Win-win-Situation - so ist laut Duden eine Situation zu bezeichnen, in der alle Beteiligten nur gewinnen können.
Und genau das beschreibt, was an diesem Samstag zwischen den Jahren in Nebringen im Backhaus geschah. Etwa 15 Jugendliche und zwei erfahrene Mütter hatten sich – mal wieder – zusammengetan, um im Jahr 2012 an einem eher frühlingshaft anmutenden Tag Ende Dezember gemeinsam zu werkeln. Um die o. a. Definition aufzugreifen, müsste man genauer von einer „Win-win-win-Situation" sprechen: Die Backaktion stärkte das Zusammengehörigkeitsgefühl der jungen (und etwas älteren) Menschen, die da tätig waren; das Produkt – die Neujahrsbrezeln aus dem Holzbackofen – trug zum körperlichen Wohlempfinden der Abnehmer bei und der Verkaufserlös soll einem Kinderheim in Indien zugute kommen.
Schon morgens um 6 Uhr war es losgegangen: Unmengen an Hefeteig waren herzustellen. Damit er möglichst schnell aufging, setzte man ihn mit warmer Milch an. Die Kenntnisse einer erfahrenen Mutter bezüglich der Backkunst sind eben unverzichtbar. Ein freundlicher Nachbar hatte seine Teigmaschine zur Verfügung gestellt, damit die Backerei auch rechtzeitig losgehen konnte. Im Interesse der Anwohner an wochenendlicher Ruhe „erst“ um 7.30 Uhr, aber trotzdem lag man am späteren Vormittag „gut in der Zeit“, wie höchst zufrieden festgestellt wurde. So etwa 350 Brezeln waren von den Glaubensgeschwistern aus dem Bezirk Tübingen vorbestellt worden. Der Teig sollte für ca. 400 Brezeln reichen, denn manch Nebringer kam eben mal so vorbei und nahm sich (mindestens) eine Brezel frisch aus dem Ofen mit, wie sie nicht besser sein konnte. Strahlende Gesichter, eine Tasse Kaffee oder Punsch im Vorbeigehen, sorgten für guten Umsatz.
Im Einsatz waren, sozusagen als „harter Kern“, Jugendliche aus der Gemeinde Öschelbronn, aber auch aus Pfrondorf, Bondorf, Rottenburg und Mötzingen sah man eifrige MitarbeiterInnen. Und es wären noch mehr gewesen, aber die Zahl der Arbeitsplätze in einem Backhaus ist begrenzt.
In diesem Jahr wird der Erlös, so etwa 1.500 Euro, einem Kinderheim in Shishu Mandir in Bangalore, gelegen im Süden Indiens, gespendet werden. Eine der Jugendlichen hat 2010 ein halbes Jahr lang in Südasien im freiwilligen sozialen Einsatz gearbeitet und wusste, wovon sie ihre Mitstreiter überzeugen konnte, dass eine Spende dorthin viel direkte Hilfe leisten kann. Ein Arztehepaar hatte den Trägerverein für das ausschließlich aus privaten Spenden finanzierte Heim gegründet. Kinder im Alter bis zu 18 Jahren leben dort, entweder Waisen oder solche mit sehr armen Eltern, die sich sonst eine Schulausbildung und/oder eine Lehre nie leisten könnten. Auch externe Kinder aus sozial benachteiligten Familien besuchen die Internatsschule. Frau Hella Mundrah, die deutsche Leiterin des Heims, wird die Spende entgegen nehmen. Damit ist gewährleistet, dass das Geld direkt den Kindern zugute kommt und nicht in irgendwelchen Organisationen „versickert“.
Im Vorfeld hatte es in den Gemeinden des Kirchenbezirks ein Rundschreiben der Initiatorin gegeben, mit dem für den guten Zweck geworben wurde. Jedenfalls in der Gemeinde Ammerbuch-Pfäffingen war die Resonanz überwältigend. Als deren Vertreter die vorbestellten Brezeln für seine Gemeinde abholte, zahlte, stutzte der Kassenwart vor Ort. Das Geld überstieg bei Weitem den fälligen Betrag…er musste doch etwas herausgeben? Sollte er nicht, denn großzügige Spender in der Gemeinde hatten viel mehr gegeben, als sie eigentlich für die Brezeln schuldeten. Vergelt`s ihnen Gott.