„…Herr, segne mich!“ so lautet die letzte Zeile des Refrains des eingangs des Gottesdienstes gesungenen Lieds (Neuap. Gb . Nr. 199, Text Annie Sherwood Hawks). Apostel Wolfgang Bott griff diese Bitte noch einmal sehr nachdrücklich im weiteren Verlauf des Gottesdienstes auf.
Es war um die Sorge des Menschen gegangen, der sich fragt, wie soll ich es zur ewigen Seligkeit schaffen können in all meiner Unvollkommenheit? Des Apostels Rat: „Lassen wir uns fallen in Gottes Güte und Barmherzigkeit. Ich kann nichts bringen.`Herr, segne mich!`“
„Er aber, unser Herr Jesus Christus, und Gott, unser Vater, der uns geliebt und einen ewigen Trost gegeben hat und eine gute Hoffnung durch Gnade, der tröste eure Herzen und stärke euch in allem guten Werk und Wort.“ (2. Thess 2, 16 u.17). Dieser Bibeltext bestimmte den Gottesdienst. Für dessen musikalische Umrahmung sorgte neben dem Gemeindegesang der Seniorenchor, dessen Dirigentin sich bei der Auswahl der Lieder vom Motto oder Appell „Nicht nachlassen“ hatte leiten lassen. Der Apostel knüpfte zu Beginn des Gottesdienstes ans Lebensalter der Gottesdienstbesucher an: “In der Länge liegt schon etwas Last. Zu Zeiten des Paulus`, der Verfasser der Briefe an die Thessalonicher, damals wie auch heute taucht der Gedanke auf, was hat man nicht alles verlassen, aufgegeben, um dem Herrn nachfolgen zu können. Das kann schon mal mühsam sein und mühselig werden, aber: Gottes Wort ist Trost in Freud und Leid, es gibt keinen größeren.“
„…und einen ewigen Trost gegeben hat…“ Die Geschichte der Bibel wie auch unsere Lebenswirklichkeit zeigen - auch wenn Gott Wunder tut, Jesus Kranke heilte, Tote zum Leben erweckt hat, der himmlische Vater uns helfen kann in schwierigen, lebensbedrohenden Situationen, das alles ist nur temporär. Irgendwann hat das menschliche Leben ein Ende. Aber dass Jesus wiederkommen wird, die Freude darüber wird nicht vergehen. Das ist der göttliche Trost und der Höhepunkt unseres Glaubens. Jesus, Gottes Sohn, dem alle Macht gegeben ist, lehrte seine Jünger, zu taufen mit Wasser und Heiligem Geist und versprach “ Ich will bei euch sein alle Tage bis ans Ende der Welt.“
„…stärke euch in allem guten Werk und Wort.“ Schnell ist schon in Gedanken der „schmale Weg“ verlassen, ganz schnell folgen entsprechende Worten und Taten. Der Apostel verwies auf Petrus, der fünf Mal bekehrt werden musste, bis ihm klar wurde: „Wohin sollen wir gehen? Du allein hast Worte des ewigen Lebens!“ Damit - endlich - konnte Petrus vorbehaltslos Jesus nachfolgen, engst mögliche Gemeinschaft mit ihm haben, der zuvor, was viele sich abwenden ließ, gesagt hatte, dass, wer nicht sein Fleisch esse, sein Blut trinke, kein Teil an ihm habe. Auf die heutige Zeit übertragen: „Hier, in dieser Gemeinschaft, bleiben wir, das ist unsere Heimat. Von hier gehen wir ins himmlische Jerusalem, von dem wir auch ein Stück sind und sein werden!“ Und nicht, so W. Bott weiter, mit leichtem Schmunzeln und Schwäbeln ein wenig Lokalkolorit beibringend, entsprechend der damaligen Abwertung Jesus` - Stichwort: was kann schon aus Nazareth Gutes kommen - heute meinen, was kann ein Böblinger (Amtsträger) einem Sindelfinger und umgekehrt Wesentliches mitzuteilen haben.
Der Leiter des Bezirks Sindelfingen, Bernhard Kienzle, knüpfte in seinem Beitrag daran an: „Entscheidend ist die Grundeinstellung, egal, wo wir herkommen. Gerade im höheren, hochbetagten Alter ist die Perspektive, der Herr kommt, ein Trost. Lasst sie euch nicht nehmen. Empfindet euch nicht als Spielball des Schicksals. Das gibt Gelassenheit und damit - Stärke.“
Hirte Friedrich Kimmig, Gemeindevorsteher von Balingen, Bezirk Albstadt, griff anschließend auf, was der Chor zuvor gesungen hatte: “ So will ich mit dir wandern, dir treu in Herz und Sinn, von einem Tag zum andern, bis ich zu Hause bin!“ (aus dem Neuap. Chorliederbuch Nr. 100, Text Hermann Ober) „Wenn man zusammenrechnet, hier sind vielleicht so 400 bis 500 Senioren/innen versammelt, das ergibt zusammen Jahrtausende von Glaubenserfahrung, die auch den festen Glauben an Christi Wiederkunft begründen und Trost für die Zukunft geben: Es bleibt nicht so! Wir sind nicht hilflos ausgeliefert. Ich will mein Leben selbst in die Hand nehmen und mit Gottes Hilfe das große Erbe erhalten - Auf ewig bei Ihm sein.“
Im Gottesdienst wurde auch das heilige Abendmahl für entschlafene Seelen gefeiert. Auch sie sollen, wie es der Chor musikalisch ausdrückte, „in Christo für Christum allein“ leben. (aus dem neuap. Gb. Nr. 295, Text Horatio G. Spafford)
Schon im Verlauf des Gottesdienstes hatte W. Bott Eduard Mörike (1804 – 1875) zitiert, der schwäbische ev. Pfarrer, dessen Texte gelegentlich auch eine innere Zerrissenheit, Selbstzweifel spiegeln können, sei es, wenn es um einen Abschied geht, der ihm das Herz bricht, sei es im Folgenden: „Mein Wappen ist nicht adelig, mein Leben nicht untadelig, und was da wert sei mein Gedicht, fürwahr, das weiß ich selber nicht.“ Nach dem Gottesdienst ging es mit Mörike-Gedichten zu Ende. Sein Gebet „Herr, schicke was du willst…“ sorgte fürs Tröstliche in jedem Lebensalter. Und, keinesfalls abhängig von der Zahl der Lebensjahre, so zu empfinden: An diesem, wenn auch trüben, kühlen Märztag Hoffnung vermittelnd, „flatterte“ mit den Dichterworten das „blaue Band des Frühlings durch die Lüfte“, für jede/n, der das Kommen des Frühlings sehnlichst wünscht (auch wenn die Temperatur draußen eher an den hoffentlich vergangenen Winter erinnerte).