paar Einblicke zu geben in die Zeit der Könige der Anden.