Apostel Wolfgang Bott war es ein ganz persönliches Anliegen, den ersten Gottesdienst in der alten und doch irgendwie ganz neuen Kirche in der Gäugemeinde selbst zu leiten.
Wer noch am Samstag davor im Birkenweg in Bondorf, dort befindet sich die Kirche, vorbeigeschaut hatte, konnte emsiges Treiben im und ums Gebäude herum beobachten: Nachdem die letzten Handwerker das Feld geräumt hatten, mussten deren Spuren rechtzeitig zum Festgottesdienst am Sonntagmorgen restlos beseitigt, der Altar geschmückt, die Fugen an der Eingangstreppe ausgespritzt und vieles mehr erledigt werden. Am liebsten hätte man wohl auch noch den (schneebedeckten) Rasen gemäht und die Büsche geschnitten, aber bei den frostigen Temperaturen, die die Februartage bescherten, kein Denken dran…
„Selig sind, die ihre Kleider waschen, dass sie teilhaben an dem Baum des Lebens und zu den Toren hineingehen in die Stadt.“ (Offb 22,14) lautete das Textwort des Gottesdienstes. „Die letzte Seligpreisung in der Bibel nach den neun sehr bekannten, die in der Bergpredigt enthalten sind“ erläuterte Wolfgang Bott. „Teilhaben am Baum des Lebens – ein Hinweis auf das ewige Leben; als dessen Voraussetzung, um es zu erlangen: `Kleider waschen` , ein aktives Tun. Wobei das Bild, das hier als Vergleich gewählt wird, aus früheren Zeiten stammt, in denen Waschen eine mühsame, teilweise schwere körperliche Arbeit bedeutete. `Kleiderwaschen` gibt den Hinweis: Anstrengung ist notwendig, um innere Einstellungen, Tugenden, beizubehalten und sie immer wieder aufs Neue zu pflegen. Beschädigungen am besten vermeiden, wenn das nicht gelingt, sie jedenfalls wieder zu beseitigen. Dazu ist Jesus seinen Opfertod gestorben, aber Grundvoraussetzung, um dadurch Vergebung seiner Sünden zu erlangen, ist erst einmal der Glaube. Und der fliegt keinem zu. Denn Glaube bedeutet die innere Gewissheit aufgrund einer Botschaft, die – keine Beweise hat. Glaube kommt aus der Predigt, denn selig sind die, die Gottes Wort hören, bewahren und danach tun. Und auch Befreiung von eigener Sündenschuld ist nicht zum Nulltarif zu haben. `Vergib uns, wie auch wir vergeben, ` heißt es im Vaterunser. Schwierig, wenn einem selbst Unrecht geschehen ist. Bereitschaft zur Buße ist ebenfalls wichtig, der feste Wille, es in Zukunft besser zu machen.“ Der Apostel erwähnte u. a. noch das „Kleid“ der Hoffnung, dass Christus wiederkommen wird, obgleich sich diese seine Verheißung seit 2000 Jahren nicht erfüllt hat. Aber – die Hoffnung ist nicht unbegründet, denn Gott hat alle seine Zusagen eingehalten. Beständigkeit ist gefordert, auch und gerade in den Gemeinden. Solange ich gebraucht werde, will ich das geben, was ich kann, so sollte die innere Einstellung dazu sein. Demut dabei – das eigene Können und Tun nicht in den Vordergrund stellen. „Ist der Wein gut, war es die Kunst des Winzers. Ist der Wein schlecht, liegt es daran, dass Gott ihn so hat wachsen lassen.“
Und Gottesfurcht pflegen, denn sie bewahrt vor Menschenfurcht. Barmherzigkeit anderen gegenüber. Nicht, weil man ohnehin nicht allen helfen kann, niemandem zur Seite stehen. Freude am Herrn, sie soll kein Strohfeuer sein, denn in der Länge liegt die Last. Und abschließend ein besonderer Wunsch des Apostels für die Gemeinde Bondorf, ein Zitat aus dem zu Beginn vom gemischten Chor gesungenen Lied: „…und ziehe mich, o Vater, zu dir hinauf.“ (aus dem neuap. Chorliederbuch Nr. 72)
Der Leiter des Bezirks Tübingen, Klaus von Bank, ging in seinem Beitrag u. a. auf den besonderen Anlass des Festgottesdienstes ein – der Wiederbezug des umgebauten Kirchengebäudes. „Dadurch sind die baulichen Voraussetzungen für ein lebendiges Gemeindeleben geschaffen. Daraus etwas machen müsst ihr, die Kirchenmitglieder, selbst durch euren persönlichen Einsatz.“
Gemeindevorsteher Hans-Jürgen Stegmeyer äußerte Freude und Dankbarkeit darüber, dass etwas Neues entstanden ist. „Es möge sich erfüllen, was Jesus gesagt hat. Nämlich, dass, wo zwei oder drei in seinem Namen versammelt sind, er mitten unter ihnen ist. In seinem Namen versammelt heißt - vorbehaltlos auf den anderen zugehen, ihn so nehmen, wie er ist. Das bewirkt Freude untereinander. Ich wünsche mir eine gesegnete Zeit, in der diese Freude nie aufhören wird.“
Wolfgang Bott bedankte sich am Ende des Gottesdienstes für die Arbeit der Architekten, die auch anwesend waren. Der Apostel freute sich, auch den Bürgermeister von Bondorf, Bernd Dürr, begrüßen zu können, der zusammen mit einigen Mitgliedern des Gemeinderats zum Gottesdienst gekommen war. „Nicht immer ganz einfach für die Allgemeinheit zu arbeiten. Man bekommt nicht nur Beifall – ein Grund, wie ich es schon im Gebet getan habe, Sie ganz besonders Gottes Schutz und Segen anzuempfehlen.“
„Das Gotteshaus ist unsre Lust“ (Neuap. Chorliederbuch Nr. 177) sangen Kinderchor und gemischter Chor, sich zum Teil abwechselnd, zum Teil gemeinsam am Ende des Gottesdienstes, womit sich an diesem so „seligen Sonntag“ in Bondorf der musikalische Kreis schloss, denn schon im Eingangslied war dieser Tag der Woche, der dem Herrn gewidmet ist und an dem sein Haus, die Kirche, und der Gottesdienst im Mittelpunkt stehen sollten, schon von allen gemeinsam besungen worden (Neuap. Gb. Nr. 114).
Bleibt zu erwähnen, dass selbstverständlich auch die Mitglieder der Kirchengemeinde Öschelbronn zum Gottesdienst gekommen waren, denn sie hatten während der sieben Monate dauernden Umbauzeit den „heimatlosen“ Bondorfern Gastfreundschaft gewährt, was mehr bedeutet als Asyl.
Und das umgebaute Kirchengebäude hat den ersten Härtetest bestanden: Es funktionierten tadellos die neue Heizung (Gas statt Öl) sowie die Bild- und Tonübertragung des Gottesdienstes ins Untergeschoss. Die dort neu eingebaute Küche konnte beim an den Gottesdienst anschließenden Brunch gut gebraucht werden und überhaupt – ein in neuem Glanz strahlendes altes (gebaut 1971) Kirchengebäude war nicht wiederzuerkennen. Außerdem gibt es jetzt viele Mehrzweckräume im Untergeschoss, dorthin einen bislang fehlenden behindertengerechten Eingang, um nur ein paar der Umbaumaßnahmen zu nennen. Das physische als auch das Gotteshaus im übertragenen Sinne, wie im Lied besungen, mögen, ja können den Bondorfern zukünftig nur eine Lust sein.
Noch bis 17 Uhr stand die Kirche an diesem Tag zur Besichtigung für jede/n offen. Eine Instrumentalgruppe sowie Kinder- und Jugendchor sorgten für die musikalische Umrahmung. Und das vor vollem Haus, der Kirchenraum war nahezu bis auf den letzten Platz gefüllt, wenn gesungen oder gespielt wurde. Viele (etwa 65) Gäste, Freunde, Nachbarn aus der politischen Gemeinde ließen es sich am Nachmittag nicht nehmen, mal vorbeizuschauen. Ach ja, ehe es vergessen wird: Ganz viele helfende Hände, von Klein bis Groß, Jung bis Alt, sorgten dafür, dass während des ganzen Tags jede/r BesucherIn sich wohlfühlen konnte. Es soll auch niemand verhungert oder verdurstet sein…