„Die Schrift an der Wand“ lautete der Titel des Stücks von Hella Heizmann und Gertrud Schmalenbach.
35 Kinder, darunter zwei Solistinnen als die Könige Belsazar und Darius sowie ein Solist als der Prophet Daniel, sangen und spielten auf der Bühne, in die sich der vordere Teil der Kirche dank kreativer, handwerklich geschickter und fleißiger Requisite verwandelt hatte. Das Orchester bestand aus 15 jugendlichen SpielerInnen mit Verstärkung durch einige etwas ältere, Dirigat Peter Steigle. Produktion, Gesamtleitung und Regie, wie es der Leiter des Bezirks Tübingen, Klaus von Bank, in seiner Dankrede nach der Aufführung formulierte, lagen in mehr als guten Händen bei Stefanie Stegmeyer.
Nun aber hinein ins Geschehen auf der „Bühne“. Rund 2.500 Jahre zurück nach Babylon, wo Daniel am Hof des Königs lebt. Die beiden Ereignisse, um die es geht, werden in diesem Bericht als bekannt vorausgesetzt: Das Menetekel, die Schrift an der Wand, die dem gottlosen Herrscher Belsazar sein baldiges Ende verkündet. Und Intrigen, die Daniel einen Tod in der Löwengrube bereiten sollen. Alles nachzulesen im Alten Testament. Aber brandaktuell, das vermittelte die lebendige, von Freude am Singen, Spielen und Musizieren getragene Aufführung. Sie ließ vergessen, wie viel Mühe und Arbeit hinter allem steckte, Geduld und Fleiß, Auswendiglernen der Texte, immer wieder proben. Dies so, dass auch die Kleinsten den Spaß nicht verloren und den Größeren nicht langweilig wurde, sondern die Freude am gemeinsamen Schaffen blieb. Und, zum Glück, geht es mit der Vorstellung erst einmal los, ist kein Raum mehr für Lampenfieber.
Brandaktuell, was schon damals die Menschen beschäftigte und jetzt auf die Bühne kam: Buntes Treiben auf dem Markt, Feiern und Tanzen. Weiße Gewänder und Sandalen vermittelten das Bild alter Zeiten im Orient (ab und an gehörte auch ein Hightech-Turnschuh zum antiken Wüstenoutfit, was es damals doch schon alles gab…). Ein Zechgelage am Königshof, Angst durch die unheimliche Schrift an der Wand, die auch die klügsten Gelehrten und Seher nicht deuten können, bis Daniel gerufen wird. Er, der in allen Situationen seinem Gott treu bleibt, hat auch den Mut, die für den König den baldigen Tod bedeutende Prophezeiung an der Wand, ungeachtet möglicher negativer Konsequenzen für sein eigenes Leben, richtig zu deuten und sie, nichts beschönigend, auszusprechen.
Ein neuer König, Darius, kommt an die Macht. Daniel macht unter ihm Karriere am Hof. Aber, so der üble Plan der fiesen Verschwörer, der Prophet soll in der Löwengrube tödlich enden, weil er gegen des Herrschers Gebot drei Mal täglich zu Gott betet. Daniel wird denunziert, denn Missgunst und Neid sind keine Erfindungen der Neuzeit. Darius ließ sich dazu verleiten, Daniel, der ihm zum Freund geworden war, so grausam zu bestrafen. Für das Publikum war jetzt äußerste Vorsicht geboten. Jedenfalls für die Zuschauer, die rechts und links vom Gang saßen. Sieben entsetzlich gefährliche Löwen stürmen auf allen vieren nach vorn, während vom Orchester unheilschwangere, düstere Töne kommen. Wehe, wenn sie losgelassen. Hungrig sind die Tiere und voller Vorfreude auf das zu erwartende Menschenmahl in der Grube. Doch was ist das? Die Bestien werden plötzlich müde. Die reinsten Kuscheltiere sind sie jetzt, die David in ihre Mitte nehmen. Man glaubt die Großkatzen schnurren zu hören. „Ob Gott ihn gerettet hat?“ wird gefragt, bevor es jubelnd heißt: Daniel lebt! Der König bereut seinen Fehler, auf die Intriganten hereingefallen zu sein. Der Prophet ist nicht nachtragend und verzeiht. So kann fröhlich das Lied von der Freundschaft gesungen werden: „Die mehr ist als ein Gefühl. Treib mit der Treue kein falsches Spiel!“ ist zu hören, bevor im Finale ein Halleluja angestimmt wird, das Gottes Größe und Allmacht preist.
Standing ovations und nicht enden wollender Beifall waren der Lohn für die Künstler, bevor Stefanie Stegmeyer sich bei allen Helfern vor und hinter den „Kulissen“, bei den Proben und bei der Aufführung einzeln bedankte und sie dazu nach vorn rief. Fast wäre doch der super Pianist vergessen worden, der auch während der Probenarbeit immer mit Rat und Tat zur Seite stand, aber wirklich nur fast. Erwähnt seien auch die Mütter und Väter der Kinder, die noch nicht lesen können. Die Eltern haben mit ihren singenden Schauspielern daheim die Texte geübt. Vermutlich hätte so mancher problemlos soufflieren können. Dass Timo mit seinem Equipment für den guten Ton gesorgt hatte, erwähnte Klaus von Bank noch in seinen Schlussworten. Und, so der Bezirksvorsteher, weil die Freundschaft untereinander aller an der Aufführung Beteiligten bewirkt hatte, dass die gemeinsame Aufgabe gestemmt werden konnte, gab es das Musical-Lied davon und darüber noch einmal als Zugabe.