“Holy, Holy, Holy, ....” aus Franz Schuberts Deutscher Messe hatte der gemischte Chor in englischer Sprache zu Beginn des Gottesdienstes gesungen.
Das wurde dem zwar deutschstämmigen, aber überwiegend englischsprachigen Leiter des Gottesdienstes, Bezirksapostelhelfer Frank Dzur aus Toronto, als freundliches Willkommen herzlich entgegengebracht. Anfang März waren alle Bezirksapostel weltweit zu einer Konferenz mit dem Kirchenpräsidenten Neuapostolische Kirche International und Stammapostel Dr. Wilhelm Leber nach Süddeutschland gekommen. So wurde den Mitgliedern des Kirchenbezirks Tübingen (mit Ausnahme der Tübinger Gemeinden) ein „internationaler“, englisch-deutscher Gottesdienst beschert.
„Und alles Volk suchte ihn anzurühren; denn es ging Kraft von ihm aus und er heilte sie alle.“ (Lk 6, 19) Dieser Text aus einem der Evangelien lag dem Gottesdienst zugrunde. Frank Dzur betonte: „Jesus` besonders große Liebe schloss niemanden aus. `All` , das ist ein besonderes Wort: Gott will allen Menschen helfen, allen Gnade und Erlösung schenken. In einem anderen Evangelium (Mt 11,28) heißt es dazu `Kommt her zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken`. Manchmal kann man müde werden, seine Kraft verlieren. Jesus erkannte damals wie heute, dass der Mensch Nöte haben und der Heilung bedürfen kann. Er war der Weg, Hilfe zu bekommen. Aber dazu musste man sich ihm ganz dicht nähern und seine besondere Kraft auch bekommen wollen.
Nicht alle haben ein solches Verlangen. Aber wer es hat, erfährt Hilfe. Der Bezirksapostelhelfer erinnerte an die Frau, die sich, als Jesus anwesend war, inmitten einer großen Volksmenge nur eins wünschte: Ihn zu berühren, dann würde sie geheilt werden. Es gelang ihr und Jesus fühlte, wie eine große Kraft von ihm ausging. Sie spürte, sie wurde geliebt. Machte sich aber gleichzeitig Gedanken, ob er verärgert sein würde, sie ihn womöglich bloßgestellt haben könnte. Die Sorge wurde ihr genommen: „Weib, sei freudig und glücklich. Dein Glaube hat dich geheilt.“, sagte Jesus. Die Menschen damals konnten an die Kraft glauben, die Jesus ausstrahlt. Sie waren „erstaunt“ über seine Rede, denn seine Worte waren von göttlicher Kraft und Allmacht erfüllt. Das Volk erkannte: Wir brauchen diese Kraft.
„Vermögen wir auch zu erkennen, dass wir Jesus` Kraft bedürfen, können wir das erkennen? Wir können im Glaubens- und Lebenskampf müde werden, erkennen wir dann, was wir nötig haben? Manchmal verlieren wir auch unseren Frieden. Konflikte, Enttäuschungen können ihn uns nehmen. Erkennen wir, dass wir das ändern müssen. Wir wollen auch so sein wie die Menschen damals. Jesus` Nähe suchen, um geheilt zu werden. Wenn es einem schwerfällt, nach einem Streit zu vergeben, lasst uns dann auch da hingehen, wo wir Hilfe bekommen. Wo wir geheilt werden, damit sich die Verhältnisse ändern, wir neue Kraft, neues Vertrauen haben. Versuchungen widerstehen, sie überwinden können. Neue Hoffnung haben, das alles gehört dazu. Glaube, Hoffnung, Begeisterung in der Seele, das ist Heilung.“
Und erkennen können, dass es Gnade ist, Heilung durch Jesus zu bekommen. Aus ihm nehmen wir die Kraft für Körper und Geist. „Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen.“, sagte Jesus. „Seine Hilfe, Kraft und Macht gibt er uns heute durch seine Amtsträger. In Christus` Namen - das bedeutet auch, Gottes Gebote zu halten, ihn über alles und den Nächsten wie sich selbst zu lieben. Was heißt es `herauszukommen, sein Kleid zu berühren` - dahin zu gehen, wo der Herr ist, in den Gottesdienst, mit ihm Abendmahl zu feiern, ein Gebetsleben zu pflegen, zu bitten `Herr, hilf uns`, damit es uns wieder gut geht, wir vorwärts gehen, überwinden können. Wir haben den Geist empfangen, damit Jesus` Kraft und seine Sanftmut in uns wirksam sein können. Ich wünsche mir das für jeden von uns.“
Klaus von Bank, Leiter des Bezirks Tübingen, sprach in seinem Beitrag zum Gottesdienst an, was ihn schon zuvor im Amtszimmer bei der Begegnung mit dem Apostel berührt hatte. Der Bezirksvorsteher war tief beeindruckt, wie F. Dzur sich freute und dies auch mehrfach betonte, in Herrenberg in dieser Gemeinschaft sein zu können. „Er hat für die Kranken gebetet. Er hat es genau so gemacht wie Jesus damals, die Nähe gesucht und sie auch zugelassen. Wir wollen auch für ihn beten. Ich bin demütig, wenn ich daran denke, wie unsere Glaubensgeschwister in den (rd. 1.100) Gemeinden in Pakistan und Bangladesh, von denen der Apostel im Amtszimmer erzählte, weil sie auch von ihm betreut werden, unter schweren Verhältnissen bemüht sind, ihre Seligkeit zu schaffen. Es gibt nicht nur unsere `kleine` neuapostolische Welt hier, sondern eine viel größere und umfassendere. Unsere Gebete sollen alle einbeziehen, nur so ist das Ziel unseres Glaubens erreichbar.“
Der stellvertretende Leiter des Bezirks Tübingen, Werner Lampprecht, griff auf, dass allen von Jesus geholfen werden kann. Er kehrte bei Zachäus ein, der wie viele Zöllner zu damaliger Zeit einen zweifelhaften Ruf hatte. Zachäus hatte den Gottessohn nur berühren wollen und wurde nach der Begegnung mit ihm ein anderer Mensch. Dem Schächer am Kreuz, der Jesus als den Heiland der Welt erkannte, wurde das Paradies zugesagt. Er und Zachäus hatten beide auch das Verlangen, Jesus zu berühren. „Nehmen wir uns daran ein Beispiel, folgen wir als freudige Gotteskinder Christus nach!“
„Vergebung ist eine wunderbare Heilung“, leitete F. Dzur zur Feier des heiligen Abendmahls über. Wir müssen dafür zu Jesus kommen und sein Opfer auch annehmen wollen. Uns ihm gläubig in Dankbarkeit nahen und wir werden seine große Kraft erkennen und erfahren. “
„Wir sind sehr glücklich, alle zusammen zu sein.“, hatte F. Dzur zu Beginn auf Deutsch die Gottesdienstbesucher begrüßt. Er sprach danach auf Englisch weiter und ein Dolmetscher übersetzte. Zwischendurch ging es gelegentlich recht heiter zu. Zum Beispiel, als F. Dzur berichtete, dass im Amtszimmer angesprochen wurde, wer von den „Einheimischen“ mit zum Gottesdienst beitragen könnte. Da habe es fröhlich geheißen, in der vergangenen Woche seien doch drei Diakone ordiniert worden…“Ich tue es ihnen nicht an“, reagierte der Gast aus Kanada zur vermutlich großen Erleichterung der drei jungen Glaubensbrüder.
„God bless and help you“, waren die Wünsche am Schluss. „Ok, finished. If you want to shake hands, that`s ok.”. Damit begab sich F. Dzur flugs vom Altar nach hinten ins Foyer der Kirche, wo die Gottesdienstbesucher gern von dem Angebot, sich persönlich zu verabschieden, Gebrauch gemacht haben.
„God bless and help you , good bye, dear Apostle!”