Bezirksältester Klaus von Bank leitete den Gottesdienst an einem endlich frühlingshaft zu werden versprechenden Sonntagmorgen.
„Denn auf alle Gottesverheißungen ist in ihm das Ja; darum sprechen wir auch durch ihn das Amen, Gott zum Lobe. Gott ist´s aber, der uns fest macht samt euch in Christus und uns gesalbt und versiegelt und in unsre Herzen als Unterpfand den Geist gegeben hat.“ (2. Kor 1, 20 – 22) lautete das Bibelwort für den Gottesdienst.
Gottesverheißungen - Gerade haben wir die Ostertage hinter uns, in denen uns Christus als Sieger, sein Wirken, sein Kommen und Gehen in Erfüllung uralter Verheißungen der Propheten präsent wurden: Jesaja, der die Schwangerschaft einer Jungfrau vorhersagte, Micha, der von Bethlehem als der Stadt sprach, aus der der Messias kommen würde. Alle Verheißungen erfüllten sich. Und mancher erkannte erst im Nachhinein, was da eigentlich geschehen war. So wie der Hauptmann, dem erst nach Jesus` Tod klar wurde, dass dieser „wahrlich Gottes Sohn war“. Die Menschen warteten seit Jahrhunderten darauf, dass sich die Verheißung von Christus` Wiederkunft erfüllen wird, so wie wir heute. Sie wird es. Gott selbst versprach, einen zu schicken, der „der Schlange den Kopf zertreten wird.“ Er sagte nach der Sintflut zu, dass, solange es die Erde geben wird, Saat und Ernte nicht aufhören werden. Das ist bis heute so. Und er versprach einen neuen Himmel und eine neue Erde, dass man der alten nicht mehr gedenken wird. Warum sollte er dieses Versprechen nicht erfüllen. Jesus sagte zu, „alle Tage bei den Seinen zu sein“. Und das ist er, wenn wir aufmerksame Augen dafür haben, auch im Alltagsgeschehen, in den kleinsten Dingen. Eine eingehaltene Zusage. So, wie die seiner Wiederkunft sich erfüllen wird wie auch sein erklärter Wille, dass die Seinen seine Herrlichkeit sehen sollen. Gott sucht die Nähe zum Menschen. Suchen wir auch die seine. Es ist uns nicht gleichgültig, wenn jemand, den wir mögen, ein Anliegen an uns heranträgt oder uns ein Angebot macht. So ist es auch mit Gott. Aber, man braucht den Glauben an ihn, um ihn auch wahrzunehmen, ihn zu hören.
Fest sein in Christus - Gott will uns nahe sein, in den Sakramenten. Da ist die Taufe mit Wasser und dem Heiligen Geist. Durch erstere wird ein Näheverhältnis zu Gott begründet. Aber er kann nur in Erscheinung treten, wenn wir den Glauben daran aufbringen. Durch den Heiligen Geist wird die größtmögliche Nähe zu Gott vollendet. Was nicht heißt, dass damit unsere Seele für alle Zeiten versorgt ist. Vielmehr muss das Wesen von Gott, das wir damit empfangen haben, von uns gehegt und gepflegt werden. Der Mensch macht sich zu Recht viele Gedanken darum, ob er das Richtige an Nahrung zu sich nimmt. Da ist es tröstlich, im Geistigen zu wissen, dass das, was von Gott kommt, uns Kraft gibt. Und die notwendigen Impulse, das eine zu tun, das andere zu lassen. Damit der Geist Früchte bringt: Liebe, Demut, Freundlichkeit. Damit am Ende der Geist und die Braut sprechen können: Komm, Herr Jesus. Wir wollen das Unsere tun dafür, aber zu 100 Prozent werden wir das nicht schaffen. Das auszugleichen, dazu gibt es das dritte Sakrament, das heilige Abendmahl. Ein Gedächtnis- und Bekenntnismahl: Gedächtnis an Jesus` Opfer, Bekennen des Glaubens an ihn und das, was er vollbracht hat. Gott gibt dem Menschen seine Gnade für das Vergangene und für die Gegenwart das, was er braucht. Und in der Zukunft etwas, das der Mensch sich nicht vorzustellen vermag.
Der Gemeindevorsteher von Tübingen, Hirte Rolf-Dieter Kittel, stellte in seinem Beitrag zum Gottesdienst die Frage, wie der Mensch mit den göttlichen Verheißungen umgeht, konkret der von Christi Wiederkunft. Gott hat da andere Maßstäbe als der Mensch. Der sollte aber immer ein tätiges Warten, kein Abwarten ausüben. An sich arbeiten, etwas tun, im Wesen Jesus` gesinnt sein und das sichtbar in Erscheinung treten lassen.
Ein Instrumentalensemble hatte vor dem Gottesdienst unter anderem „Befiehl du deine Wege…“ (Text Paul Gerhardt, neuap. Gb Nr. 146) gespielt. Sicher auch, aber nicht nur für das „goldene Paar“, Priester i. R. Ernst Trost und seine Ehefrau Edith. Der Gedanke, dem Herrn zu vertrauen, um gut aufgehoben zu sein, wurde von einem Gesangsduett mit Klavierbegleitung fortgesetzt, als das Paar an den Altar trat, um den Hochzeitssegen zu empfangen: „Anbetung will ich, Herr, dir bringen…“ (neuap. Chorliederbuch I, Nr. 334a, Text Gustav Mankel). „Du hast bewahrt mich bis zur Stund´“ und „ganz deiner Huld befohlen sein.“ , so die musikalische, wunderschön vorgetragene Erkenntnis und der Wunsch für die Zukunft, beides mit Sicherheit ganz im Sinn der Eheleute nach 50 gemeinsam verbrachten Lebensjahren. K. von Bank hatte die Beiden gleich zu Beginn des Gottesdienstes persönlich angesprochen. Seiner Freude über das Ehejubiläum dabei Ausdruck verliehen und nicht vergessen, die zu erwähnen, die so eine goldene Hochzeit wehmütig stimmen könnte, weil ihr/e Partner/in schon verstorben ist. „Das macht eine Gemeinde aus, Freude und Leid miteinander zu teilen.“ Und auch der Gemeindevorsteher hatte schon in seinem Beitrag zum Gottesdienst mit dem Psalmisten (Ps 73, 28) die Herzenseinstellung gewürdigt, mit der beide Eheleute sich in der Gemeinde Tübingen eingebracht haben und es bis heute tun: “Aber das ist meine Freude, dass ich mich zu Gott halte und meine Zuversicht setze auf Gott, den Herrn, dass ich verkündige all dein Tun.“ Zu dem herzlichen Dank dafür seitens des Gemeindevorstehers kam der des Bezirksältesten. „Sänger, Lehrkraft, Priester, letzteres bis heute bei Besuchen in Alten- und Pflegeheimen - eine Arbeit, die nicht verrichtet werden könnte, würde einer nicht den anderen unterstützen.“ Das Ehepaar konnte seinen Festtag freudig im Kreis vieler Familienangehöriger, darunter Kinder und Enkelkinder, begehen. Und es war auch von Leid und Krankheit nicht verschont geblieben. „Aber“, so der Bezirksvorsteher, “ Gott hat Gedanken des Friedens, nicht des Leidens mit uns. In der Herrlichkeit wird das alles keine Rolle mehr spielen. Und wie es im Leben weitergehen wird?“ Einen Rat vom Stammapostel i. R. Richard Fehr aufgreifend empfahl K. von Bank, einen Tag nach dem anderen zu nehmen, die Gegenwart zu leben, auf Gott zu vertrauen und sich nicht damit zu plagen, was alles kommen könnte. „Lege Frieden in die Seelen.“, so der Wunsch des Bezirksvorstehers.
Der gemischte Chor wusste die rechte Replik: „Dein Segen ist wie Tau den Reben…sei du mit mir“ (aus dem neuap. Chorliederbuch I, Nr. 366, Text nach Emanuel Geibel). Damit trug er eine Bitte vor, die sicher aus den Herzen aller Anwesenden, nicht nur denen des „Jubelpaars“, kam.