…kehr bei mir ein… Die Melodie dieses Lieds (Neuap. Chorbuch Nr. 129, Vertonung Heinz Beckmann, 1895 – 1956) spielte (unter anderem) ein Instrumentalquartett vor Beginn des Gottesdienstes am Abend in der Gemeinde Pfrondorf.
Gerade erst ein paar Tage her, dass Apostel M. Schnaufer im Bezirk Tübingen „eingekehrt“ war. Am Ende des alten Jahrs 2013 besuchte er die Gemeinde Gärtringen und im neuen 2014, gleich zu Anfang, die östlichste Gemeinde, sozusagen am ganz anderen Ende des Bezirks. Zum Gottesdienst gekommen waren auch fast alle Gemeindevorsteher, viele Priester aus Tübingen (zur Freude des Chronisten, der so sich keine Gedanken machen musste, wie es mit dem Fotografieren werden würde, das lag in den besten Händen) und die Glaubensgeschwister aus der Gemeinde Ammerbuch-Pfäffingen.
Im Eingangsgebet war es dem Apostel wichtig, trotz aller Bitten, die einem am Herzen liegen und die Seele umtreiben können, erst einmal die Dankbarkeit gegenüber dem himmlischen Vater zum Ausdruck zu bringen. Die so oft vergessen wird.
„Schön, dass wir alle da sind und uns vom Alltag freimachen konnten. Da gibt es Dinge, die uns keine Freude mehr verspüren lassen können. Scheinbar nicht einmal mehr die Luft zum Atmen lassen. Gerade dann kann man manchmal ganz direkt Gott in seiner großen Liebe erleben.“, begann M. Schnaufer. Wie viel Energie verwenden wir für anderes. Was nicht schlimm ist, wenn die Prioritäten stimmen. Wenn man in ein Glas zuerst die großen Steine hineinpackt, dann nach und nach immer kleinere, zum Schluss das Ganze mit Sand auffüllt, dann passt alles hinein. Bei anderer Reihenfolge…Es wäre alles nichts wert, wenn das Wichtigste keine Rolle mehr spielen würde. Der Mensch verlöre sich selbst dabei. Wenn Gott an erster Stelle steht, gibt er auch Wunder: Unmöglich Scheinendes wird Wirklichkeit. Der Apostel erinnerte an den Neujahrsgottesdienst, den Kirchenpräsident und Stammapostel Jean-Luc Schneider in der Gebietskirche Süddeutschland geleitet hatte und den, via Satellit, alle Glaubensgeschwister dort hatten miterleben können. „Er hat ein Feuer entfacht, das am Leben bleiben soll. Die Liebe zu Gott ist nichts Abstraktes. Sie zeigt sich im Alltag in der Nächstenliebe. Jesus zu lieben heißt, sein Wesen zu lieben. Zu Erdenzeiten hatte er nicht nur „Fans“. Vorbildlich lebende Juden hatten ein Problem damit, dass Christus sich zu den Sündern setzte. Nicht im persönlichen Denken verhaftet sein und das eigene Maß zu dem aller Dinge machen. Vielmehr an Jesus` Worte denken: Wer mir nachfolgt…In der Liebe zu Gott und dem Nächsten liegt die Würde der Seele bei der Wiederkunft Christi. Paulus sprach davon, dass denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Besten dienen. Der im vergangenen Jahr verstorbene Stammapostel Richard Fehr pflegte das noch zu erweitern, indem er sagte, denen müssen alle Dinge zum Besten dienen. Das gerät leicht in Vergessenheit. Im Silvestergottesdienst, so M. Schnaufer, hatte J.-L. Schneider die Liebe Gottes mit der Sonne verglichen. Die steht fest. Die Erde dreht sich drum herum, so dass fälschlich der Eindruck entstehen kann, es würde sich ständig alles ändern. So ist es mit der Liebe Gottes. Was sich ändern kann, ist unsere Position dazu. Vermeintlich „ändert“ sich die Sonne während der Jahreszeiten. Falsch. Genau so ändert sich Gottes Liebe auch nicht. Vielmehr ist es ggf. an uns, die eigene Position zu justieren, damit es wieder hell wird.
„Da ging der König hinein, sich die Gäste anzusehen, und sah da einen Menschen, der hatte kein hochzeitliches Gewand an, und sprach zu ihm: Freund, wie bist du hier hereingekommen und hast doch kein hochzeitliches Gewand an? Er aber verstummte.“ (Mt 22, 11 u. 12)
Das war das Bibelwort an diesem Abend. Diese „königliche Hochzeit“ gleicht der Gemeinschaft mit Jesus. M. Schnaufer ging zunächst auf die Vorgeschichte ein. Es war eingeladen worden, aber – es wollten nicht alle kommen. So wie auch heute viele keine Gemeinschaft mit Jesus haben wollen. Also wurde weiter eingeladen. Und viele hatten vermeintlich Besseres oder Wichtigeres zu tun als zu kommen. Ist auch heute so, jeder von uns könnte anderes tun und seine Seele damit erfüllen.
Schließlich sollte beliebig eingeladen werden, jeden, der den Boten gerade über den Weg lief und – die Tische wurden voll. Entscheidend war und ist nicht, ob jemand zuvor gut oder böse war. Vielmehr kommt es darauf an, an Jesus zu glauben und die mit ihm verbundene Gnade. Wir sind es gewohnt, selbst über unser Leben zu entscheiden. Aber es geht nicht darum, was der Einzelne für gut und richtig befindet. Das wären „falsche Kleider“, die der König damals bei manchem feststellte. Man kann auch Glaubensdinge nach eigener Meinung hinterfragen. Braucht es Apostel, drei Sakramente…Wenn der König sagt, welches „Kleid“ er sehen will, dann gilt das. Rebekka damals trat nicht in ihren eigenen Sachen vor ihren Bräutigam, sondern trug die, die der Bote mitgebracht hatte. Jesus geht nicht nach dem, was wir meinen, sondern er möchte, dass wir die Zeit so nutzen, dass die Seele die richtigen Kleider trägt:
Das Kleid -
Die Voraussetzungen dafür sind geschaffen. Letztlich ist es an uns, in Jesus` Wesen hineinzuwachsen, das „richtige Kleid“ anzuziehen. Und, so schrieb schon damals Paulus, in der Liebe Christus gleich zu werden.
Volker Reutter, Gemeindevorsteher in Herrenberg-Kuppingen, appellierte, Pioniere in heutiger Zeit zu sein. So, wie unsere Glaubensväter und -mütter es in alter Zeit waren. Sich zu 100 Prozent zu Gott bekennen, dann steht der himmlische Vater auch hinter uns. Und wenn Zweifel aufkommen, es schwer fällt mit dem Bekennermut, dann gibt es im Gottesdienst die Möglichkeit, sich wieder aufrichten zu lassen.
Arndt Bayer, Priester in der Gemeinde Rottenburg, war dem Apostel, wie der es formulierte, bislang nur musikalisch „aufgefallen“ – als Chorleiter. Das sollte sich an diesem Abend ändern… A. Bayer warnte vor der menschlich allzu nahe liegenden Einstellung „was nicht passt, wird passend gemacht.“ So kann ich mir, wie es heute angeboten wird, nicht nur „mein Müsli“, „mein Parfum“, nein, auch „mein Evangelium“ selbst zusammenstellen. Das kann im Sinn des auf ewig bei Gott sein Wollens nicht wirklich befriedigen und von Erfolg gekrönt sein. Der Priester erinnerte an Seefahrer früherer Jahrhunderte, die aus Unkenntnis der Notwendigkeit ausreichender Vitamin-C-Zufuhr, da mögen nur fünf Prozent an einer ausreichenden Ernährung gefehlt haben, an Skorbut erkrankten mit schlimmen Folgen. Nur fünf fehlende Prozent an Freude und Begeisterung können bewirken, dass man nicht mehr aus Überzeugung ans Werk geht.
Vor der Feier des heiligen Abendmahls ging es dem Apostel besonders um das Vergebenkönnen. Ein Fehlverhalten kann tiefe Wunden reißen. Das Verzeihen unmöglich erscheinen lassen. Aber, wichtig ist, es zu wollen. Keiner hat das Recht, einen anderen zu verurteilen. Solange man nicht in dessen Schuhen steckt, sich eine (negative) Meinung über ihn herauszunehmen. Lieber bei sich selbst hinschauen, welche eigene „Wunde“ nicht verheilt. Die nagen und lebensbedrohlich werden kann. Jesus gab das heilige Abendmahl zu seinem Gedächtnis. Es soll ein Fest für die Seele sein.
Im Gebet zur Feier des heiligen Abendmahls lag dem Apostel eine Bitte besonders am Herzen: Die Sensibilität aufzubringen, zu spüren, wo wir gebraucht werden.
Nach dem Gottesdienst ermunterte M. Schnaufer: „Lasst uns ein freudiges Glaubensleben haben in der Erwartung Jesus`.“ Und spielte darauf an, dass die Gemeinde Pfrondorf im Jahr 2014 auf ihr 80-jähriges Bestehen zurückblicke, aber viel jünger wirke…Der gemischte Chor wusste die passende Replik: „Allein Gott in der Höh sei Ehr…“ (neuap. Chorbuch Nr. 279, Text Nikolaus Decius, um 1485 – nach 1546).