(Nicht nur) vom Leiden Christi… Der Gottesdienst mit dem Besuch aus der alten Reichsstadt Ulm in der katholischen Bischofsstadt Rottenburg, von der Donau an den Neckar, hatte als Textwort Jes 50, 6: „Ich bot meinen Rücken dar denen, die mich schlugen und meine Wangen denen, die mich rauften.
Mein Angesicht verbarg ich nicht vor Schmach und Speichel.“
In Begleitung ihres Bezirksältesten waren auch Bezirksevangelist Günter Hannawald und Bezirksevangelist Lars Hechler am Sonntagmorgen nach Rottenburg gekommen. Alle drei trugen ihre Gedanken zum Gottesdienst bei.
Passend zum Kirchenjahr ging es um das Leiden Christi. Er hat so, durch Sterben und Auferstehung, einmalig und umfassend Heil geschaffen. Seine Versöhnungsbereitschaft unter widrigsten Umständen und seine Überwindung des Bösen sind Vorbild für jeden Christen. Sein Leiden und Sterben mochten vielen Menschen damals vordergründig jämmerlich erscheinen, besonders für ihn als Gottessohn. Aber gerade dadurch setzte er ein Zeichen: Einen allmächtigen Vater im Himmel zu haben und dennoch dieses Kreuz – ganz real – auf sich nehmen. Und darüber hinaus frei von Hass und Rachegedanken für seine Peiniger noch im Sterben seinen Vater um göttliche Vergebung bitten können.
Leiden gläubiger Christen in heutiger Zeit wurden, aus manch eigener Erfahrung gut nachvollziehbar, anschaulich geschildert: Mitten im natürlichen Leben – beruflich wie privat – ist die Informationsflut in heutiger (beschleunigter) Zeit ein Leiden. Ihr zu widerstehen, trotzdem den gewählten, göttlichen Weg zu gehen, das ist nicht einfach. In einer Umgebung, in der christliche Ideale nichts mehr zählen, ist man mit Wertvorstellungen, die dahin gehen, Jesus nachzufolgen, schnell isoliert, fühlt sich bedrängt oder sogar ausgegrenzt. Und trotzdem soll der Maßstab sein, sich unter den Willen des himmlischen Vaters zu stellen. Ein Kind des Friedens sein, frei von Rachegedanken, nicht Gleiches mit Gleichem vergelten. Die, denen es schlecht geht, unterstützen. Integrieren den, der am Rand steht, der, wodurch auch immer, benachteiligt ist. Jesus` Leiden als Ansporn nehmen, in Leid, Krankheit, allem möglichen Elend im Vertrauen auf Hilfe von oben mit der Situation umzugehen. „Gottes Hilfe kommt zwar oft nicht sofort, aber spätestens rechtzeitig.“ Dieser Trost, diese Zuversicht begleiten den Menschen auf seinem Weg in die kommende Herrlichkeit Gottes.
Lothar Dopf, Gemeindevorsteher von Rottenburg, bewegte in Bezug auf diesen Gottesdienst im Nachhinein auch noch besonders das, was sich „hinter den Kulissen“, beim Gedankenaustausch „vom Bezirk Ulm zu dem von Tübingen“ ergeben hatte. Der Bezirk Ulm hat 3000 Mitglieder und besteht aus 19 Kirchengemeinden wurde berichtet (zum Vergleich – in Tübingen sind es 13).
Einer der Bezirksevangelisten hat, na wo, natürlich in Tübingen studiert. Dort hat er „unseren“, inzwischen im Ruhestand befindlichen Bezirksevangelisten Manfred Bayer als damaligen „Jugendpriester“ erlebt. Gut vorstellbar, dass jemand sich gern an ihn,welche Funktion auch immer er hatte, zurückerinnert. Und – die Gäste aus Ulm waren am Samstag zuvor mit Bezirksapostel Michael Ehrich zusammengetroffen und konnten noch viel von dieser Begegnung berichten. „Wes das Herz voll ist, des geht der Mund über“, so der von diesem „bezirksübergreifenden Sonntag“ beeindruckte Gemeindevorsteher. Die „Ulmer“ fühlten sich nicht als Gäste in der „Fremde“, sondern machten die Erfahrung: Egal, in welche Gemeinde man kommt, man ist immer und überall auch ein wenig zu Hause.
Der gemischte Chor, Leitung Arndt Bayer, brachte das Empfinden der Gottesdienstbesucher auf den Punkt: Dass die, die auf den Herrn harren, neue Kraft bekommen (Neuap. Chorliederbuch I, Nr. 101, Text nach Jes 40,31).