„Wir fahren auf dem Bodensee“ wurde schon mal so gegen 8.30 Uhr im Bus auf der A 81, Fahrtrichtung Süden, von den fast 60 Reisenden gesungen.
Bei trübem Wetter hatte man sich eine Stunde zuvor in Herrenberg getroffen und es war fast pünktlich losgegangen zum Ausflug. Im Hegau wurde Pause gemacht. Natürlich gab es Brezeln und eine herzhafte Beilage zum Vespern mit Blick auf die Vulkanlandschaft. Unten lag ein grauer Schleier um die Bergkegel, deren Spitzen wunderbar in die Sonne hineinragten. In dem Ambiente nimmt man nicht jeden Tag das zweite Frühstück ein. Eine launige Schilderung des Grill-ABCs, vorgelesen von Dieter Schwarz, Seniorenbeauftragter und gemeinsam mit Paul Kutschke auch Organisator der Reise, trug während der Weiterfahrt sehr zur Erheiterung insbesondere der Damen bei. Irgendwie schienen sie schon Ähnliches erlebt zu haben. Aus dem Inhalt: Der Beitrag des Mannes zum Grillfest, der am Ende überschwänglich für seine Kochkünste gelobt wird, besteht darin, das von der Gattin präparierte Fleisch auf den Rost zu legen. Die restlichen etwa 10 Arbeitsschritte erledigt die brave Ehefrau, die sich außerdem noch freuen darf oder, zutreffender, muss, dass sie mal nicht zu kochen braucht.
In Bayern angekommen, ging es zum ausgiebigen Mittagessen unter großen schatten- spendenden Bäumen. Der war auch nötig, da Engel an diesem Tag reisten, mithin gutes Wetter mit Sonnenschein zwingend war. Definiert man letztere als hilfreiche Wesen, dann waren wirklich welche unterwegs. Man muss nur mal kurz darüber nachdenken, was die Senioren früher in ihrer „aktiven“ Zeit und jetzt immer noch in ihren einzelnen Kirchengemeinden an Arbeit und Sonstigem erbringen und wie viel sie für die Gemeinschaft generationenübergreifend tun.
Passend zum Bundesland, zu dem Lindau erst seit etwa 200 Jahren gehört, stach man später mit der MS Bayern in See. Die meisten Damen saßen in der Sonne auf dem Oberdeck, die Herren fanden sich zum überwiegenden Teil bei anregenden Erfrischungsgetränken unten in der Kajüte zusammen. So schipperte man los, am österreichischen Ufer entlang bis zum Rhein mit Blick auf die Schweizer Berggipfel im Hintergrund. Später wurde auf die andere Seite des Sees gewechselt. Dort bewunderte man die schönen Villen am Ufer und die prächtige Hafeneinfahrt nach Lindau. Es bleibt das Geheimnis der Reiseleiter, wie sie es hinbekommen hatten, dass während der Schiffsreise ein Zeppelin über dem schwäbischen Meer fuhr.
In Lindau zurück war noch etwas Zeit zum Bummeln. Eine herrliche, farbenfroh blühende Parklandschaft am Ufer lud ein zum Spazierengehen oder faul auf einer Bank zu sitzen. Andere bummelten durch die Stadt und tranken noch einen Kaffee. Fast pünktlich um 17 Uhr waren alle wieder am Bus und man fuhr Richtung Heimat. Um die üblichen Staus am Bodenseeufer zu vermeiden, ging die Fahrt Richtung Ulm und dann auf der A8 weiter. Ein Blick von weitem aufs Münster der alten Reichsstadt lag auch noch drin, bevor der Albabstieg kam. Am Flughafen vorbei und wieder auf die A 81 Richtung Herrenberg. Noch einige gemeinsam gesungene Lieder und zur Kurzweil vorgetragenes allgemein Erheiterndes, Details verschweigt der jugendfreie Bericht. Fröhlich trafen alle am Stadthallenparkplatz ein.
Es hatte einschließlich des Wetters alles wunderbar geklappt. Nicht selbstverständlich, wenn, grob geschätzt, Reisende im Alter von 70 Jahren bis mindestens Mitte 80 unterwegs sind. Der eine ist nicht mehr so gut zu Fuß, den anderen plagen sonstige Zipperlein. Eine bewundernswerte Leistung, da einen gemeinsamen „Reisenenner“ zu finden, so dass alle zufrieden sein können mit dem Ausflug. Das geschafft zu haben, dafür gebührt den Organisatoren ein dickes Danke und auch manchem Mitreisenden, der hier und da Rücksicht nahm, half, wenn jemand nicht so konnte, und sich selbst dabei zurückstellte, damit keine Missstimmung aufkommen konnte. Auch reisende „Engel“ sind in diesem Fall nur Menschen.