„Führ mich, wie du es willst…“ (aus Nr. 137, Neuap.
Chorliederbuch I, Text. E. H. Gebhardt, 1832 – 1899) hatte der gemischte Chor, der wie auch eine Instrumentalgruppe für die musikalische Umrahmung des Gottesdienstes sorgte, vor dessen Beginn gesungen. Eine große Festgemeinde – es waren auch die Mitglieder der Kirchengemeinden Pfrondorf, Ammerbuch-Pfäffingen und Rottenburg eingeladen – hatte sich versammelt, um den adäquaten Rahmen für einen feierlichen, in des Wortes wahrster Bedeutung lebensentscheidenden Anlass zu bilden: Fünf junge Christinnen wollten von diesem Tag an selbst Verantwortung für ihr zukünftiges Glaubensleben übernehmen. Das Taufbekenntnis, das ihre Eltern vor rund 14 Jahren für sie abgelegt hatten, bestätigen, lat. „confirmare“. Ein sichtlich bewegter Bezirksvorsteher, Klaus von Bank, der den Gottesdienst leitete, erfreute sich an dem Bild, das sich ihm, vom Altar aus gesehen, bot: Fünf Konfirmandinnen, festlich gekleidet, mit Rosen geschmückt, waren kurz vor dem Gottesdienst in den Kirchenraum gekommen und hatten in der ersten Reihe Platz genommen, begleitet von ihrer Lehrerin, die sie ein Jahr lang im Unterricht vorbereitet hatte. Nicht nur sie, auch Vor- und SonntagsschullehrerInnen, ReligionslehrerInnen und, nicht zu vergessen, gläubige Eltern hatten dazu beigetragen, dass dieser Tag im April 2013 zu einem besonderen Festtag werden konnte. Zur Freude des Bezirksältesten saßen die Konfirmanden inmitten ihrer jüngeren Geschwister, dahinter Eltern, Großeltern, Verwandte und rings drum herum eine große Gemeinde von Glaubensgeschwistern.
„…, und weil du der Stimme des Herrn, deines Gottes, gehorsam gewesen bist, werden über dich kommen und dir zuteil werden alle diese Segnungen:…“ (5 . Mos 28,2) lautete der Bibeltext für den Gottesdienst und gleichzeitig auch der Konfirmationsspruch, der den Mädchen in schriftlicher Form mit einem Schreiben des Kirchenpräsidenten und Stammapostels Dr. Wilhelm Leber mit auf den zukünftigen Lebens- und Glaubensweg gegeben wurde. In den folgenden Versen 3 – 6, die im weiteren Verlauf des Gottesdienstes verlesen wurden, folgt eine sehr detaillierte Aufzählung der Segnungen, die keinen Bereich des menschlichen Lebens von dessen Beginn bis zum Ende auslässt.
K. von Bank ging auf die Situation der jungen Menschen ein: Schule, Ausbildung, Beruf, Partnersuche, das alles haben sie vor sich. „Wo will man da auf Gottes Segen verzichten?“, lautete die rhetorische Frage. „Was nicht heißt, nun keine Sorgen mehr zu haben. Jesus, die Apostel damals, sie alle waren von Gott Gesegnete. Aber es ging ihnen nicht immer nur gut. Segen definiert der Stammapostel in einem Schreiben zum Gottesdienst als ´Zufluss an Kräften, wenn es mal nicht so gut läuft´, Krankheiten und Enttäuschungen zu verkraften sind. Gott lässt Manches zu, aber er gibt auch die notwendige Kraft, es zu bewältigen. Hinterher kann man sagen, er hat uns dadurch wachsen lassen. Volkstümlich formuliert fällt das in die Rubrik `Gehabte Leiden hab` ich gern.` Gottes Segen kann reich machen ohne eigenes Zutun. Der Mensch stößt immer wieder an seine Grenzen. Dann aber kann Gott trotzdem segnen, weiterhelfen, uns seine Kraft verspüren lassen. Der Schlüssel dazu ist der Gehorsam. Das bedeutet nicht den Zwang, sich unterzuordnen. Vielmehr seinen Willen tun aus der Liebe zu ihm heraus. Jeder kennt es: Man tut gern etwas für den, den man gern hat. So verhält es sich auch mit der Liebe zu Gott. Eine Kette, die vollständig sein muss: Ihn hören, ihn verstehen, damit einverstanden sein und dann danach auch handeln. Und das mit ganzem Herzen. Täter seines Wortes sein, sonst bleibt es Theorie und damit Selbstbetrug. Das Evangelium ernst nehmen und auch das Konfirmationsgelübde, das einen weit reichenden Vorsatz ausdrückt: `Dir treu zu sein bis an mein Ende.`“
Ernsthaftigkeit ist wichtig. Der Glaube ist keine Nebensache. Auch die Wertschätzung der Gemeinde ist Ausdruck des Gehorsams: Jeder für jeden einstehen. Wobei die Jugend ganz besondere Gaben hat, die sie einbringen kann und die niemand missen möchte. Nicht ichbezogen durchs Leben gehen, mahnte der Bezirksvorsteher.
Einer seiner Vertreter, Bezirksevangelist Werner Lampprecht, ging in seinem Beitrag besonders darauf ein, dass nach Moses Worten „die Segnungen Gottes über den Menschen kommen…“, d. h., es ist nicht wie sonst im Leben ein Lohn, ein Anspruch, weil man selbst etwas geleistet hat. W. Lampprecht erinnerte sich an etwas, das er selbst erlebt hatte: Da hatte sich eine Einberufung zur Bundeswehr in den Norden Deutschlands fernab von seiner Familie, Freunden/in und Bekannten im Nachhinein als großer Segen herausgestellt. Er konnte, unbeeinflusst von irgendjemandem, ganz allein für sich prüfen und entscheiden, ob er den Glaubensweg seiner – inzwischen – Ehefrau teilen wollte und will. „Prüft es, probiert es aus, wie es mit dem Zufluss göttlichen Segens sein kann. Manche Tür geht auf und das ist dann kein Zufall. Ich wünsche euch, dass ihr diesen Segen mitnehmen dürft!“
„Gott hat immer den Überblick. Da kehrt sich mancher scheinbare Nachteil zum Vorteil.“, griff K. von Bank den Gedanken auf. Entscheidend ist, am Ende sagen zu können: Was für ein Glück, was für ein Segen!“
Das war auch das, was er den jungen Christinnen wünschte, als sie an den Altar getreten waren, um ihr Gelübde abzulegen und den Konfirmationssegen zu empfangen. „Lebe dein Leben so, wie du dir am Ende wünschst, es gelebt zu haben. Und niemand weiß, wie viel Zeit ihm dafür zugemessen ist, seine Kräfte und seine Gaben einzubringen. Nichts Gutes, was man sofort machen kann, auf die lange Bank schieben. Tut das Eure auch in der „Werkstatt“ eurer Kirchengemeinden!“
Während es am Sonntag zuvor plötzlich Sommer geworden war, sollte man das Wetter am Konfirmationssonntag am besten verschweigen. Ging auch dem Bezirksvorsteher so, als er den Konfirmandinnen und ihren Angehörigen nach dem Gottesdienst einen gesegneten Tag wünschte, auch „wenn das Wetter nicht in Feierlaune ist“. Sich dabei, warum wohl, an das Jahr 1970 erinnerte, in dem es bei einem bestimmten Anlass wettermäßig auch nicht besser zuging. Aber, der „Sommer“ vom Wochenende vorher hatte seine Spuren hinterlassen. Der Chronist konnte sich beim Weg vom Parkplatz zur Kirche und umgekehrt im tristen, feuchten und kühlen Nebelgrau an rosa-rot-gelb-blau-weiß blühenden Frühlingsblumen und -sträuchen aller Art in den Vorgärten der Häuser erfreuen.