„Lead me Lord – Leite mich“ (Jugendliederbuch der Neuapostolischen Kirche Nr. 35) spielte das Nachwuchsorchester vor der Feier des heiligen Abendmahls als „Bußlied“, wie es der Liturgie der Neuapostolischen Kirche vor dem Vaterunser, meist als Gemeindegesang, entspricht . In diesem Fall instrumental vorgetragen von etwa 15 Jugendlichen, die schon vor und während des Gottesdienstes und auch danach unter wechselndem Dirigat einem ausgesprochen trüben Novembertag Glanz verliehen.
„Leite mich, Gott…“, das war die passende Replik zum Gottesdienst, dessen Inhalt ein Text aus dem Evangelium des Lukas (18,8) bestimmt hatte: „Doch wenn des Menschensohn kommen wird, meinst du, er werde Glauben finden auf Erden?“
Gemeindevorsteher Frank Bitzer führte den Gottesdienst durch. „Ein herzliches Willkommen. Fühlt euch wohl, fühlt euch wie zu Hause“ wurden die Gottesdienstbesucher, Gäste, Gemeindemitglieder und Besucher von „außerhalb“, herzlich begrüßt. Da war der Novembertag nur noch halb so grau. Aber es ging um mehr als nur eine behagliche Atmosphäre: Ob Jesus bei seiner Wiederkunft noch Glauben finden würde? Zweifel sind angebracht. Denken wir zurück an Jesus` Tun auf Erden – es wurden Wunder vollbracht, Kranke geheilt, Blinde sehend und? F. Bitzer erinnerte an den Hauptmann von Kapernaum, einen Heiden und – eine Ausnahmeerscheinung. Ihm ging es um seinen kranken Knecht daheim, um dessentwillen er zu Jesus gekommen war. „Sprich nur ein Wort und mein Knecht wird gesund!“ Jesus tat das Wunder, und musste feststellen: “ So einen Glauben habe ich in ganz Israel nicht gefunden.“ Nicht die Regel, selbst damals, als Jesus unter den Menschen lebte. Deshalb auch die berechtigte Frage, warum es heute anders sein soll mit dem Glauben. In einer Zeit, in der Jesus nicht mehr auf der Erde ist. Dazu der Gemeindevorsteher: „Gott ist heute noch genauso erlebbar wie einst. Aber – man muss an ihn, seinen Sohn glauben. Das ist die Grundlage. Diesen Glauben finden, ihn pflegen, das ist wichtig. Augen zu haben, was Gott auch heute noch an Wundern tut. Die manchmal nur kleinen Dinge, die er geschehen lässt, auch wahrnehmen. Nichts für selbstverständlich halten. Sonst bleibt vom Glauben nicht mehr übrig als von Spuren in einem Sandstrand. Es dauert nicht lange und sie sind vom Wasser verwischt.“ Aber mit Gottes Hilfe und Segen ist es möglich, Glauben zu finden und ihn auch zu bewahren. Glauben an Christi Wiederkunft, wie sie verheißen ist. Diesen Glauben lebendig halten, mit dieser Aufgabe sind wir nicht allein. Christliche Gemeinschaft pflegen, Gottesdienste besuchen, um Gottes Frohe Botschaft immer wieder zu hören, dann lebt der Glaube.
Zwei der drei in der Gemeinde Öschelbronn tätigen Priester brachten weitere Beiträge zum Thema des Gottesdienstes. „Glauben ist eine individuelle Angelegenheit. Schon die Jünger Jesus` damals konnten nicht anders als zu bitten. `Herr, hilf unserem Kleinglauben`. Der Mensch ist nun einmal nicht jeden Tag himmelhochjauchzend. Gerade in diesen Novembertagen, die bestimmt sind vom Totengedenken, dem Vergangenen, wollen wir den Zukunftsgedanken nicht aus den Augen verlieren:
Ja, wir wollen glauben, dass Christus wiederkommt.“ So der eine der beiden. Der andere forderte auf: „Glaube ist wertvoll. Probleme, zu glauben, gab es zu allen Zeiten. Wir glauben an die Wiederkunft Christi. Wann, weiß niemand. Trotzdem bleiben wir beständig. Der Mensch richtet sich nach seinen Erfahrungen aus. Da weiß man, der oder die hat mich noch nie getäuscht. Dem kann ich glauben. Gott und Jesus haben den Menschen noch nie getäuscht. Denen können wir auch glauben. Das zu können, wünsche ich jedem!“
Im Anschluss an den Gottesdienst waren alle zum Imbiss eingeladen. Liebevoll waren Speis und Trank hergerichtet und fanden regen Zuspruch. Die Gastfreundschaft der Kirchengemeinde, die übrigens, wie F. Bitzer nach dem Gottesdienst im Gespräch erwähnte, die „Muttergemeinde“ aller Gäugemeinden im Bezirk Tübingen ist, wurde gern in Anspruch genommen. Obwohl die Öschelbronner seit geraumer Zeit ein Heizungsproblem haben, das, wie ein etwas verzweifelter Gemeindevorsteher vor dem Gottesdienst äußerte, sich partout, trotz Inanspruchnahme einer Fachfirma, nicht lösen lassen will. (Der aufmerksame Fotobetrachter kann die Heizlüfter vorn im Kirchengebäude erkennen, die wenigstens etwas für Wärme sorgen sollten.) Das zum Äußeren. Aber sie sollten sich nicht zu viele Gedanken machen, die Öschelbronner. Ihre Herzenswärme, die sie an diesem (s. o.) grauen Novembersonntagmorgen allen entgegenbrachten, hat die äußere Kühle mehr als wettgemacht. Und, noch etwas Bemerkenswertes: Was den Orchesternachwuchs anbetrifft, könnte man sich schon mal über eine Männerquote Gedanken machen…