…nur ein paar „Momentaufnahmen“ zum Jugendtag 2012 aus der Perspektive des Bezirks Tübingen: Für einen großen Teil der Jugendlichen (etwa 65) sollte es Freitagmittag um 14 Uhr am Schwimmbadparkplatz in Herrenberg losgehen.
Ein großer Bus war pünktlich eingetroffen und so nach und nach kamen sie an. Ausgerüstet mit allem, was man/frau für zwei Übernachtungen in einer Schule in München so braucht und mit dem, was tagsüber nicht zu entbehren ist. Isomatte oder Schlafsack waren auch wieder aufgetaucht. Wo hatte man sie nach dem letzten Gebrauch gelassen? Vielleicht noch im Wohnwagen vom letzten Urlaub her verblieben? Alles hatte sich rechtzeitig angefunden und konnte im Bus verstaut werden einschließlich der Musikinstrumente, denn z. T. spielten die Jugendlichen in München auch im Orchester mit. Dazu die erwachsenen Begleiter, die auch per Bus die Reise antraten und getröstet wurden: „Sind ja nur zwei Nächte im Jugendherbergsambiente, die gehen schon vorbei.“ Gesehen wurden der stellvertretende Leiter des Bezirks Tübingen, Ulrich Güttler und seine Ehefrau und ein paar Gemeindevorsteher, die mit auf die Busreise gingen und auch in der Schule übernachtet haben. Mit Gottvertrauen, gutem Willen und Humor geht eben Vieles, was sonst unmöglich scheint. Die schwarzen Anzüge der Amtsträger für den Gottesdienst in München konnten knitterfrei mitgenommen werden und cum grano salis pünktlich um 14.25 Uhr fuhr der Bus ab. Ein „Follow-me“- Fahrzeug gab es auch noch, was sollte da schief gehen…
Und am Wochenende wird es noch mal spätsommerlich warm – das Wetter“, so hieß es am Freitagabend in den Medien. Das allerdings ließ doch etwas zu wünschen übrig, jedenfalls am Samstagmorgen in München im Olympiastadion bei der Eröffnungsveranstaltung um 10 Uhr, zu der sich aus dem Bezirk Tübingen viele mehr eingefunden hatten als nur die Busreisenden. Alle, die per Privat-Pkw gekommen waren, weitere Amtsträger, Jugendliche, ja, und nicht zu vergessen, BetreuerInnen gab es auch, die dem Aufruf gefolgt waren und sich für vielfältige Aufgaben zur Verfügung gestellt hatten. Da sah man durchaus bekannte Gesichter aus dem Kirchenbezirk. Ihnen allen kann man nur höchstes Lob erteilen, die in ihren blauen, gelben und roten Westen als HelferInnen so viel dazu beigetragen haben, dass alles ruhig und friedlich verlief und niemand zu ernsthaftem Schaden kam. Sie erhielten schon bei der Eröffnungsfeier ein großes Lob, denn auch im Vorfeld waren sie schon tätig gewesen. Und wenn man, wie der Chronist, bei verschiedenen Gelegenheiten zuvor im Stadion im selben Block und in etwa an derselben Reihe gesessen hatte, die immer von denselben betreut wurden, konnte man sich am frühen Sonntagmorgen vor dem Gottesdienst über die herzliche Begrüßung freuen. „Habt ihr den gestrigen Tag gut überstanden?“ hieß es fröhlich, wobei es vermutlich eher angebracht gewesen wäre, die Frage in umgekehrter Richtung zu stellen.
Zurück zur Eröffnungsfeier am Samstagmorgen um 10 Uhr. „Wenn alle `Begleiter` Platz gefunden haben, können auf die restlichen 1000 Sitzgelegenheiten noch die Jugendlichen…“ hieß es launig zu Beginn von Moderatorin und Moderator, zwei Jugendlichen aus dem Nachbarbezirk Sindelfingen. Keine Sorge, es fanden alle Platz…“Schön, dass es euch gibt,“ hieß es zur Begrüßung, und, gerichtet speziell an die jugendlichen Teilnehmer, „nein, bitte, keine Polonaise im Stadion“. Aber ungefährliche La-ola-Wellen waren ausdrücklich gewünscht und die gab es auch später…
Von der Stadt München war wie schon im Jahr zuvor in Vertretung des Oberbürgermeisters Stadtrat Hans Dieter Kaplan gekommen, der nach dem Auftritt einer tanzenden Trachtengruppe, bei der kräftig geschuhplattelt wurde, vermutlich bairische Urlaute fehlten auch nicht, ein „Herzlich willkommen“ überbrachte. Anspielend auf das kurz bevorstehende 202. Münchner Oktoberfest, zu dem eingeladen wurde, bei dem es auch darum geht, gemeinsam Spaß zu haben, gehe es beim Treffen der Jugendlichen noch um mehr: Neue Menschen kennen zu lernen und, verbunden durch den gemeinsamen Glauben, Werte zu finden, die das Leben prägen. Zu einem Zusammengehörigkeitsgefühl kommen, das auch eine Stadt dringend braucht, sonst geht gar nichts. „Sie mögen sich in München wohlfühlen, Gemeinschaft erleben, um Gemeinschaft stiften zu können.“ Die Moderatoren dankten für den Beitrag, nicht, ohne eine Gegeneinladung zu starten: „Der Cannstatter Wasen in Stuttgart fängt auch bald an!“ Weiter sorgten musikalische Beiträge sowie, last but not least, Grußwort und Gebet von und mit dem Kirchenpräsidenten und Bezirksapostel der Neuapostolischen Kirche Süddeutschland, Michael Ehrich, für einen gelungenen Auftakt. Mit ihm gekommen waren Jean-Luc Schneider, Frankreich, designierter Nachfolger von Kirchenpräsident und Stammapostel Dr. Wilhelm Leber, sowie Bezirksapostelhelfer Frank Dzur aus Kanada und Apostel Franz-Wilhelm Otten aus Nordrhein-Westfalen. Ein „Super-Jugendtag“ und morgen im Gottesdienst „ein Hammersegen“ waren die abschließenden Wünsche des Moderatorenduos aus dem Nachbarbezirk und dann, s.o., kam sie: Die La-ola-Welle durchs Stadion…
Zum Super-Jugendtag hätten die Sindelfinger auch selbst was für die Tübinger tun können. War aber nicht der Fall. Womit das für die Tübinger nicht so erfreuliche Thema „Fußball“ an der Reihe wäre. Wie schon 2011 gab es auch in diesem Jahr am Samstagmittag ein Fußballturnier in der „Soccer-Arena“ des Stadions. Die sich nicht gerade zwingend für das Turnier qualifiziert habenden „Gäu Allstars“ aus unserem Kirchenbezirk traten erst mal hoch motiviert als eine von (nur) neun Mannschaften pünktlich um 14 Uhr an (im vorigen Jahr waren es noch doppelt so viele gewesen). Bischof Georg Kaltschmitt in gewohnt souveräner Art (wenn auch zunächst ohne Unterstützung der Technik, die versagt hatte) eröffnete das Turnier. Zu verstehen war erst wenig bis gar nichts, aber dann funktionierte das Mikro doch: “Also, gewinnt gut“, hieß es und es konnte losgehen. Für die Tübinger erst gegen 14.40 Uhr, denn wegen der geringen Beteiligung wurden die Vorrundenspiele in einer Vierer- und einer Fünfergruppe zeitlich versetzt auf nur zwei Spielfeldern ausgetragen. Gegner waren die Kickers Remstal (nach Rückstand der Tübinger 1:1), die Nürtinger Duselschieber ( hatten sie wirklich, Dusel, Ergebnis 2:3, hätte höher für Tübingen ausfallen können) und dann die Sterne des Südens, eine Mannschaft aus München, die nichts vom Heimvorteil hatte. Die Sterne erblassten gegen die Allstars mit 0:2. Also gut, Viertelfinale erreicht, was bei dem Turnier angesichts der geringen Beteiligung ein Erfolg war, der nicht unbedingt zum Jubeln anregte, denn von 9 kamen 8 Mannschaften weiter. Und dann – im Viertelfinale als Gegner – die Sindelfinger Tempelflitzer. Hätten ein Angstgegner sein können, da man bei der Quali in Ehningen doch Längen hinter ihnen zurücklag. Nicht für die Tübinger. Bange machen gilt nicht, so ihr Motto. Allerdings dann ein unglückliches 0:1, was wach machte und die Tübinger super ins Spiel kommen ließ: Ausgleich, 1:1. Beide Seiten nun „auf Anfang“, Power-Play, blitzschnelle Seitenwechsel und immer wieder noch mehr Druck, leider am Ende aufs falsche, das Tübinger Tor. Deren Schlussmann wuchs über sich hinaus. Man konnte gar nicht so schnell gucken, wie er sich in „seinem“ Kasten bewegte. Sah schon nach mindestens vier Armen und vier Beinen aus, was sich da tat. Aber leider – es gab noch ein Tor für die Tempelflitzer und damit das Turnier-Aus für Tübingen. Völlig abgekämpft und erschöpft kamen sie vom Spielfeld. „Mehr ging nicht!“, war vom Torwart zu hören. Nein, wirklich nicht, aber Kampfgeist habt ihr bewiesen, Jungs!
Und auch keine Schande, gegen den Turniersieger zu verlieren. Die Tempelflitzer durften sich am Schluss von Bischof G. Kaltschmitt als die Besten gratulieren und ehren lassen. Herzlichen Glückwunsch an die Bezirksnachbarn und, nicht vergessen, nach dem Spiel ist vor dem Spiel! Auch noch zu erwähnen: Ein Sindelfinger hatte sich beim Spielen verletzt. Der Sanitätsdienst kam zum Einsatz – und der war sagenhaft. Es ergab sich eine 5 : 1-Fachbetreuung, eilends zusätzlich rekrutierte Laienhilfskräfte nicht mitgerechnet. Hoffentlich ist alles gut ausgegangen.
Der Höhepunkt und Abschluss: Gottesdienst im Stadion am Sonntagmorgen:
„Wer nun mich bekennt vor den Menschen, den will auch ich bekennen vor meinem himmlischen Vater.“ (Mt 10,32)
Das war der Bibeltext, der dem Gottesdienst zugrunde lag. Im Gegensatz zum Samstag, der etwas feucht und trübe ausgefallen war, schien sich mit Verspätung die Wetterprognose zu bestätigen. Es sollte ein sonniger Sonntag werden. Äußerlich wie innerlich. „Herzergreifend, wenn man so in eure Reihen schaut. In aller Namen: Wir sind Gott dankbar für euch, Jugend, dafür, dass er sie uns geschenkt hat. Ich wünsche jedem eine schöne Begegnung mit dem Herrn!“ begann Jean-Luc Schneider, der den Gottesdienst leitete. „Jesus Christus in der Mitte meines Lebens“ – das Jugendtagsmotto. Dem entspricht das Wort aus dem Evangelium des Matthäus: „Den Herrn bekennen – eine Orientierung, ein Begleiter für die Zukunft, eine Lebensaufgabe.“ Die Jünger sollten Jesus bekennen, das hieß nicht primär, Christen gewinnen. Aber das Bekennen des Glaubens gehört zum Christentum. Der christliche Glaube ist darauf angelegt, sich anderen mitzuteilen. Glaube – eigentlich etwas Privates, Persönliches. Aber ein Glaube ohne Worte ist tot. Ein lebendiger Glaube tut Werke. Die sieht man. Und das fällt irgendwann auf. Die Beziehung zu Gott ist eine Liebesbeziehung. Und die sieht man. Wenn ein junger Mensch verliebt ist, merkt man das. Er setzt plötzlich andere Prioritäten. Die Erklärung dafür „Ach, der ist verliebt!“. Warum sollte die Liebe zu Jesus verborgen sein? Die muss man merken. Einen lebendigen Glauben merkt man. Ihn, Jesus, bekennen in unserem Tun und Wandel, zeigen, an was wir glauben, das Evangelium: Seine Lehre, Sein Tod, Sein Wiederkommen. Das Evangelium heute, jetzt und hier, ist aktuell und wirksam, das führt dazu, im Leben zu beweisen, dass „es noch funktioniert“. Der Herr ist in der Mitte seines Werks, ist in unserer Mitte, ist aktiv in der Mitte seiner Kirche.
Wer soll bekennen – ein jeder Christ. Neuapostolische Christen bekennen im alltäglichen Leben. Das ist Deine Aufgabe. Dass Du ihn bekennst. Dass Du zeigst, in Deiner Kirche ist Gott aktiv. Und wie geht das? Indem man auf die Gebote Gottes aufmerksam macht. Lügen ist heutzutage ganz „normal“ geworden. Wir wollen zu den Geboten Gottes stehen und deshalb im Leben Grenzen setzen. Gerade für Jugendliche ist es wichtig, dazu zu gehören. Aber trotzdem, nicht um jeden Preis alles mitmachen. Vielmehr sehen, das geht für mich zu weit. Ich mache nicht alles mit. Ich lüge nicht.
Wenn du das machst, wird Gott Dir helfen. Wer sich so bekennt, erlebt die Hilfe Gottes. Den Herrn und seine Liebe zu verkünden, bedeutet nicht, Heldentaten zu vollbringen. Sondern einfach schweigen und nicht im Chor der Kritik mitsingen. Gott lässt Ungerechtigkeiten zu – wie darauf reagieren? Nicht gleich explodieren. Der Herr will beweisen, dass man immer noch vergeben und sich versöhnen kann.
Den Herrn bekennen ist eine Lebensaufgabe. Dein Bezirk, Deine Gemeinde, Deine Jugendgruppe, Ihr seid gemeinsam aufgerufen, den Herrn zu bekennen. Diese „Umfelder“ vom Glauben aus sehen: Gott hat diese Zusammenstellung gewollt. Er hat ein Team gebildet und das soll ihn verkündigen. Bedeutet konkret: Es kann schon Zwischenfälle geben, Katastrophen, da kann schon mal was passieren. Und dann? Der Herr hat es zugelassen. Jetzt zeigt mal, wie ernst ihr es meint mit der Arbeit. Beweist, dass ihr gemeinsam die Katastrophe überwinden könnt. Die Gemeinde ist auch aufgerufen, zu beweisen, dass man heute noch treu sein kann. Beweist, dass man trotzdem zusammen bleiben kann. Eine schöne Rede? Nein, so sieht Gott das, deshalb hat Gott „unser“ Team zusammengestellt. Und als letzte Aufgabe: „Der Herr kommt bald.“ Das muss man leben und das sollte man leben. Wenn ich das ernst nehme, kann ich nicht sechs Monate warten, bis ich dem Nächsten vergebe. Dann drängt es mich, zu vergeben. Wir wollen den Herrn erleben, auch das ist eine Lebensaufgabe. „Herr, ich will dich bekennen und gemeinsam Jesus in der Mitte erleben!“
Vor der Feier des Heiligen Abendmahls – Bezirksapostelhelfer Frank Dzur, Apostel Franz-Wilhelm Otten und Bezirksapostel und Präsident der Neuapostolischen Kirche Süddeutschland, Michael Ehrich, hatten zuvor durch ihre Beiträge den Gottesdienst bereichert, ging J.-L. Schneider auf das zur Liturgie gehörende Bekenntnis in jedem neuapostolischen Gottesdienst ein: „Wir verkünden den Tod des Herrn, bis er wiederkommt.“ Es kann keine schönere Liebeserklärung geben: Weißt Du noch, für Dich bin ich gestorben. Und, ganz nachdrücklich der Appell: Da kann die Reaktion nicht sein, ach ja, schönen Dank, nein, da muss doch mal was geschehen, da haben wir einen, der hat uns wirklich lieb!
Unbedingt zu erwähnen – die Austeilung des Heiligen Abendmahls war perfekt organisiert. So viele Menschen mussten durch lange Reihen nacheinander gehen und nichts, was die andächtige Ruhe durcheinander gebracht oder gestört hätte. Auch ein Stadion mit Tausenden von Menschen kann ein Gotteshaus sein.
J.-L. Schneider bedankte sich am Schluss für die Arbeit und die Gebete im Vorfeld. Dafür, dass ihr „den Franzosen“ aufgenommen habt. „Und, was ihr wegen meines schlechten Deutsch nicht verstanden habt, das braucht ihr dann auch nicht zu machen!“ Da war dann Schluss mit der Feierlichkeit und von den Rängen wurde kräftig applaudiert. Im Übrigen: Bleibt auch so genug zu tun, mal abgesehen davon, dass alles sehr gut zu verstehen war und von „schlechtem Deutsch“ keine Rede sein konnte.
Bleibt noch zu erwähnen, dass am Ende des Gottesdienstes alle Wolkenschleier von der Sonne vertrieben worden waren. Der Fernsehturm auf dem Olympiagelände, der hinter dem Stadion in den Himmel ragte, hatte selbstverständlich ein bairisches Ambiente – weiß und blau. Wie die Gastgeber das hinbekommen hatten?