„Sei du mit mir…“ Dieses Zitat entstammt dem vom gemischten Chor zu Beginn vorgetragenen Lied (Chorliederbuch Nr. 366, Text Emanuel Geibel). Apostel Bott griff gleich zu Anfang des Gottesdienstes und auch in dessen Verlauf des Öfteren diesen musikalisch zum Ausdruck gebrachten Wunsch auf.
Er richtet sich an Gott, den der Textdichter zu Beginn der ersten Strophe anspricht: „Herr, den ich tief im Herzen trage… “ – „So tief, dass ich nichts von ihm hören kann oder so, dass er auch über mein Leben bestimmen kann?“ mit dieser Frage leitete der Apostel zum Textwort des Gottesdienstes über. „Und das Licht scheint in der Finsternis und die Finsternis hat`s nicht ergriffen.“ (1.Joh 1,5) W. Bott verglich diese Aussage mit der in einer anderen Bibelübersetzung enthaltenen. Da ist von „begreifen“ die Rede. „Begreifen – setzt ein Können voraus, ergreifen hängt ausschließlich vom Willen ab.“ Was gilt es an sich zu nehmen? Gott kann sich offenbaren, aber ihn zu hören, wirklich wahrzunehmen, setzt voraus, den eigenen Willen ganz zurücktreten zu lassen. Licht meint offenes Licht, eine Flamme – sie bringt Helligkeit und Wärme. Was soll es beim Menschen bewirken – sie sollen vom Licht entzündet werden. Das lässt dunkle Gedanken meiden, sich selbst eigenes Fehlverhalten eingestehen, Bereitschaft zur Buße aufbringen. So können auch Menschen „leuchten“,das ist der Wille Gottes. Dies kommt auch in Jesus´ Worten an die damaligen Apostel zum Ausdruck „Ihr seid das Licht der Welt…“ . In Joh 1, quasi der Prolog des Evangeliums, heißt es gleich zu Beginn „Am Anfang war das Wort…“. Dieses Wort ließ die Schöpfung entstehen, es brachte Licht hervor. „Und es bringt das neue Leben, das sich für alle Ewigkeit auswirkt.“, so Wolfgang Bott. Es folgten Beispiele aus der Heiligen Schrift. Die Samariterin, Nichtjüdin, die durch Jesus` Worte „entflammt“ wird und ihre Erkenntnis, dass der Messias da ist,sofort weiterverbreiten muss . Die Jünger, die, von diesem Licht entbrannt, alles stehen und liegen lassen und Christus nachfolgen. Simon (Petrus), der dreimal befragt wurde, ob er den Sohn Gottes liebt, ob er für ihn brennt. Erst dann bekam er den Auftrag, im Auftrag Jesus` Seelenhirte zu werden. „Denkanstöße für uns heute, zu fragen, sind wir entzündet, glauben wir an das Licht, lassen wir anderes für den Glauben in den Hintergrund treten, um das ewige Leben mit Gott zu haben?“ Und noch einmal folgte das Zitat: „Sei du mit mir…“ .
Der Gemeindevorsteher von Tübingen, Hirte Rolf-Dieter Kittel, erinnerte in seinem Beitrag an die Fahrt der Jünger auf dem See Genezareth (Mk 6, 47 ff). „Der Wind stand ihnen entgegen – Jesus kam zu ihnen ins Boot und das Wasser wurde ruhig.“ Ein Beispiel dafür, dass der Mensch, allein auf seinem Lebensschiff, allen möglichen Gefahren ausgesetzt ist. Aber ist Gott bei und mit ihm, gibt es Hilfe.
Zur Feier des heiligen Abendmahls überleitend, ging es W. Bott um die Frage, darf ich wiederkommen mit derselben Schuld? Zumindest reicht es nicht, auf seine Gene zu verweisen und sich nicht einmal zu bemühen, es im Negativen anders zu tun als die eigenen Vorfahren. „Bringen wir unser Innenleben in Ordnung, dann kann der Herr uns vergeben, bei uns einkehren, so wie es Jesus damals bei Zacharias, dem zwar sündigen, aber auch reuigen Zöllner tat“.
Nun folgte eine ganz besondere Handlung: Einer Erwachsenen und zwei Kindern sollte das Sakrament der heiligen Versiegelung gespendet werden. Die junge Frau wie auch die Kleinen, letztere auf dem Arm der Mütter, waren an den Altar gekommen.„So jemand nicht geboren ist aus Wasser und Geist, so kann er nicht in das Reich Gottes kommen“ (Joh 3,5), zitierte W. Bott und begründete damit das neuapostolische Glaubensverständnis, nach dem nicht nur die heilige Wassertaufe, sondern auch die Spende des Heiligen Geistes notwendig ist, und zwar durch Handauflegung auf die Stirn durch einen Apostel, die heilige Versiegelung.“Nehmt hin die Gabe des Heiligen Geistes als Unterpfand zur ewigen Herrlichkeit. Der Segen Gottes begleite euch bis zur Wiederkunft Christi“. Mit diesen Worten endete die heilige Handlung.
Zum Schluss des Gottesdienstes gab es für den Apostel eine eher schmerzliche Aufgabe. Ein Diakon aus der Gemeinde Tübingen hatte aus gesundheitlichen Gründen um seine Versetzung in den Ruhestand gebeten. Seit 1987 war er als Amtsträger wie auch als Fremdsprachenbeauftragter in der Gemeinde tätig gewesen. „Immer freudig dabei und damit jetzt ein großer Verlust für Tübingen,“ würdigte W. Bott den Einsatz des, jetzt, Diakons im Ruhestand.