„…der weiß, wohin mein Weg noch geht,“ (aus dem neuap.
Gesangbuch, Nr. 140, 1. Strophe, Text W. W. Walford)
Das Zitat ist dem zu Beginn des Gottesdienstes gesungenen Lieds entnommen. Klaus von Bank, Vorsteher des Bezirks Tübingen, leitete den Gottesdienst. Die Formulierung des Textdichters drückt eine Gewissheit aus, die auch den Erfahrungen und der Zuversicht des Ehepaars entspricht, das sich den Segen zu seiner Rubinhochzeit in diesem Gottesdienst gewünscht hatte. Aber dazu später mehr…
„Des Gerechten Gebet vermag viel, wenn es ernstlich ist.“ (aus Jak 5, 16 – 18)
Das „Jubelpaar“ hatte nicht gemeinsam in der Kirche Platz genommen. Vielmehr der eine im Chor, die andere auf der rechten Seite des Kirchenschiffs. Aber, wie K. von Bank anmerkte, „Früher oder später stehen sie gemeinsam am Altar!“, womit der Bezirksvorsteher Recht behalten sollte. Wie sich auch seine Bitte im Eingangsgebet erfüllte, dass die Tatsache, 40 Jahre miteinander verheiratet zu sein, der Segen dazu, dem Gottesdienst seinen besonderen Glanz verleihen möge. (Nach zwei mal 20 Jahren feiert man die Rubinhochzeit, zu der es in der Neuapostolischen Kirche seit kurzem möglich ist, einen christlichen, besonderen Segen gespendet zu kommen.) Warum sollte man? – Da kann es viele Gründe geben. Vielleicht wurde erst in späteren Lebensjahren geheiratet – was nicht auf das Ehepaar in Rottenburg zutraf – oder man möchte einfach auf dem Weg von der silbernen zur goldenen Hochzeit, das ist nach 3/5 der Zeit, wie der Bezirksvorsteher ausgerechnet hatte, noch einmal „zwischendurch“ Gottes Segen, von dem es nicht genug geben kann, bekommen…
„Ich will beten, du wirst hören; Herr, du hast es zugesagt“ (Neuap. Chorliederbuch I Nr. 169, Text Gottfried Gottschling, um 1680 – 1723) , griff K. von Bank das vom gemischten Chor anfangs vorgetragene Lied auf: „Hören und auch erhören.“ So ging es auch Jakobus seinerzeit. Er sollte helfen, trösten. Er wusste zu vermitteln: „Seid geduldig – duldsam, habt Glauben, Vertrauen und bleibt am Beten!“ Wie es der Sohn Gottes in schlimmster Stunde, im Garten Gethsemane durchlitten hatte. Er bat, der bittere Kelch möge an ihm vorübergehen. Aber, nicht sein, sondern Gottes Wille möge geschehen. Wenn einmal das Glaubensziel erreicht ist, dann haben sich alle Fragen nach einem Warum – dies und jenes sein musste – erledigt, dann zählt nur noch das Ergebnis. Heute kämpfen und bitten wir noch darum.
Nicht nur bitten, auch danken, loben, fürbitten. Als Bekenntnis zu Gott, der zwar ohnehin alles weiß. Aber so bringen wir unser Vertrauen in ihn zum Ausdruck.
„Das Gebet der Gerechten“ – was ist das? Gott nicht als „Notnagel“ sehen und sonst das tun, was einem selbst gefällt. Dazu gehören Glaube, Demut und ein ernstliches Gebet. Elia damals, der so betete, konnte als schwacher Mensch Naturwunder auslösen: Erst lange Dürrezeiten und dann – Regen!
Nicht zu vergessen, auch die Fürbitte für den Nächsten ist wichtig. Wenn jeder so denkt und handelt – wie viele Gebete kommen da zusammen. Und stärken den Menschen und machen ihn zuversichtlich, wenn er weiß, dass für ihn gebetet wurde und wird. Und, vorausschauend auf die Feier des heiligen Abendmahls, rief Klaus von Bank die im Vaterunser enthaltenen Bitten ins Bewusstsein: „Jede einzelne so prägnant, so wichtig, da könnte man lange darüber nachdenken!“
Klaus Giringer, Vorsteher der Gemeinde Herrenberg, wies in seinem Beitrag zum Gottesdienst u. a. darauf hin, dass der Mensch Gottes Hilfe braucht. Er schenkt sie uns auch immer wieder. Auch, wenn er Gebete nicht immer so erhört, wie wir es meinen. Wichtig ist, aus dem Gebet eine Basis des Glaubens nehmen zu können.
Lothar Dopf, Vorsteher der Gemeinde Rottenburg, mahnte an, das Gebet nicht als Gewohnheit zu betrachten. Nein, sich immer wieder ganz bewusst hinwenden zu Gott, mit ihm, wie es schon in einem Lied (Neuap. Gb. Nr.189) heißt, verbunden zu sein und es zu bleiben.
„Meine Seele ist stille in dir…“ (Text Klaus Heizmann) sang ein Septett a-cappella, als die Eheleute an den Altar traten, um den Segen zur Rubinhochzeit zu empfangen. Und richtig, noch im Nachklang war es ganz still geworden in der Kirche. Wohltuend, wie Klaus von Bank anmerkte. Kurz schwieg und dann, sich sichtlich freuend: „Rubinhochzeit – meine erste!“ für viel Freude bei den Zuhörern sorgte. Mit der Stille war`s vorbei. „Seine“ erste, zu der der Bezirksvorsteher Gottes Segen spendete und die erste im Bezirk Tübingen. K. von Bank hatte sich viel Mühe mit der Vorbereitung gegeben: Er ließ Revue passieren, wie viele Segenshandlungen, Amtseinsetzungen, Spenden von Sakramenten es in der Familie des Ehepaars seit deren Verlobung gegeben hatte: 26, Kinder und Enkelkinder eingerechnet. „Ihr wart ein Segen für alle und auch für die Gemeinde. Wir haben jetzt die Chance, ein Gotterleben miteinander zu haben. Dafür danken wir alle miteinander unserem himmlischen Vater von Herzen. Und euch soll auch weiter ein Leben mit dem Segen des himmlischen Vaters vergönnt sein.“
„Der Heiland sorgt für dich…“ (Neuap. Chorliederbuch I, Nr. 399, Text nach einem unbekannten Dichter)kam bestätigend die musikalische Zusage vom gemischten Chor, während zum ersten Mal an diesem trüben Februarmorgen ein Sonnenstrahl die bunten Kirchenfenster zum Leuchten brachte.