Beiden Gottesdiensten lag derselbe Bibeltext zugrunde und beide wurden vom Bezirksvorsteher, Klaus von Bank, geleitet: Sonntag, 21. April 2013 „Führ mich, wie du es willst…“ (aus Nr. 137, Neuap.
Chorliederbuch I, Text. E. H. Gebhardt, 1832 – 1899) hatte der gemischte Chor, der wie auch eine Instrumentalgruppe für die musikalische Umrahmung des Gottesdienstes in Tübingen sorgte, vor dessen Beginn gesungen. Eine große Festgemeinde – es waren auch die Mitglieder der Kirchengemeinden Pfrondorf, Ammerbuch-Pfäffingen und Rottenburg eingeladen – hatte sich versammelt, um den adäquaten Rahmen für einen feierlichen, in des Wortes wahrster Bedeutung lebensentscheidenden Anlass zu bilden: Fünf junge Christinnen wollten von diesem Tag an selbst Verantwortung für ihr zukünftiges Glaubensleben übernehmen. Das Taufbekenntnis, das ihre Eltern vor rund 14 Jahren für sie abgelegt hatten, bestätigen, lat. „confirmare“. Klaus von Bank erfreute sich an dem Bild, das sich ihm vom Altar aus gesehen bot: Fünf Konfirmandinnen, festlich gekleidet, mit Rosen geschmückt, waren kurz vor dem Gottesdienst in den Kirchenraum gekommen und hatten in der ersten Reihe Platz genommen, begleitet von ihrer Lehrerin, die sie ein Jahr lang auf diesen Tag im Unterricht vorbereitet hatte. Nicht nur sie, auch Vor- und SonntagsschullehrerInnen, ReligionslehrerInnen und, nicht zu vergessen, gläubige Eltern hatten dazu beigetragen, dass dieser Tag im April 2013 zu einem besonderen Festtag werden konnte. Zur Freude des Bezirksältesten saßen die Konfirmanden inmitten ihrer jüngeren Geschwister, dahinter Eltern, Großeltern, Verwandte und rings drum herum eine große Gemeinde von Glaubensgeschwistern.
„…, und weil du der Stimme des Herrn, deines Gottes, gehorsam gewesen bist, werden über dich kommen und dir zuteil werden alle diese Segnungen:…“ (5.Mos 28,2) lautete der Bibeltext für den Gottesdienst und gleichzeitig auch der Konfirmationsspruch, der den Mädchen in schriftlicher Form mit einem Schreiben des Kirchenpräsidenten und Stammapostels Dr. Wilhelm Leber mit auf den zukünftigen Lebens- und Glaubensweg gegeben wurde. In den folgenden Versen 3 – 6, die im weiteren Verlauf des Gottesdienstes verlesen wurden, folgt eine sehr detaillierte Aufzählung der Segnungen, die keinen Bereich des menschlichen Lebens von dessen Beginn bis zum Ende auslässt.
K. von Bank ging auf die Situation der jungen Menschen ein: Schule, Ausbildung, Beruf, Partnersuche, das alles haben sie vor sich. „Wo will man da auf Gottes Segen verzichten?“, lautete die rhetorische Frage. „Was nicht heißt, nun keine Sorgen mehr zu haben. Jesus, die Apostel damals, sie alle waren von Gott Gesegnete. Aber es ging ihnen nicht immer nur gut. Segen definiert der Stammapostel in einem Schreiben zum Gottesdienst als ´Zufluss an Kräften, wenn es mal nicht so gut läuft´, Krankheiten und Enttäuschungen zu verkraften sind. Gott lässt Manches zu, aber er gibt auch die notwendige Kraft, es zu bewältigen. Hinterher kann man sagen, er hat uns dadurch wachsen lassen. Volkstümlich formuliert fällt das in die Rubrik `Gehabte Leiden hab` ich gern.` Gottes Segen kann reich machen ohne eigenes Zutun. Der Mensch stößt immer wieder an seine Grenzen. Dann aber kann Gott trotzdem segnen, weiterhelfen, uns seine Kraft verspüren lassen. Der Schlüssel dazu ist der Gehorsam. Das bedeutet nicht den Zwang, sich unterzuordnen. Vielmehr seinen Willen tun aus der Liebe zu ihm heraus. Jeder kennt es: Man tut gern etwas für den, den man gern hat. So verhält es sich auch mit Liebe zu Gott. Eine Kette, die vollständig sein muss: Ihn hören, ihn verstehen, damit einverstanden sein und dann danach auch zu handeln. Und das mit ganzem Herzen. Täter seines Wortes sein, sonst bleibt es Theorie und damit Selbstbetrug. Das Evangelium ernst nehmen und auch das Konfirmationsgelübde, das einen weit reichenden Vorsatz ausdrückt: `Dir treu zu sein bis an mein Ende.`“
Ernsthaftigkeit ist gefragt. Der Glaube ist keine Nebensache. Auch die Wertschätzung der Gemeinde ist Ausdruck des Gehorsams: Jeder für jeden einstehen. Wobei die Jugend ganz besondere Gaben hat, die sie einbringen kann und die niemand missen möchte. Nicht ichbezogen durchs Leben gehen, mahnte der Bezirksvorsteher.
Einer seiner Vertreter, Bezirksevangelist Werner Lampprecht, ging in seinem Beitrag besonders darauf ein, dass nach Moses Worten „die Segnungen Gottes über den Menschen kommen…“, d. h., es ist nicht wie sonst im Leben ein Lohn, ein Anspruch, weil man selbst etwas geleistet hat. W. Lampprecht erinnerte sich an etwas, das er selbst erlebt hatte: Da hatte sich eine Einberufung zur Bundeswehr in den Norden Deutschlands fernab von seiner Familie, Freunden/in und Bekannten im Nachhinein als großer Segen herausgestellt. Er konnte, unbeeinflusst von irgendjemandem, ganz allein für sich prüfen und entscheiden, ob er den Glaubensweg seiner – inzwischen – Ehefrau teilen wollte und will. „Prüft es, probiert es aus, wie es mit dem Zufluss göttlichen Segens sein kann. Manche Tür geht auf und das ist dann kein Zufall. Ich wünsche euch, dass ihr diesen Segen mitnehmen dürft!“
„Gott hat immer den Überblick. Da kehrt sich mancher scheinbare Nachteil zum Vorteil.“, griff K. von Bank den Gedanken auf. Entscheidend ist, am Ende sagen zu können: Was für ein Glück, was für ein Segen!“
Das war auch das, was er den jungen Christinnen wünschte, als sie an den Altar getreten waren, um ihr Gelübde abzulegen und den Konfirmationssegen zu empfangen. „Lebe dein Leben so, wie du dir am Ende wünschst, es gelebt zu haben. Und niemand weiß, wie viel Zeit ihm dafür zugemessen ist, seine Kräfte und seine Gaben einzubringen. Tut das Eure auch in der „Werkstatt“ eurer Kirchengemeinden!“
Während es am Sonntag zuvor plötzlich Sommer geworden war, sollte man das Wetter am Konfirmationssonntag am besten verschweigen. Ging auch dem Bezirksvorsteher so, als er den Konfirmandinnen und ihren Angehörigen nach dem Gottesdienst einen gesegneten Tag wünschte, auch „wenn das Wetter nicht in Feierlaune ist“. Sich dabei, warum wohl, an das Jahr 1970 erinnerte, in dem es bei einem bestimmten Anlass wettermäßig auch nicht besser zuging. Aber, der „Sommer“ vom Wochenende vorher hatte seine Spuren hinterlassen. Der Chronist konnte sich beim Weg vom Parkplatz zur Kirche und umgekehrt im tristen, feuchten und kühlen Nebelgrau an rosa-rot-gelb-blau-weiß blühenden Frühlingsblumen und -sträuchen aller Art in den Vorgärten der Häuser erfreuen.
Sonntag, 28. April 2013
„Mit dem Herrn fang alles an…“
(Neuap. Chorliederbuch I, Text C. C. Hohlfeld, 1776 – 1849) sang in der Herrenberger Kirche der gemischte Chor zu Beginn des Gottesdienstes. Dieses Mal kamen drei Mädchen und drei Jungen mit ihrer Konfirmandenlehrerin kurz vor Beginn des Gottesdienstes nach vorn in die Kirche, wo ein in Rosa-Pink-Rot geschmückter Altar, zusätzlich mit einem schriftlichen „Willkommen“ versehen, als herzlicher Gruß für die jungen Christen, zu sehen war. In Herrenberg hatten sich die Mitglieder der neun Gäugemeinden versammelt, um den feierlichen Rahmen zu bilden für „einen der Höhepunkte des Jahres, in dessen Mittelpunkt die Konfirmanden stehen.“, wie K. von Bank seiner Freude über diesen Tag zu Beginn des Gottesdienstes Ausdruck verlieh. Er griff den musikalisch ausgedrückten Rat, alles mit dem Herrn anzufangen, noch einmal auf. Gerade in der Jugendzeit, in der die Weichen fürs spätere Leben gestellt werden, ist Gottes Segen unverzichtbar. Der bedeutet nicht Wohlergehen in allen Lebenslagen. Das ist schon in der Bibel zu finden. Damals wie heute bleiben niemandem Enttäuschungen, Schwierigkeiten, Not und Elend erspart. Aber auch in solchen Situationen ist den jungen Glaubensgeschwistern zu wünschen, dass sie Gottes Kraft verspüren, ihn bei Erlebnissen besonderer Art erkennen können. Eine Sache des Nachdenkens, des sich Bewusstwerdens. Auch der Tatsache, dass, wenn man besondere Fähigkeiten hat, sich nicht über die eigene vermeintliche Größe freut, sondern sich klarmacht, dass alle guten Gaben von Gott kommen.
Der Gehorsam gegenüber Gott, von dem Mose sprach, hat nichts mit Unterwürfigkeit zu tun. Wenn wir jemanden mögen, tun wir oft schon im Vorfeld, bevor ein Wunsch formuliert wurde, anderen gern einen Gefallen. In Bezug zum himmlischen Vater bedeutet Gehorsam, ihn hören, ihn verstehen, mit ihm und dem, was er will, einverstanden sein und entsprechend zu handeln. Auch in der eigenen Gemeinde füreinander einstehen: Jeder braucht mal Hilfe. Es reicht nicht, zu sagen, wenn jeder an sich denkt, ist auch für jeden gesorgt. Immer noch gilt – geben ist seliger als nehmen. Und Manches, was zu tun ist, fällt einem jungen Menschen leichter als einem betagteren. „Ihr habt den Segen eurer Angehörigen, Freunde, Glaubensgeschwister und über dem steht Gottes Segen, der alles im Auge hat und möchte, dass es euch gut geht. Der Schlüssel dazu ist der Gehorsam, so wie es auch in dem (später verlesenen) Brief des Stammapostels an die Konfirmanden des Jahrs 2013 steht.“
Diesen Gedanken griff der stellvertretende Leiter des Bezirks Tübingen, Ulrich Güttler, in seinem Beitrag zum Gottesdienst noch einmal auf. Er erinnerte an die Konfirmandenstunde im Rahmen einer gemeinsamen Freizeit vor der Konfirmation: „Da ging es um Opfern und Danken, beides auch ein Schlüssel zum Segen. Ein Schlüssel verschafft Autorität, freien Zugang, z. B. der Autoschlüssel zum Fahren, der eigene Wohnungsschlüssel, ein Schlüssel zum Arbeitsraum. Wenn man solche Schlüssel ausgehändigt bekommt, dann ist das ein besonderer Moment, das gibt einem ein besonderes Gefühl. Nehmt dieses Bild vom Gehorsam, Opfern und Danken als Schlüssel zum Segen Gottes.“
K. von Bank wusste anschließend noch von einem anderen „Schlüssel“ zu berichten, jedem Jugendlichen heute ein Begriff: Das Passwort für den PC. „Nehmt für euer Leben das `Passwort` Hören und Handeln!“
Sein Rat - aus eigener Erfahrung - für die jungen Christen: „ Zeit vergeht sehr schnell. Man kann nie sagen, ach, das geht später auch noch. Handelt in der Gegenwart und plant dabei für die Zukunft.“
„Denn er hat seinen Engeln befohlen über dir, dass sie dich behüten auf allen deinen Wegen.“ (Neuap. Chorliederbuch I, Nr. 182, Text Ps 91, 10-11) klang das vom Chor zuletzt gesungene Lied aus. Zuvor hatte der Bezirksvorsteher den Konfirmanden ein gutes Stehvermögen gewünscht, denn im Anschluss an den Gottesdienst wollte sich eine sehr große Gemeinde von ihnen verabschieden und ihnen alles Gute für die Zukunft wünschen.
Bleibt noch zu erwähnen, dass es wettermäßig nicht unbedingt erfreulich, aber gerecht zuging bei den Konfirmationsgottesdiensten im Bezirk Tübingen: Unter der Woche hatte der Sommer ein Intermezzo eingelegt und am letzten Sonntag im April 2013: s. o. zu Tübingen.