„Der ewig reiche Gott woll` uns in unserm Leben Ein immer fröhlich Herz und seinen Frieden geben Und uns in seiner Gnad` erhalten fort und fort Und uns aus aller Not erlösen hier und dort!“ (Text Martin Rückert, 1586 – 1649) Wer hätte gute Wünsche zum Ruhestand besser formulieren können als der Dichter des eingangs zitierten Textes.
Und auch schwer vorstellbar, dass sie schöner hätten vorgetragen werden können als es an diesem Donnerstagabend in der Gemeinde Rottenburg geschah. Gesungen von einem aus jungen Glaubensbrüdern bestehenden Quintett. Hirte Paul Wassermann, zuletzt Gemeindevorsteher in Neustetten-Remmingsheim, hatte darum gebeten, vorzeitig in den Ruhestand in seinem kirchlichen Amt treten zu dürfen. Der Wunsch wurde durch Apostel Bott erfüllt in diesem Gottesdienst, zu dem sich eine große Gemeinde in Rottenburg versammelt hatte: die Einheimischen,(ehemalige) Remmingsheimer, Ammerbuch-Pfäffinger, Geschwister, die zur inzwischen nicht mehr bestehenden Gemeinde Tübingen-Süd gehört hatten und die Gemeindevorsteher (aktiv und in Ruhe) des Bezirks Tübingen. Sicher keine vollständige Aufzählung.
Paul Wassermann war in vielen Gemeinden, von 1979 bis 2012, Vorsteher gewesen: Tübingen-Unterjesingen, Rottenburg, Tübingen Süd und zum Schluss in Remmingsheim. W. Bott würdigte ihn als „tüchtigen und treuen Knecht, der in vorbildlicher Weise seinen Auftrag erfüllt hat“. Gottes Segen soll sein irdischer und himmlischer Lohn sein. Und einen großen farbenprächtigen Blumenstrauß von den Remmingsheimern gab es gleich schon mal für „ihren“ jetzt ehemaligen Gemeindevorsteher.
„Liebe Remmingsheimer, liebe Rottenburger“ hieß es zu Beginn des Gottesdienstes bei der Begrüßung durch den Apostel. Für die Remmingsheimer war es der erste gemeinsame mit den Rottenburgern nach dem allerletzten am Sonntag zuvor in ihrer eigenen Gemeinde, die nicht mehr als eigene existiert. „Ihr werdet jetzt miteinander auf der Kampfbahn laufen, nehmt die Situation, wie sie nun ist, an und macht das Beste draus“, begann W. Bott, auf das Textwort anspielend: „Wisst ihr nicht, dass die, die in der Kampfbahn laufen, die laufen alle, aber einer empfängt den Siegespreis? Lauft, so dass ihr ihn erlangt.“ (1. Kor 9, 24) Was bedeutet das? Nun, kein Konkurrenzdenken. Aber, wenn man etwas Besonderes will, muss man sich anstrengen. Und das „einer“, der den Siegespreis erlangt, ist weit auszulegen - wenn Jesus wiederkommt, um die Seinen zu sich zu nehmen, wie es verheißen ist, können alle gleichrangige Sieger werden. „Kampfbahn - so formuliert eine neuere Bibelübersetzung. Dieser 24. Vers hat eine unschöne Vorgeschichte. In den ersten Versen des 1. Kor schreibt der Apostel Paulus über vieles, was er hatte ertragen müssen: Ungerechtigkeit, Spott, Missachtung. Aber, Gott ist großzügig, er gibt dem Menschen genug von seinem Vermögen ab, damit er das hinter sich lassen und siegen kann. Allerdings, um im Bild zu bleiben - Sportler, die siegen wollen, müssen trainieren, auch Rückschläge verkraften. Und sich nicht ablenken lassen, wie z. B. Esau, der sein Erstgeburtsrecht wegen eines momentanen Bedürfnisses verspielte.“ Liebe zu Gott und den Menschen soll dabei die treibende Kraft sein. Nicht das Gefühl aufkommen lassen, dass, wenn wir uns auf unser Ziel konzentrieren, wir anderes verpassen könnten, das Leben an uns vorbeiginge, so der Leiter des Bezirks Tübingen, Klaus von Bank, in seinem Beitrag zum Gottesdienst. „Wir sind mit unserem Kampf nicht allein. Wenn die Stärkeren den Schwächeren Lasten abnehmen, haben alle eine Chance, Sieger zu werden.“ fügte Apostel Bott zum Schluss hinzu. Und, zur Feier des heiligen Abendmahls überleitend: „ Gott will uns befreien von der Last der Sünde.“ Den Grund für diese Gewissheit brachten alle gemeinsam im anschließend gesungenen Lied zum Ausdruck: „Gott ist die Liebe, er liebt auch mich.“ (aus dem Neuap. Gb. Nr. 234)
Apostel Wolfgang Bott hatte vor der Zusammenlegung der beiden Gemeinden Remmingsheim und Rottenburg in einem Schreiben an die Glaubensgeschwister im Bezirk Tübingen zum Ausdruck gebracht, was ihn bei dieser schwierigen Entscheidung bewegt: „Von ganzem Herzen bete ich darum, dass der liebe Gott diese neue Gemeinde Rottenburg mit Leben und Freude erfüllt.“ Ein guter Anfang war mit diesem Donnerstagabend gemacht, das Empfinden dürfte jeder Gottesdienstbesucher gehabt haben.
„Lassen wir bitte die Kirche im Dorf, solange das irgend geht…Doch lassen wir bitte die Kirche auch im Dorf, wenn sie doch geschlossen wird…Gott bleibt, das ist sicher.“ (Zitat aus der Zeitschrift „Unsere Familie“ 4/2012,-art-)