Zum Gottesdienst in etwas anderer Umgebung als sonst, nämlich in einer zur „Kirche“ mit liebevoll geschmücktem Altar umgestalteten Mehrzweckhalle eines Freizeitheims, hatten sich rund 35 Kinder, etwa 15 NachwuchsmusikerInnen, die Dirigentin und Betreuer/innen am Sonntagmorgen eingefunden.
Sie hatten seit dem Freitag davor die Zeit dort verbracht, um für eine am darauffolgenden Sonntag (24.6.12) geplante Aufführung des Kindermusicals „Die Schrift an der Wand“ intensiv zu proben. Und miteinander Gemeinschaft zu erleben, Spaß und Freude zu haben. Nicht nur die Kinder. Wie ein Diakon in seinem Beitrag zum Gottesdienst freudig erwähnte, sind die erwachsenen Betreuer, die knappe drei Tage mit den Jungen und Jüngeren erleben durften, von diesen für ihren Einsatz mehr als belohnt worden. Mit ihnen zusammen sein zu dürfen, ihre Freude, ihren Einsatz und ihr Engagement zu erleben, dafür sei herzlicher Dank geschuldet. Und von einer „Last“ des Betreuens könne nun gar keine Rede sein.
Ulrich Güttler hatte, sich auf den Inhalt des Musicals beziehend, einen Bibeltext aus dem Alten Testament für den Gottesdienst als Grundlage ausgewählt (Dan 1, 8 u. 9). Es ging um den Propheten Daniel, der mit seinem Volk, den Israeliten, in babylonische Gefangenschaft geraten war. Er lebte zusammen mit anderen vom König ausgewählten, jungen und klugen Landsleuten am Hof, um dem Herrscher mit besonderen Fähigkeiten, die sie hatten, zu Diensten zu sein. Einerseits eine privilegierte Stellung, andererseits eine stark risikobehaftete. Hielt man sich nicht an die Vorgaben des Königs, trug etwa zu dessen Verstimmung bei, dann – war man in Lebensgefahr. Aber Daniel wollte auch in dieser schwierigen Situation „sich nicht unrein machen“, sondern sich so ernähren, wie es damals Gott für sein Volk vorgeschrieben hatte. Er bat den Kämmerer, ihm nur „erlaubte“ Speisen zu bringen und Gott lenkte dessen Herz, so dass der Wunsch erfüllt wurde. Interaktiv, im Gespräch zwischen U. Güttler und den Kindern, wurde der Gottesdienst über den Propheten, seine Lebensumstände in der Gefangenschaft, seine Einstellung zu Gott, der ihm letztlich immer half und zur Seite stand, gestaltet. Mut und Gottvertrauen brauchte Daniel, um in dieser nicht einfachen Situation durchzukommen. Aber er hatte den inneren Beschluss gefasst: Komme, was da wolle, und es kam einiges, ich gehe meinen Weg mit Gott. Und als bei einem hemmungslosen Zechgelage des Königs „die Schrift an der Wand“ erschien, da war er der Einzige aller königlichen Berater, der sie deuten konnte und – es auch tat, dem König dessen kurzfristiges Ende prophezeite, nichts beschönigte, ungeachtet der möglichen Konsequenzen, die der Despot hätte ziehen können. Daniels Vorhersage traf sehr schnell ein.
Zwei Priester und ein Diakon trugen mit zum Gottesdienst bei: Daniel hat nicht vorher gewusst, wie es ausgehen würde, aber er hat trotzdem versucht, sich so zu verhalten, wie es Gott gefällt. Beten, wie der Prophet es trotz Verbots offen tat, ist heute problemlos möglich und ungefährlich. Aber vielleicht uncool? Manchmal macht man auch etwas mit, um kein Weichei zu sein, auch wenn es gegen die innere Überzeugung ist. Wir sollten unseren „Job“ so machen wie Daniel. Und dabei kompromisslos sein. Uns keine Hintertür offen halten. Wie der Prophet, der sogar lebend aus einer Löwengrube herauskam, weil bei Gott alles möglich ist.
„Und heute, wovor könnten wir uns fürchten“, griff U. Güttler abschließend diese Gedanken auf. „Freunde verlieren, vielleicht sogar den Arbeitsplatz. Ich wünsche uns allen die Kraft und den Mut, Gott immer treu zu bleiben. Und letztlich, was erlebt man, wenn man seine Überzeugung lebt? Eine Stärkung des Glaubens, Gottes Segen und von den Mitmenschen vielleicht nicht gleich, aber auf längere Zeit gesehen, Respekt!“