„An mir und meinem Leben ist nichts auf dieser Erd; was Christus mir gegeben, das ist der Liebe wert.
“
(Text Paul Gerhardt, aus Lied Nr. 150 des neuap. Gesangbuchs)
Das Zitat ist dem zu Beginn des Gottesdienstes gesungenen Choral entnommen. Die kürzlich erst renovierte Kirche war gut gefüllt, denn außer den Mötzinger Glaubensgeschwistern waren aus dem Bezirk Tübingen u. a. dessen Leiter und seine beiden Stellvertreter, Gemeindevorsteher, Priester, Amtsträger im Ruhestand zum Gottesdienst gekommen. „Was Christus mir gegeben…“ – etwas sehr Wertvolles, Einzigartiges von dem, was Jesus den Menschen gab, bestimmte den Inhalt des Gottesdienstes, die Zusage: „Wer nun mich bekennt vor den Menschen, den will auch ich bekennen vor meinem himmlischen Vater.“ (Mt 10, 32)
Zu Beginn stellte G. Kaltschmitt die Frage, die jeder für sich ganz allein beantworten muss. „Haben wir die richtige Einstellung? Sind wir bereit, uns ganz unter den Willen Gottes zu stellen, das eigene Wollen, die Lebensfragen, unsere Persönlichkeit, unser individuelles Menschsein zurückzustellen – dann kann Gott uns segnen und bei uns sein.“ Den Text aus dem Evangelium des Matthäus hatte Kirchenpräsident der Neuapostolischen Kirche International und Stammapostel Dr. Wilhelm Leber als Wort zum Jubiläumsjahr 2013 der Neuapostolischen Kirche, die vor 150 Jahren gegründet wurde, für seinem zweiten Sonntagsgottesdienst in diesem Jahr ausgewählt. „Bekennen“ ist das Leitwort fürs Jubiläumsjahr 2013. Wenn man sich mit der Kirchengeschichte befasst, dann stellt man fest, dass im Jahr 1863 sich die allerersten Apostel aus Schottland sozusagen auf dem „Rückzug“ befanden. Es wurden neue Apostel berufen. Diese Situation führte zu Irrungen, Wirrungen, Unsicherheiten, einem „Durcheinander“. Unter diesen Umständen hatten die Glaubensväter und -mütter vielleicht nicht besondere Kenntnisse und Erkenntnisse, aber sehr wohl großen Mut: Sie bekannten sich zum Apostelamt, sonst wäre die Kirche nicht entstanden und neue Gemeinden hätte man nicht gegründet. Ein gewagter Weg. Fragen stellten sich, wie die, machen wir es richtig, wenn wir den jetzt neu berufenen Aposteln folgen? Diese Gedanken bewegten den Stammapostel im Zusammenhang mit der Kirchengeschichte. Weil das Bekennen damals so wichtig war, die Kirche ohne diese Entscheidung und Einstellung nicht hätte entstehen können, liegt darauf der Schwerpunkt im Jubiläumsjahr.
Dafür gibt es Beispiele in der Bibel, die der Bischof anführte: Die Drei Männer im Feuerofen, die sich gewiss waren, ihr Gott kann sie erretten. Tut er es nicht, dann ist es sein Wille, unter den sich zu stellen sie vorbehaltslos bereit waren. Petrus, der Fischer, der wider alle eigene Fachkenntnis scheinbar Unsinniges tat: Auf Jesus` Rat hin die Fangnetze noch einmal, und zwar zur eigentlich „falschen“ Seite auszuwerfen. „Petrus hat sich bekannt und, das ist entscheidend, war bereit, entsprechend zu handeln. Auch wenn er später Jesus aus Angst verleugnet hat. Der Jünger war kein Übermensch, was ihn irgendwie auch sympathisch macht.“ Stellung zum eigenen Glauben nach außen hin beziehen, wenn es angebracht ist. Die Erfahrung zeigt, dass das in der Regel Respekt und Anerkennung auslöst. Es geht nicht um Streitgespräche. Nur darum, was der eigene Glaube ist. Was der andere damit anfängt, ist seine Sache. Glaubwürdig sein: Was wir sagen, muss auch unserem Verhalten entsprechen. Und furchtlos dabei sein, nicht Angst davor haben, wie ein Bekenntnis vielleicht aufgenommen werden könnte. In unserem Umfeld, und sei es das kleinste, die Familie, über den Glauben sprechen, z. B. beim sonntäglichen Mittagessen über das eigene Empfinden beim Gottesdienst am Vormittag.
„Zur rechten Zeit, am rechten Ort, das rechte Wort, so das `Wie` des Bekennens. Und das `Was` - Jesus, gestern, heute und derselbe auch in Ewigkeit.
Zeitlich gesehen gibt es das `Gestern`: Jesus als Teil der Gottheit kam ins Menschsein und ist für alle gestorben und auferstanden, das `Heute`: Wir erleben ihn in den Gottesdiensten, und in `Ewigkeit`: Der Blick in die Zukunft mit der Erwartung seiner Wiederkunft.
Ein Dreiklang: den Glauben an Jesus bekennen, die Liebe zu und die Hoffnung auf ihn.“
Fürs Jubiläumsjahr gilt: Die geplanten Aktivitäten, Feste, sollen alle, nicht nur Kirchenmitglieder ansprechen. Sollen zeigen, wie wir sind, wie wir als neuapostolische Christen leben. Eine anspruchsvolle Aufgabe für jede/n in jeder Hinsicht. Jede/r mit ihrer/seiner eigenen Persönlichkeit kann zum Glauben stehen, ihn bekennen. „Gott sei Dank gibt es viele Menschen, die nach Gott fragen und ihres Glaubens leben!“
Ein Priester aus Tübingen brachte in seinem Beitrag zum Gottesdienst den Inhalt des Bekennens, kurz und knapp, auf zwei Punkte: „Wir haben lebende Apostel. Jesus kommt bald wieder.“ Diese Überzeugung hat, wenn man die Kirchengeschichte betrachtet, deren Mitglieder vor und seit 150 Jahren stark gemacht. „Bekennen ist aber nur möglich, wenn das Handeln der Überzeugung entspricht. Allein durch Taten, durch ein liebevolles, verständnisvolles Wesen im Umgang mit den Mitmenschen kann man etwas vermitteln.“
Diesen Gedanken griff G. Kaltschmitt noch einmal im Gebet vor der Feier des heiligen Abendmahls auf: „Herr, gib uns die Weisheit, zur rechten Zeit und am rechten Ort das Richtige zu sagen und zu tun.“
Der Bischof hatte sich im Eingangsgebet einen Morgen gewünscht, für den alle Gott danken können. Dass es in Mötzingen so war, drückte der gemischte Chor am Ende des Gottesdienstes überzeugt und überzeugend musikalisch aus: “Dich, Gott, loben wir…“ (neuap. Chorliederbuch I Nr. 251, Text nach einem unbekannten Dichter, bearbeitet von Gustav Mankel).