… Vergebung und Erlösung… Auf diese beiden Begriffe ging G. Kaltschmitt im Gottesdienst ganz besonders ein, bevor das heilige Abendmahl gefeiert wurde.
„Erlösung“ ist viel mehr als Vergebung. Letztere erleben wir durch Gottes Gnade, der die Sünden, die den Menschen von Gott trennen, hinweg nimmt. Aber, wenn wir anschließend so weitermachen wie vorher, dann sind wir nicht erlöst, kommen nicht zur Vollkommenheit. Es bliebe beim Status quo und gäbe keinen Fortschritt. Dazu bedarf es einer Änderung der Grundsituation, der Einstellung, der Gesinnung. Und das ist ein Prozess, an dem viel gearbeitet werden muss, von allein geschieht da nichts. Auch vergeblich, auf so etwas wie „Altersweisheit“ zu hoffen, so eine sich im Lauf der Jahre von selbst einstellende Güte wie auch die Fähigkeit, über den Dingen stehen zu können. Schon im Natürlichen ist leider oft zu beobachten, dass, wenn man nicht darauf achtet, negative Eigenschaften sich eher verstärken als zurücktreten. „Erlösung hat etwas mit unserer seelischen Grundsubstanz zu tun. Daran arbeiten, dass etwas sichtbar wird hin zum Wesen Jesu. Lass Dich erlösen und lass Dich verändern, dass sich etwas Neues zeigt!“, appellierte der Bischof.
„Die Erlösten des Herrn werden wiederkommen und nach Zion kommen mit Jauchzen;…“ (Jes 35,10) war Grundlage des Gottesdienstes. „Jesaja wollte seinerzeit seinem Volk Mut machen. Ihm sagen, dass es nach Zion zurückkommt.“ Und diejenigen damals, die sich an die von Gott gesetzten Bedingungen gehalten haben, durften erleben, dass er seine Zusagen einhält. Für uns heute bedeutet das, zunächst den Herrn so anzunehmen, wie er uns gegenübertritt. Das war schon so, als Jesus in Nazareth, wo er aufgewachsen war, lehrte. Des Zimmermanns Sohn, ein Mensch wie jeder andere. Und doch Gottes Sohn. Das musste erst geglaubt werden, um in ihm den zu sehen, der von seinem himmlischen Vater geschickt worden war. Und heute, wie begegnet uns Gott da? In Menschen mit Fehlern und Schwächen, die einen Amtsauftrag bekommen haben. Auch da gilt es, deren Aufgabe zu erkennen und sie als Boten Gottes anzunehmen. Sich nicht seine eigene Heilslehre „zimmern“. Das wäre ein Weg, der nicht zur Erlösung und ewigen Freude führen kann.
Und, letztlich: Die Wiederkunft Christi, wie kann das damit verbundene Geschehen sein – erst die Auferstehung der Toten, und dann die Lebenden mit sich nehmen…unter menschlichen Gesichtspunkten ausgeschlossen, unvereinbar mit allen wissenschaftlichen Erkenntnissen . Aber Gottes Größe, die „lange“ Hand, mit der er alles schafft, die macht es möglich. Die gilt es zu ergreifen und ihn damit anzunehmen.
Daran knüpfte Hirte Klaus Giringer, Gemeindevorsteher von Herrenberg, in seinem Beitrag zum Gottesdienst an. Das Volk Israel musste damals etwas tun für seine Errettung. Das ist auch unsere Aufgabe. Wie erleben wir den Heiligen Geist, was bewirkt er? Gott ist allmächtig. Aber wir müssen seinem Geist auch Raum geben, dann gibt er Kraft und Hilfe. Bezirksvorsteher Klaus von Bank nahm noch mal auf das Pfingstgeschehen vor rd. 2000 Jahren Bezug. Die Kraft des Heiligen Geistes war gewaltig, aber so nach und nach versuchte die Macht von unten, sie klein zu machen, so in der Art: Ich habe doch auch Ideen…Eine Gefahr, damals wie heute. Aber wir dürfen die göttliche Kraft nicht unterschätzen. Wir werden durch seine Beauftragten, Seelsorger, keine Manager, geführt. Nicht eigene oder fremde menschliche Stärke ist maßgebend, wenn wir mit Gott unterwegs sind.
Am Gottesdienst nahmen die Glaubensgeschwister aus den Gäugemeinden des Bezirks Tübingen teil. Neben dem Gemeindegesang und einem temperamentvollen, Freude an der Orgel vermittelnden Spieler sorgte der gemischte Chor, Leitung Julia Haß, dafür, dass die Musik an diesem Sonntag nach Pfingsten nicht zu kurz kam.