„…von Jesu Gnade lebe ich.
“
Das Eingangszitat ist dem zu Beginn des Gottesdienstes gemeinsam gesungenen Lied entnommen (Neuap. Gb. Nr. 60, Text Benjamin Schmolck). Nach Tübingen an einem winterlichen Ostersonntag waren auch die Mitglieder der Kirchengemeinden Pfrondorf, Ammerbuch-Pfäffingen und Rottenburg eingeladen. Der Apostel wünschte zu Beginn „jedem Einzelnen ein frohes und gesegnetes Osterfest“.
„Siehe, ich sage euch ein Geheimnis: Wir werden nicht alle entschlafen, wir werden aber alle verwandelt werden; und das plötzlich, in einem Augenblick, zur Zeit der letzten Posaune. Denn es wird die Posaune erschallen und die Toten werden auferstehen unverweslich, und wir werden verwandelt werden.“ (1. Kor 15, 51 u. 52) Dieser Text des Apostels Paulus bestimmte den Inhalt des Gottesdienstes.
„Karfreitag, Ostern, Himmelfahrt und Pfingsten“, alles das hat einen tiefen Zusammenhang: Also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eigenen Sohn gab. Karfreitag – die Worte Jesus`: `Mein Gott, warum hast du mich verlassen.` Auch der Mensch mag sich mal völlig allein gelassen fühlen. Jesus hatte das alles um der Sünde willen auf sich genommen. Wenn wir uns da hineinversetzen, ein Stück weit die Tragweite dessen erkennen, was Jesus getan hat, dann können wir mit manchem „Warum“ besser umgehen. Heute, im Gedanken an Ostern, wissen wir: Es bleibt nicht so. Gott greift ein. Damals mit einem Wunder, das unsere Vorstellungskraft übersteigt.“
Der Apostel Paulus hat ins Zentrum seiner Verkündigung Tod und Auferstehung Christi gestellt. Sein Opfer ist die Basis und seine Auferstehung der Beweis, dass Gott seinen Plan erfüllt. Dabei war gerade dieser Apostel kein Zeitzeuge des damaligen Geschehens. Gottes Wille hatte vorgesehen, Adam und alle Menschen in ihrer Sündhaftigkeit sterben zu lassen. So gewiss das ist, ist aber auch die verheißene Auferstehung. Das ist, so wusste es Paulus, dem Ostergeschehen zu entnehmen. Er, der erst ein so eifriger Verfolger der Christen war. Und der, als Jesus ihm erschienen war, ganz entschieden für ihn eintrat. „Lasst es uns tun wie Paulus: Freudig zu dem stehen, was wir erkannt haben. Dann können wir teilhaben an den Sakramenten und an der Auferstehung.“
Jesus Christus, gestern und heute und derselbe in Ewigkeit. Der, für den er im Mittelpunkt steht, der hat einen Anteil am Opfer und am Sieg:
Gestern - hat der Sohn Gottes ein vollkommenes Opfer gebracht. Er hat das Evangelium gegeben, Apostel ausgesucht. Hat ihnen den Heiligen Geist gegeben und sie ausgesandt zum Heil der Menschheit.
Heute - gilt seine Verheißung: Ich werde bei euch sein bis an der Welt Ende.
Die Liturgie des Gottesdienstes verlief in Tübingen - unbeabsichtigt - in leicht veränderter Form, wie W. Eckhardt, von sich selbst überrascht, feststellte. So sehr hatten ihn am Anfang die Worte seines „Vorgängers“ zur Zeit der ersten Christen vereinnahmt. Das Versäumte ließ sich nachholen, die Bibellesung (eigentlich zu Beginn des Gottesdienstes vorgesehen): Luk 24, 1 – 12. „Was sucht ihr den Lebendigen bei den Toten?“ um diesen Teil des Ostergeschehens geht es dabei. Damals konnte sich keiner vorstellen, was Auferstehung heißt. Jesus hatte zwar schon Tote erweckt, die später wie alle anderen gestorben sind. Jetzt aber – war das Grab leer. Wir dürfen glauben, dass jeder von Gott so geliebt ist, dass er, wenn Jesus wiederkommt, so, wie es damals war, Verwandlung und Entrückung erleben kann. Mit der Wassertaufe wird der Zugang zum Herrn ermöglicht. Den Heiligen Geist haben wir bekommen, um wiedergeboren zu sein aus Wasser und Geist. Um überzeugt sein zu können, dass Gott genau wie damals wieder eingreifen wird. Das soll unser Reichtum im Herzen sein. Dieses Bewusstsein soll auch sichtbar sein: Ich darf am heiligen Abendmahl teilnehmen. Nichts möge uns im Gebet und in den Gottesdiensten trennen. Suchen wir Jesus` Nähe. Ist jemand in Christo, so ist er eine neue Natur. Hat eine andere Ausrichtung in seinem Leben: Würdig zu sein bei der Wiederkunft des Sohnes Gottes. Hat die Glaubensgewissheit, dass nicht alle entschlafen, aber alle verwandelt werden.
„Feiern wir trotz der Hektik dieser Zeit unser persönliches Ostern: Der Herr lebt. Ich habe die Sakramente hinnehmen dürfen. So gewiss, wie Jesus zu seinem Vater gegangen ist, wird er wiederkommen und ich darf teil daran haben. Wer sich um Gnade und den Segen Gottes bemüht, dem lässt der Herr dies auch gelingen.“
Bischof Georg Kaltschmitt freute sich, am Ostersonntag in „seinem“ Tübingen im Gottesdienst zu sein. „Von Ostern geht der stärkste göttliche Impuls aus: Gott greift in die Naturgesetze ein. Not, Sorge, Leid, Tod sind bei Gott nie das Letzte. Das ist anders als es manchem Menschen geschieht, der am Ende seines Lebens oft viel ertragen muss. Das Auferstehungsgeschehen muss für uns fühlbar sein und auch nach außen hin etwas verändern: Liebe, Vergebungsbereitschaft ausstrahlen mit dem, was wir sagen und tun, das ist die wahre Osterbotschaft!“
Im Gottesdienst empfingen drei kleine Mädchen das Sakrament der Heiligen Versiegelung. Ein Instrumentalsextett, das neben dem gemischten Chor für die musikalische Umrahmung des Gottesdienstes sorgte, hatte zuvor gespielt
„Weil ich Jesu Schäflein bin…“ (Neuap Gb. Nr. 269, Text Henriette M. L. von Hayn) , als die drei Elternpaare mit ihren Kindern auf den Armen der Mütter an den Altar kamen. „Eure Aufgabe ist es, die Seelen eurer Kinder zu pflegen, sie selbst können es noch nicht. Lebt ihr im Glauben an Jesus, dann wachsen die Kinder in euren Glauben hinein.“
Carsten Dehner, bisher Priester in der Gemeinde Tübingen, wurde für diese als Evangelist ordiniert. „Das Evangelium mit Begeisterung verkünden. Freude ausstrahlen, verkünden zu dürfen, was Jesus durch die Apostel gegeben hat. Eine offene Tür sein, ein offenes Herz für alle haben, die sich im Glauben an dich wenden. Die Engel Gottes mögen dich geleiten.“, das gab der Apostel dem Glaubensbruder mit für seine Tätigkeit im neuen Amt.