Eine Botschaft voll Erbarmen, hoch aus Gottes Heiligtum, eine Botschaft für die Armen ist das Evangelium.
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(Text Jakob Breiter, 1845 – 1893, Neuap. Chorliederbuch II, Nr. 24)
sang u. a. der gemischte Chor im Gottesdienst, der der letzte im Kirchenbezirk Tübingen mit Apostel Eckhardt sein sollte. „Nur“ neun Monate lang hat W. Eckhardt zusätzlich zu seinem ursprünglichen Bereich Freiburg seit letztem Herbst auch den Tübinger betreut. Ab Herbst 2013 sollen Freiburg und Tübingen unter neuer Leitung zu einem Bereich zusammengeführt werden. Zum Gottesdienst in Tübingen eingeladen waren auch die Glaubensgeschwister aus den Gemeinden Pfrondorf, Pfäffingen und Herrenberg sowie alle Gemeindevorsteher, aktiv und im Ruhestand, des Bezirks Tübingen. Vor dem Gottesdienst hatten ein Instrumentalensemble und der Kinderchor des Bezirks Tübingen für die musikalische Einstimmung gesorgt.
„Wir danken Gott allezeit für euch alle und gedenken euer in unserm Gebet und denken ohne Unterlass vor Gott, unserm Vater, an euer Werk im Glauben und an eure Arbeit in der Liebe und an eure Geduld in der Hoffnung auf unsern Herrn Jesus Christus.“ (1. Thess 1, 2 u. 3)
Dieser Dank an Gott für die Gemeinde in Thessaloniki (Saloniki) und deren besondere Würdigung seitens des Apostels Paulus standen im Mittelpunkt des Gottesdienstes. Das Thema „Dank“ griff W. Eckhardt zu Beginn aus gegebenem Anlass in besonderer, persönlicher Weise auf: „So wie der Apostel damals will ich die Gelegenheit wahrnehmen, euch von ganzem Herzen dafür zu danken, dass ihr mich gnädig aufgenommen habt und Treue erwiesen habt. Auch, wenn es nur neun Monate waren, ihr seid mir ans Herz gewachsen und ich will in Zukunft gern für euch beten. Vor Gott ist entscheidend, dass wir füreinander eintreten, dass wir im Glauben handeln und geduldig bleiben in der Hoffnung.“ Ein anspruchsvolles und ermutigendes „Vermächtnis“, das W. Eckhard den Mitgliedern des Bezirks Tübingen mitgab.
Eingehend auf die Worte des Apostel Paulus damals hieß es weiter: „Es reicht nicht aus, das Evangelium zu verkünden. Entscheidend ist, dass die Gemeinde des Herrn dem Evangelium entsprechend lebt. Das ist nichts Altes, Überholtes, das gilt fort.“ Paulus dankte damals für die Arbeit der Gemeinde und würdigte deren Arbeit. Die Thessalonicher hatten Werke des Glaubens vollbracht. Daraus leitet sich die Aufforderung an uns heute her, dies auch zu tun. Wenn der Glaube in uns lebt, dann sind wir uns bewusst, dass es in unserem Leben keine Zufälle gibt: Nichts widerfährt uns, was Gott nicht zugelassen hat. Das führt zu der Konsequenz, nichts ohne Gott tun zu wollen. Alles in seine Hand zu legen in dem Bewusstsein, dass er die Dinge so lenkt, dass wir im Glauben vollenden können.
Glauben – an Jesus als Gottessohn, nur so kann der Mensch die Welt überwinden (1. Joh 5,5). Dieser Glaube muss mit Leben erfüllt sein. Wenn das so ist, hat man es nicht nötig, jedem Trend in der Gesellschaft zu folgen. Wir dürfen uns glücklich schätzen, im Evangelium den Maßstab für unser Leben zu finden. So schön zahlenmäßiges Wachstum einer Gemeinde sein kann – der Preis dafür darf nicht sein, aus Gründen der Diplomatie, des vermeintlich cleveren Handelns sich nicht ausschließlich am Evangelium zu orientieren. Alle Apostel kämpfen für Jesus, die Wahrheit des Evangeliums, egal, wie viele daran glauben. Das gilt unabänderlich, auch wenn dieser Weg ein mühsamer ist. Letztlich liegt der Auftrag beim Stammapostel, zu beten und in der Heiligen Schrift zu erforschen, was wirklich der Wille Gottes ist.
„Werke der Liebe tun – das bedeutet, zu versuchen, die Liebe zu erwidern, mit der ich zuerst geliebt wurde.“ Jesus hat ohne jede Berechnung sein Opfer für die Menschen erbracht. Sein Beispiel soll uns anhalten, Nächstenliebe zu üben, anderen beizustehen. Heißt auch, Zeugnis abzulegen von unserem Glauben. Nicht, um Mitglieder zu werben, andere schulmeisterlich zu belehren oder Angst vor der Zukunft zu verbreiten. Vielmehr mit dem eigenen Leben Gott preisen und so ein sichtbares Zeichen setzen. Auch, wenn dem Menschen alles erlaubt ist, darauf achten, von nichts gefangen genommen zu werden. Seien wir uns Gottes Erwählung bewusst und bemühen wir uns, ihr mit der Art, wie wir leben, zu entsprechen.
Geduld – Gebete werden nicht unbedingt gleich und auch nicht immer erfüllt. Dreizehn Jahre musste seinerzeit Joseph auf den ihm verheißenen Segen warten. Haben wir auch Geduld mit uns, wenn Manches nicht so gelingt. Wenden wir uns mit unseren Schwächen an Gott. Und haben wir auch Geduld mit unserem Nächsten. Warten wir in Geduld auf die Wiederkunft Christi. Und vertrauen wir auf Gottes Geduld, der will, dass allen Menschen geholfen wird.
Bezirksvorsteher Klaus von Bank drückte das Empfinden wohl aller aus, als er von diesem Sonntag als einem denkwürdigen sprach. Ein letzter Gottesdienst mit W. Eckhardt, der den Bezirksältesten bei der Annahme seines Auftrags für den Bereich Tübingen mit der Aussage beeindruckt hatte, sein Amt bis zum letzten Tag so ausüben zu wollen, dass er sich immer fragt, was kann ich besser tun als ich es bisher getan habe.
K. von Bank weiter: „Der Mensch sagt schnell, warum ist es so und nicht anders. Leben wir statt dessen besser im Glauben, damit wir glücklich und dankbar sein können, dessen Ziel auch zu erreichen.“
Passend dazu sang der gemischte Chor das eingangs zitierte Lied von der mit dem Evangelium verbundenen Frohen Botschaft, bevor Bischof Georg Kaltschmitt an den Altar trat. Der Bischof drückte die unterschiedlichen Gefühlsbewegungen aus, die nicht nur ihn an diesem Sonntagmorgen erfassten: Freude, die vergangenen paar Monate den Apostel begleitet haben zu dürfen, Wehmut, dass es dessen letzter Gottesdienst in diesem Amt im Bezirk Tübingen war. G. Kaltschmitt wäre gern noch länger den Weg mit W. Eckhardt gemeinsam gegangen…
Der Bischof verwies auf das 150-jährige Kirchenjubiläum in diesem Jahr. In dem Zusammenhang ist auch der 14. Juli ein besonderes Datum: An dem Tag im Jahr 1835 wurden in England die ersten Apostel der Neuzeit berufen. Das nahm der Bischof zum Anlass, die besondere Bedeutung des Apostelamts für das Evangelium und dessen Verkündigung hervorzuheben.
Auch das Thema Geduld kam noch einmal zur Sprache. Gott weiß, was er tut. Ohne seinen Willen geschieht nichts. Er lässt sich keine Bedingungen stellen. Aber man kann ihn darum bitten, lass mich die richtigen Entscheidungen treffen. Und, wenn es nicht so wird, wie es hätte sein sollen, dann Geduld, auch mit sich selbst haben, es erneut probieren. Geduld zahlt sich aus.
Apostel W. Eckhardt legte in die letzten Worte vor der Feier des heiligen Abendmahls noch einmal sein ganzes Empfinden hinein: „Gott hat uns alle gleich lieb. Er will uns alle vollenden. Lasst uns die Werke des Glaubens vollbringen. Letztlich ist das gesamte Evangelium getragen von der Geduld, der Gottes und der der Menschen. Lasst uns den Glauben und die Nächstenliebe bewahren!“
Nach dem Gottesdienst sah man Bischof Georg Kaltschmitt ganz schnell, bevor der Chor das Schlusslied hätte singen können, zum Apostel auf den Altar eilen. Bewusst ohne einen Blumenstrauß, den sollte es hinterher noch geben, damit „es nicht aussieht wie eine vorgezogene Zurruhesetzung“, gratulierte der Bischof dem Apostel zum Geburtstag an genau diesem 14. Juli. Der Kinderchor und seine Dirigentin waren (zufällig?) sehr gut vorbereitet, denn sie hatten das dem Anlass angemessene Ständchen parat: „Herzlichen Glückwunsch. Du bist toll, so wie du bist!“ erklang es in einem Liedvortrag, der minutiös das Leben des Menschen vom Säugling bis ins gesetztere Alter beschrieb, kein Detail auslassend, wie der so Geehrte anschließend schmunzelnd und auch ziemlich gerührt festzustellen wusste, als er sich bei den Kindern und ihrer Dirigentin herzlich bedankte.