„Advent ist es heut…“ lautete die gesungene Botschaft des 60+Chors, Leitung Gerlinde Kleemann, am Samstag vor dem Zweiten Advent zu Beginn der Feier.
Gegen 11 Uhr waren rund 80 SeniorenInnen im Herrenberger Hotel Ramadan zusammengekommen, um, mit Pause, sechs Stunden lang gemeinsam die Vorfreude auf Weihnachten zu teilen. Sechs Stunden (und eine halbe), die, wie ein Teilnehmer am Ende gegen 17.30 Uhr feststellte, wie im Flug vergingen. Die Tische waren liebevoll verziert mit weihnachtlichem Dekor. Ein Geschenkle und, wer wollte, auch ein Schokoladenweihnachtsmann zum Mitnehmen für jede/n, sorgten mit für den Schmuck der Tische. Renate Wießner, seit einem Jahr als Beauftragte für die Seniorenarbeit im Gäu im Amt, freute sich über die Vielen, die gekommen waren. Bezirksvorsteher Klaus von Bank teilte diese Freude und wunderte sich nicht als Einziger ein wenig, wie schnell wieder ein Jahr vergangen ist. Im Gebet äußerte er den Wunsch, dass für die Stunden des Beisammenseins der Alltag und alle damit verbundenen Beschwerlichkeiten in den Hintergrund treten mögen. Wie die strahlenden Gesichter und leuchtenden Augen der Teilnehmer gegen Abend zeigten, der Wunsch wurde erfüllt.
Auf Schwäbisch wurde dann ein Gedicht vorgetragen. Es ging um den Wunschzettel eines kleinen Jungen, der alles Mögliche haben möchte, aber, als kurz vor dem Christfest seine Mutter krank wird, interessiert das gar nicht mehr. Es bleibt nur noch der Wunsch, dass sie ganz schnell wieder gesund wird. Danach sang noch einmal der 60+Chor. Da war es aber noch ein wenig zu früh fürs Mittagessen. Kein Problem, die zeitliche Lücke konnte gut gefüllt werden. Mit einem Beitrag zum Unterschied von Kerze und Licht. Kerzen sind etwas Wunderbares, aber wenn ihnen das Feuer fehlt? Ein guter Christ nach dem Bekenntnis zu sein, ist das Eine. Aber Christus als Vorbild zu nehmen, sein Opfer, das er für alle gebracht hat, zu würdigen, ihn als Wiederkommenden und zur Herrlichkeit Führenden wahrnehmen, das gibt „Feuer“, bringt Christsein zum Leuchten. Klaus von Bank trat noch einmal ans Mikrofon. Er erinnerte sich an die Missionsarbeit vor Jahren in der Ukraine. Dort war es üblich, dass mitunter für zwei Stunden der Strom abgeschaltet wurde, um Energie zu sparen. So auch mal während eines Gottesdienstes. Die Einheimischen waren darauf vorbereitet: Es wurden fünf Kerzen angezündet. Das heilige Abendmahl im Kerzenschein gefeiert – für den Bezirksvorsteher ein bis heute nicht vergessenes Erlebnis.
Nach dem Mittagessen und Zeit zum sich die Beine vertreten oder miteinander zu plauschen ging es (mit akademischem Viertel) im Programm weiter:
Gegen 14.15 Uhr hatte man sich wieder versammelt. Jetzt gab es eine DVD-Vorführung, in der alles gezeigt wurde, was die Senioren im Jahr 2013 so um- und wohin es sie getrieben hatte: Kulturtag mit Stadtführung in Rottenburg; viele Kaffeenachmittage in der Herrenberger Kirche, zum Teil mit Vorträgen, einmal mit Besuch von Senioren aus Backnang; Besichtigung des NSU-Museums in Neckarsulm mit Fotos, die manch nostalgisches Technik-Freak-Herz höher schlagen ließen; am Bezirkstag in Herrenberg aus Anlass „150 Jahre Neuapostolische Kirche“ hatten sich auch die Senioren beteiligt, auch davon gab es Fotos; eine Fahrt zum Wasserschloss Glatt fand statt und Ende November noch ein Kulturtag. „Im Glanz der Zaren“ hieß die Ausstellung im Alten Schloss in Stuttgart, die eine muntere Schar besucht hatte. Gehabte Schmerzen hat man gern. Deshalb konnten sich die Teilnehmer auch durchaus über den Film freuen, in dem zu sehen war, wie sie die steile Treppe im Schloss hinauf mussten, weil es der Fahrstuhl nicht tat. Der Kulturtag in Stuttgart fand seinen Abschluss in der russisch-orthodoxen Kirche mit ihren vielen Ikonen.
Im Programm ging es weiter mit Musikbeiträgen. Ein Instrumentalensemble – Flöten und Klavier – spielte, gemeinsamer Gesang und immer wieder auch der 60+Chor ließen die Musik nicht zu kurz kommen. Vor der Kaffeepause noch eine Geschichte: „Das Süpplein der Mirjam“. Einer Wirtstochter, die Mitleid mit Maria und Josef hat, gelingt es, im Menschengedränge zwar nur noch den Rest einer warmen Suppe in den Stall zu Bethlehem tragen, weil sie durch Rempeleien einen Großteil davon verschüttet. Aber sie erlebt zwei Wunder: Maria und Josef werden davon ausreichend satt und der gestrenge Vater schimpft nicht über die so „vergeudete“ Arbeitszeit, im Gegenteil, er lobt seine Tochter.
Dann hieß es nach emsigem Schaffen der Servicekräfte im Restaurant, die die von vielen schwäbischen Hausfrauen liebevoll gebackenen und mitgebrachten Köstlichkeiten auf zwei Tischen ansprechend verteilt hatten: „So, und jetzt kommt unsere Kaffeetafel!“ Die zog sich etwas in die Länge, weil der eine oder andere sich auch mehrfach zu den Kuchentischen begeben musste, sich wegen der Kalorienzufuhr damit tröstend, dass an diesem Tag garantiert das Abendbrot ausfallen würde. Wer weiß…Damit es nicht allzu glückselig-vorweihnachtlich-rührselig wurde, gab es noch etwas zum Schmunzeln: „Klein Fritzchen und der Kirchenbesuch“. Der Pfarrer beobachtet vor Weihnachten den Jungen, wie er aus der Krippe in der Kirche an einem Tag die Marien-, am folgenden die Josephsfigur einsteckt und mitnimmt. Der Geistliche staunt, sagt aber nichts. Schließlich erscheint der Junge noch einmal vor der Bescherung am Heiligen Abend an der Krippe und spricht zum Jesuskind: „Und wenn ich heute Abend nicht das Mountainbike bekomme, siehst du deine Eltern nie wieder!“ Nach einer weiteren Gesangseinlage wurde die Geschichte vom wild gewordenen antiken Christbaumständer vorgelesen. Ein Familienvater hat ihn auf dem Dachboden gefunden und liebevoll und sorgfältig wiederhergerichtet, um der Familie eine Überraschung zu bescheren. Die wird zu einer unvergesslichen. Am Heiligen Abend in der guten Stube rotiert der Ständer mit einem wunderschön geschmückten Tannenbaum darin zunächst zum Entzücken und Staunen aller. Eine alte Spielwalze im Inneren lässt „O du fröhliche…“ erklingen, eine wunderbare Weihnachtsstimmung kommt auf bis, ja bis…der Ständer völlig „aus dem Dreh“ gerät und nur noch die Gesetze der Fliehkraft wirken. Oma kann nur noch schlafen gehen, der Dackel ergreift die Flucht, nun ja…eine schöne Bescherung.
Renate Wießner bedankte sich abschließend bei allen, die zum Gelingen der Feier beigetragen hatten. Ohne viele helfende Hände geht es nun einmal nicht und es dürfen gern noch mehr werden. Ein sichtlich beeindruckter Bezirksvorsteher freute sich über eine sehr harmonisch verlaufene Feier ohne jeden Weihnachtsstress und einen „Wohlfühltag“. Er versäumte es nicht, dem noch im Saal anwesenden Mitarbeiter des Restaurants, stellvertretend für seine Kollegen, herzlich dafür zu danken, dass man sich im Ramadan, nicht zum ersten Mahl bei einer Adventsfeier, „gut versorgt und aufgehoben“ habe fühlen können.
Sowohl die Seniorenbeauftragte als auch die Leiterin des 60+Chors dürfen sich entspannt zurücklehnen im Bewusstsein, ein Jahr lang einen guten Job gemacht und als Krönung eine gelungene Adventsfeier 2013 gestaltet zu haben. Ihnen beiden gebührt dafür ein herzliches „Danke“ und – weiter so! Und überhaupt, es ging putzmunter zu bei den Senioren an diesem Tag, keine Zeit für Langeweile. Bleibt dem Chronisten noch, allen für die Vorweihnachtszeit zu wünschen, was an diesem Nachmittag, u. a., gemeinsam gesungen wurde:
„…dass sich erfreuen doch alle,
seliger Weihnachtszeit.“
(aus „Süßer die Glocken nie klingen…“, Text Friedrich Wilhelm Kritzinger, 1816 – 1819)