Im vergangenen Jahr hatte Apostel Eckhardt, Bereich Freiburg, auch die Leitung des Bereichs Tübingen übernommen, nachdem Apostel Wolfgang Bott in den Ruhestand getreten war.
In Herrenberg fand am letzten Tag des Monats Februar der erste Gottesdienst mit W. Eckhardt im Bezirk Tübingen statt. Die Geschwister aus 10 Kirchengemeinden, ohne Tübingen und Pfrondorf, waren zum Gottesdienst eingeladen und sorgten für eine volle Kirche. Ein Text aus dem 1. Brief des Paulus an die Korinther (2,1): „Auch ich, liebe Brüder, als ich zu euch kam, kam ich nicht mit hohen Worten und hoher Weisheit, euch das Geheimnis Gottes zu verkündigen.“ , bestimmte den Inhalt des Gottesdienstes.
An das zu Beginn vom gemischten Chor gesungene Lied anknüpfend „Geisteswind aus Himmelshöhen rausch mit Macht durch unsre Reih`n…“ (neuap. Chorliederbuch I, Nr. 356, Text E. H. Gebhardt, vertont von C. W. Gluck) wünschte sich der Apostel, dass die musikalisch vorgetragene Bitte erfüllt und Gottes Gegenwart im Gottesdienst die Besucher mit der Kraft des Geistes berühren möge. „Es geht gar nicht anders, als sich von Gott berühren zu lassen. Sonst wären wir der Ansicht, die eigene `Gutmeinung` sei das Evangelium.“
Auf das Bibelwort eingehend, das Geheimnis Gottes zu verkündigen, sprach der Apostel zunächst von etwas den Menschen Verborgenem, wenn es um Jesus Christus geht: „Für den Verstand ist es ein Geheimnis. Wer will verstehen, dass es so sein musste, dass Jesus Mensch und Gott war. Mit menschlichem Denken kommt man da nicht weiter. Glaube und Nachfolge erschließen Gottes Geheimnis, nicht der Intellekt. In den Gottesdiensten gibt der Geist Gottes Aufschluss. Schon damals, wenn man das Äußere sah, dann war da nur des Zimmermanns, nicht Gottes Sohn. Der Reiche Jüngling sah zwar mehr, war aber nicht bereit, hinter das Geheimnis zu kommen. Dazu hätte es des Glaubens und der Nachfolge bedurft.“
Die Predigt im Gottesdienst – ein Geheimnis. Sie kann, sollte eine Kernaussage, einen „roten Faden“ haben. Es geht nicht um eine hochgestochene Rede, einen rhetorischen Genuss. Aber, wenn man dahinter kommen will , dann erlebt man, dass Gott durch sein Wort trösten kann. Wenn der Glaube da ist, der Wille, dementsprechend zu handeln, kann die Seele im Gottesdienst volles Genüge finden.
Das Geheimnis der Gemeinschaft. Neuapostolische Christen sind von Gott erwählt worden und haben das Sakrament der Heiligen Versiegelung empfangen. Da kann man untereinander ganz anders mit Meinungsverschiedenheiten und überhaupt anders miteinander umgehen, wenn man sich bewusst macht, dass der andere auch von Gott erwählt worden ist.
Das Geheimnis des Abendmahls, der Gnade erschließt sich dem, der bereit ist, in Demut darum zu bitten. Der Leib und das Blut Jesus` im heiligen Abendmahl, da muss man mit dem Glauben herangehen. Ein Teil der Jünger damals konnte das nicht. Sie wandten sich von Jesus ab. Leib und Blut bedeuten, wir können das Menschliche überwinden und göttliche Kräfte zu uns nehmen.
Ein weiteres Geheimnis ist die Führung des Menschen durch den Heiligen Geist. Dazu braucht es ein offenes Herz, das im Glauben die Nähe Gottes sucht, sich ihm anvertraut, um dann die richtigen Entscheidungen treffen zu können.
Das Geheimnis der Zeitverhältnisse. Heute herrscht Hektik. Da ist es schwer, Ruhe zu finden, sich mit Gott zu beschäftigen. Aber er weiß, dass wir diese Umstände brauchen, um zur Vollendung zu kommen. Damals das Volk Israel, das durch die Wüste wandern musste, wurde so im Gegensatz zu anderen ein Volk, das an einen Gott glauben konnte.
Das schönste Geheimnis liegt in der Zukunft: Wie Paulus formulierte, wir werden nicht alle entschlafen. Wir werden alle verwandelt werden in einem Augenblick. Im Diesseits wie im Jenseits. Alles Erleben, das Gott für uns bereitet hat, macht uns würdig für diesen Tag des Herrn.
Bischof Georg Kaltschmitt vertiefte in seinem Beitrag zum Gottesdienst den Aspekt „Glauben und Nachfolge“. Sie erschließen uns das Geheimnis Gottes. Mit dem Glauben, in dessen Folge, wächst die Erkenntnis. Das führt zur Nachfolge. Sie ist praktizierter Glaube: Wir tun das, was wir glauben. Durch Tun gewinnt man Erfahrung, Bestätigung des Glaubens. Das größte, wesentlichste Geheimnis aber wird sich am Tag der Wiederkunft Christi erschließen.
W. Eckhardt griff vor der Feier des heiligen Abendmahls diesen Gedanken noch einmal besonders auf: „Über den Glauben hinter die Geheimnisse Gottes kommen und nicht an der Oberfläche bleiben!“ Der Apostel mahnte wie damals Paulus den würdigen Genuss des Abendmahls an. Was nicht bedeutet, dass wir sündlos sein müssen. Vielleicht hat man es wieder nicht geschafft, zu vergeben. Aber Gott um Gnade bitten. Er kann Frieden über Vernunft und Verstand hinaus geben.
In diesem Gottesdienst wurden drei Diakone für die Gemeinde Herrenberg und je ein Priester für die Gemeinden Rottenburg und Jettingen ordiniert. „Auch ein Geheimnis Gottes, dass er sich offenbaren will durch seine Knechte. Diener Gottes sein, um den Nächsten zu lieben und für ihn da zu sein. Ihr sollt Hüter des göttlichen Geheimnisses sein. Euch nicht aufs Organisatorische beschränken, sondern um das Gemeindeleben bemüht sein. Gottes Wort bewahren. Ihr kommt in seinem Namen.“, gab der Apostel den Glaubensbrüdern mit auf den Weg für ihre Arbeit in den und für die Gemeinden.
Der Gottesdienst hatte mit Verspätung begonnen. Während das Eingangslied gesungen wurde, stand der Bischof am Altar, bis der Apostel eingetroffen war. Die Anfahrt von Lörrach, die, wenn alles gut geht, ohnehin schon drei Stunden dauert, hatte sich durch einen Stau verzögert. W. Eckhardt wollte einen der den Verkehr regelnden Beamten fragen, ob es eine Ausweichmöglichkeit gab, um rechtzeitig in Herrenberg zu sein. Um überhaupt zu dem Polizisten mit dem Auto hinzukommen, ließ sich ein Verstoß gegen die Straßenverkehrsordnung nicht vermeiden. Den Beamten interessierte das Anliegen des Apostels mitnichten, hingegen sehr wohl die Ahndung der Ordnungswidrigkeit…Lassen wir es besser dahinstehen, ein Geheimnis bleiben, ob das Ganze noch im Badischen oder schon im Württembergischen geschah. Das Anliegen der Schwaben in der Herrenberger Kirche war, dem Apostel ein herzliches Willkommen zu vermitteln. Das ist hoffentlich trotz des unerwünschten „Souvenirs“ dieser Reise gelungen.