Gern waren sie der Einladung zum Gottesdienst mit Bischof Eberhard Koch gefolgt, die Jugendlichen der Bezirke Kirchheim und Tübingen.
Aus dem Bezirk Tübingen gestaltete sich die Anfahrt wegen gelegentlichen Nebels etwas schwierig, aber in Nürtingen gab es äußerlich und, wie die fröhlichen Gesichter der Jugendlichen vermuten ließen, auch innerlich nur noch strahlende Sonne an einem goldenen Oktobersonntag. „Herr, wir loben und wir preisen dich“ wurde vom aus Mitgliedern aller drei Kirchenbezirke bestehenden Jugendchor noch schnell mal vor Beginn des Gottesdienstes geübt. Der Vortrag des Lieds am Ende des Gottesdienstes mit der Klavierbegleitung aus dem Bezirk Tübingen, Jan-Thilo Bayer war der Pianist, löste verdienten Applaus aus, das sei schon mal vorweggenommen.
Im Eingangsgebet ging es Eberhard Koch sehr bewegend darum, auch an die zu denken, denen es weltweit nicht so gut geht. Sie, insbesondere auch die Kinder und Jugendlichen, nicht zu vergessen, für sie betend einzutreten, die unverschuldet hungern, um Leib und Leben fürchten müssen, war dem Bischof ein besonderes Anliegen. „Das ist - leider - eine von vielen Facetten des menschlichen Daseins. Aber, es gibt auch andere, wie Freude am Leben und am Glauben haben.“, lautete E. Kochs Wunsch für die Jugendlichen, den der Chor zu Beginn musikalisch ausgedrückt hatte: „Freuet euch in dem Herrn…“ (Jugendliederbuch der Neuapostolischen Kirche Nr. 68, Bearbeitung und Text nach Phil.2 von…Eberhard Koch).
Im Mittelpunkt des Gottesdienstes stand das Vermächtnis des Königs David an seinen Sohn, den Thronfolger Salomon (s. 1.Chr. 28,9):
„Und du, mein Sohn Salomo, erkenne den Gott deines Vaters und diene ihm mit ganzem Herzen und mit williger Seele…“
„Dieser Königssohn ist eher bekannt durch das sprichwörtliche `salomonische Urteil` und dadurch, dass er den von David geplanten Tempel gebaut hat. Trotz Irritationen, die es bei Salomon wie auch bei seinem Vater gab, hat er letztlich festgehalten an dessen Erbe, dem Glaubens an und das Vertrauen auf Gott. Glaube soll gewiss machen. An Gott zu glauben, ist mit einer großen Hoffnung verbunden. Sich das bewusst zu machen, immer wieder, ist nötig. Deshalb ist für einen Christenmenschen auch der Gottesdienst etwas Unverzichtbares. Er gibt die Stärkung, auch die der eigenen Persönlichkeit: Du kannst an tausend Dinge glauben, aber verlier nie den Glauben an dich selbst. Gib dich nicht auf! Und - glauben heißt auch hoffen.“ Als Beispiel führte E. Koch eine jüngst erlebte Bergtour an: Auf zweitausend Metern Höhe mit dem Ziel, eine bewirtschaftete Hütte zu erreichen. Mühsam war es und sehr lange hat es gedauert. Aber, wenn man etwas unbedingt erreichen will, ist einem das jede Mühe wert. Andere plagten sich für dasselbe erheblich weniger: Sie benutzten einen auf der Rückseite des Gipfels vorhandenen Lift…und gelohnt hat sich die Mühe doch. Zum einen äußerlich - für erschöpfte Wanderer gab es in der Hütte einen besonderen, beheizten Raum, der den anderen vorenthalten blieb. Und innerlich konnte man stolz sein, die Strecke bezwungen, es geschafft zu haben. „Viele Wege führen zu Gott, aber ihre Schönheit liegt gerade nicht in der Bequemlichkeit. Und, was das Ziel anbetrifft, es heißt, dorthin zu kommen, wo es ein Mehr ist und nicht nur ein Woanders. `Und du mein Sohn Salomon, erkenne den Gott deines Vaters`, sagt David. Erkenntnis schafft man nur, wenn man mit diesem Gott zusammenarbeitet.“ Und noch ein praktisches Beispiel: Die potenzielle Partnerin nach der Beschreibung im Internet aussuchen, das Ergebnis passt theoretisch vielleicht wunderbar, kann in der Praxis dann aber ganz anders, ziemlich enttäuschend sein. Wesen, Ausstrahlung, das lässt sich nicht via Internet vermitteln. „Und so ist es auch mit der persönlichen Beziehung zu Gott, zur Gemeinde - Ihr braucht den Gedankenaustausch!“
Und, der Bischof noch einen Gedanken vom Süddeutschen Jugendtag 2012 in München aufgreifend: Die Zehn Gebote, sie einzuhalten, das ist eine wirkliche Lebensaufgabe. Wie beim designierten Kirchenpräsidenten und Stammapostel Jean-Luc Schneider im Gottesdienst beim Jugendtag kam besonders das siebte Gebot zur Sprache. Kein falsches Zeugnis ablegen…im Alltag nicht mal eben den berechtigten Schadensersatzanspruch nach einem Verkehrsunfall auf die schon vorher beschädigte Stoßstange „ausdehnen“; abschätzig und abwertend von anderen denken, Rassismus…Nein, dem Nächsten aus der Liebe heraus begegnen, auch er ist ein Geschöpf Gottes.
Anschließend folgten Beiträge vom Leiter des Bezirks Tübingen, Klaus von Bank, und dem des Bezirks Kirchheim, Thomas Kappler, der sich übrigens aus Studententagen noch bestens in Tübingen auskennt, wie zu erfahren war. Schließlich hatte er mal als Untermieter in der Hausmeisterwohnung in der Kirche in der Brunsstr. 24 gewohnt. Ersterer berichtete von einem Urlaub in Portugal. Um zum Gottesdienst am Sonntagmorgen in einem Nachbarort zu kommen, hatte man ein Taxi bestellt. Sollte eigentlich kein Problem sein, hinzufinden. War es aber doch. Als man selbst schon aufgeben wollte, fiel dem Fahrer ein, dass seine Freundin sich in dem Ort auskannte. Sie wurde angerufen und, ja, man kam noch rechtzeitig zum Gottesdienst. Thomas Kappler erinnerte sich an die verzweifelte Suche nach einer dringend benötigten Urkunde. Alles durchgewühlt, ohne Ergebnis, nach einer halben Stunde die Ehefrau befragt, und, siehe da, alles kein Problem, sie kannte den Aufbewahrungsort. Was lernen wir daraus, so resümierend zum Schluss E. Koch: “Sich nicht selbst überschätzen, nicht aufgeben, man kann auch die Möglichkeit des Beratens nutzen. Sich an den Erfahrungen orientieren, die Menschen mit Gott in alter Zeit gemacht haben. Und Gott für die Vollendung in heutiger Zeit im Gebet um eigene Erfahrungen bitten. Ich wünsche euch einen großen Glauben und Kraft für die Zukunft.“
„Mittendrin“, so wurde im Anschluss an den Gottesdienst eine Gruppe von derzeit 32 Glaubensgeschwistern aus dem Bezirk Nürtingen vorgestellt. Nicht mehr Jugendliche und noch nicht Senioren, eben mittendrin. Sie hatten fürs Catering gesorgt. Draußen vor der Kirche liebevoll dekorierte Stehtische, hinter der Kirche Hocketsetische und –bänke und im Untergeschoss ein Buffet mit Kartoffelsalat, Saitenwürsten und Süßem für „Hinterher“ luden zum Schmausen und Verweilen ein. Für ausreichend Sonne im Freien war auch gesorgt, Ende Oktober besonders schön, aber in unseren Breiten (noch) nicht selbstverständlich. Wie die Nürtinger das hinbekommen hatten? Und das Beste daran, die Spendenkasse sollte zwar durchaus gefüttert werden, aber nicht von den Jugendlichen. Die sollten „Free lunch“ haben. Hingegen waren Zuwendungen der Generation „mittendrin“ und älter durchaus erwünscht.
Was noch zu sagen bleibt: Herzlichen Dank für die Gastfreundschaft in Nürtingen!