Im Rahmen des Bezirksämteraustauschs Albstadt/Tübingen leitete den ersten Gottesdienst im Jahr 2013 in der Gemeinde Nebringen Bezirksevangelist Roland Martini aus Bodelshausen.
Das Kirchengebäude mit den bunten Glasfenstern, die die gesamte Linksseite zieren, war voll besetzt, denn die Mitglieder der Nachbargemeinde Öschelbronn waren auch zum Gottesdienst in Nebringen gekommen. Was dazu führte, wie R. Martini nach dem Gottesdienst erfreut anmerkte, dass der gemischte Chor einschließlich Instrumentalgruppe von vorn bis hinten die linke Seite des Kirchenraums füllte. Beide umrahmten musikalisch mit vielen Beiträgen den Gottesdienst, die niemanden unberührt lassen konnten. Wobei noch anzumerken ist – auch die Instrumentalgruppe war durchaus eine gemischte: Alles Spielerinnen und – der Dirigent. Wunderschön haben sie musiziert!
Jesus und die Samariterin
ist das Kapitel 4 des Evangeliums des Johannes überschrieben, das zweitlängste und schon so eine besondere Gewichtigkeit zeigende. Die Verse 41 und 42 bestimmten den Inhalt des Gottesdienstes:
„Und noch viel mehr glaubten um seines Wortes willen und sprachen zu der Frau: Von nun an glauben wir nicht mehr um deiner Rede willen; denn wir haben selber gehört und erkannt: Dieser ist wahrlich der Welt Heiland. “
Der Bezirksevangelist erinnerte beim Eingehen auf das Bibelwort daran, dass die Juden damals ihre eigene Bewertungsskala hatten. Und in der rangierten Samariter ziemlich weit unten. Trotzdem sprach Jesus mit jemandem dieser Abstammung, noch dazu mit einer Frau. Getreu seinem Vater, der keine Unterschiede macht, sondern will, dass allen Menschen geholfen wird. Jesus sah nur die Seele der Samariterin. Was nicht immer einfach ist, denn der Mensch bleibt gern am Äußeren hängen. Weshalb nicht ohne Grund eine Bitte an Gott die um „gesalbte Augen“ ist. Jesus hatte sie. Er sprach mit der Frau und die – war ganz begeistert. Sie konnte erkennen, wer da mit ihr redete: der Sohn Gottes. Sie teilte sich eilends anderen mit. Sie war so fasziniert, dass sie gar nicht anders konnte. Und wirkte dabei derart überzeugend, dass viele andere zum Brunnen kamen und Jesus redete mit ihnen.
„Wie ist es heute, in unseren Tagen? Wenn wir die Einstellung haben, weise, mir Herr, deinen Weg…, wie es der gemischte Chor u. a. gesungen hat (Neuap. Chorliederbuch Nr. 135 nach Ps 86)“, fuhr R. Martini fort, „dann können wir Gott erleben und davon auch etwas an andere weitergeben. Ein jeder hat da seinen persönlichen `Weinberg`, in dem es Begegnungen gibt, in denen man vom eigenen Glauben überzeugen kann. Was dem Menschen an der Stelle nicht gegeben ist, kann Gott ausrichten. Er kann am besten die Herzen bewegen. Nehmen wir uns an Jesus ein Beispiel, der immer standhaft geblieben ist. Die Kraft haben wir auch! Das gilt auch dann, wenn wir mal schwach geworden sind.“ Der Bezirksevangelist verwies dabei auf Petrus, auch ein Schwächen zeigender Mensch. Aber er hatte Jesus als „wahrlich der Welt Heiland erkannt“. Das konnte der Jünger nur, weil er den Gottessohn erlebt hat und bei ihm geblieben ist. Anders als damals ein Teil von Jesus` Nachfolgern, die sich abwandten, weil sie seine Worte nicht verstanden hatten. Sie gaben ihm keine Chance, ihnen zu erklären, welchen Sinn alles hatte. „Haben wir Geduld. Manches erschließt sich nicht gleich. Vielleicht auch erst im nächsten Gottesdienst. Wer das erkannt hat, der kann dem lieben Gott nur herzlich dafür danken.“
Frank Bitzer, Gemeindevorsteher von Öschelbronn, trat als Nächster an den Altar. „Jesus hatte die besondere Gabe, schlechte Eigenschaften anderer hinwegdrängen zu können. Wir müssen uns bemühen, auch das Gute im Anderen zu sehen. Ich habe versucht, mich in die Samariterin damals hineinzuversetzen. Was hat ihre Reaktion ausgelöst? Jesus war einfach authentisch. Der Mensch ist so geartet, dass er anfänglich leicht zu begeistern ist. Und dann – entdeckt er den vermeintlichen Haken an einer Sache. Wir wissen nicht, wie es mit der Samariterin damals weitergegangen ist. Aber eins ist sicher, was sie am Jakobsbrunnen erlebte, war genau das, worauf sie gewartet hatte. Sie wusste, dass jemand kommen wird. Wenn etwas im Gottesdienst angesprochen wird, was nur ich wissen und richtig einordnen kann, kann ich sagen, na ja, abwarten oder: Das ist etwas ganz Besonderes!“
Hilmar Stockinger, Vorsteher der Gemeinde Nebringen, knüpfte in seinem Beitrag zum Gottesdienst an dessen Beginn an. R. Martini hatte vom Danken gesprochen. Das war ihm bei der Vorbereitung auf den Gottesdienst nicht aus dem Kopf gegangen: Etwas, wobei man sich fragt, womit fange ich an, womit höre ich auf. Mit dem Natürlichen, mit dem Geistigen, da gibt es viele Gründe, Gott zu danken. Der Bezirksevangelist hatte in dem Zusammenhang auch Apostel i. R. Wolfgang Bott zitiert: „Man kann Gott in jedem Gottesdienst danken. Das hängt nur von der Herzenseinstellung ab.“ „Das hat mir gut getan, wie da der Blick auf ein bestimmtes Thema gelenkt wurde. Was vielleicht so alltäglich nicht ist.“, begann H. Stockinger. Und, auf das damalige biblische Geschehen eingehend: „Was hat Jesus gemacht, dass die Frau ihn, einen Fremden, mit Wasser versorgte, ihm zuhörte? Er hat sie aus ihrem Alltag, aus ihrer Normalität, aus ihrem `Trott` herausgerufen. Jeder Gottesdienst soll uns aus unserem Alltagstrott heraus- und auf ein anderes Niveau hinaufheben. Die Feiertage sind vorbei – jetzt im `alten Trott` weiter? Lassen wir uns herausholen aus dem Alltag durch das Wort von unserer Zukunft. Kraft, Mut, Zuversicht und Freude, in der Einstellung will Jesus uns wiederfinden!“