Freitag, 09.12.11 – Adventsfeier der Senioren des Kirchenbezirks Tübingen „…des Weges Last und Leiden, der Wand`rung Müh` und Pein soll`n auf des Lammes Weiden gar bald vergessen sein.
“
(aus dem neuap. Chorliederbuch Nr. 61)
Ein ungewöhnliches, unpassendes Zitat zum Thema Adventsfeier? Vielleicht doch nicht, schaun wir mal:
Um 11 Uhr sollte es mit der Feier im Hotel Ramada/ Herrenberg losgehen. Bis zum Nachmittag waren es rd. 125 SeniorenInnen aus dem Kirchenbezirk, die gekommen waren. Davon etwa ein Fünftel aus der Tübinger Gegend, die mit einem eigens gecharterten Bus fuhren. Hätten gern mehr sein können, nicht nur, weil sich dadurch die Fahrtkosten für den Einzelnen verringert hätten. (Wir sind halt in Schwaben.)
Um es vorwegzunehmen - die seniorenbeauftragten Ehepaare aus Herrenberg und Tübingen hatten bei der Organisation des Tags hervorragende Arbeit geleistet. In dem Zusammenhang nur die Ehemänner zu nennen, wäre falsch, denn ohne ihre tatkräftigen, umsichtigen Frauen ginge es gar nicht. Muss auch mal gesagt werden.
Am späten Vormittag füllte sich allmählich der große, adventlich geschmückte Saal im Hotel. Freudige Begrüßungen allenthalben. Vergessen war mal, dass es eigentlich hier und da zwickt, der eine operiert werden muss, weil auch die Knochen in die Jahre gekommen sind, die andere das gerade hinter sich hat und an Krücken läuft. Bischof Georg Kaltschmitt, assistiert von seinem Vorgänger im Amt, Bischof i. R. Hermann Kaupp (nicht ganz auszumachen, wer wem zur Seite stand, war halt ein Gemeinschaftswerk), begrüßte die Anwesenden. G. Kaltschmitt freute sich, dass die Senioren schaffen, was in anderen Bereichen im Kirchenbezirk gelegentlich nicht ganz einfach zu sein scheint: Die Mitglieder aus dem Bereich Tübingen mit denen aus den Gäugemeinden zusammenzubringen. Die Gedanken des Bischofs gingen auch an die, die sicher auch gern gekommen wären, vielleicht sogar bei der letzten Adventsfeier noch dabei waren. Jetzt sind sie im Pflegeheim oder zwar noch zu Haus, aber nicht mehr in der Lage, es zu verlassen. Sicherlich besonders für diese Gruppe Senioren, nicht nur für die Anwesenden sang der Seniorenchor das Lied, aus dem das Eingangszitat stammt. Übrigens - es waren auch die Nicht-Senioren zum Mitsingen eingeladen, und, wer die Fotos genau anschaut, wird sehen, dass die Aufforderung keineswegs ins Leere ging. Und es gab auch jede Menge Weihnachtslieder, vom Chor gesungen.
Jedenfalls - gute oder schlechte Nachricht: „ Die Gruppe der Senioren innerhalb der Kirche hat keine Nachwuchsprobleme“, so der Bischof. „Und, was heute hier auch noch fehlt, sind die `jungen Wilden`,“ damit anspielend auf die jüngeren Ruheständler , die sich - noch - nicht zu den Senioren zählen wollen. „Die Zeit schafft für die Älteren im Gegensatz zu allen anderen Gruppen in der Kirche.“
Bischof i. R. Kaupp führte an, dass dieser Tag auch die Gelegenheit sei, einander mal sein Leid klagen zu können. Mit dem Ergebnis, dass alle glücklich mit einem fröhlichen Gesicht nach Hause gehen, so der Wunsch für die Adventsfeier.
Ein launiger Gedichtvortrag „Wenn im Advent das erste Lichtlein brennt…“, ein Geschenk in Form eines großen Blumenstraußes, der von den Tübingern und Rottenburgern nachträglich zur goldenen Hochzeit „ihres“ seniorenbeauftragten Paars überreicht wurde, folgten, bevor es das Mittagessen gab. Danach war eine Pause zum Schwätzen oder um sich die Beine zu vertreten im wettermäßig an diesem Tag ausgesprochen unfreundlichen Herrenberg. Weiter ging es mit einem Sketch und großem Kaffeetrinken. Das Kuchenbüffet war üppigst mit selbst produzierten Köstlichkeiten bestückt, da hat die Schwäbin ihren besonderen Ehrgeiz.
Derart gestärkt konnte jede/r das weitere Programm verfolgen. U. a. wurden Geschichten zum Thema Christfest vorgelesen, dazwischen sangen alle gemeinsam mit Begleitung vom Akkordeon zur jeweiligen Lesung passende Advents- und Weihnachtslieder. Nachdenklich Stimmendes gab es zu hören: Ein Reicher im Ort, der sich mit hohen Mauern um sein Grundstück einigelt, den Armen und Gebrechlichen damit den direkten Fußweg zur Kirche versperrt, macht letztlich doch „die Tür hoch“ und damit den sogenannten Adventsweg frei. Ein Weihnachtsengel sucht alle Jahre wieder ein Quartier fürs Christkind. Fündig wird er weder bei den Reichen noch bei einem hartherzig gewordenen wenig betuchten, alten, verbitterten Mann. Nein, eine Familie mit drei Kindern ist es, die nicht nur ihr Haus, sondern auch die Herzen zum Empfang vorbereitet hat, so dass das himmlische Kind dort wie weiland das bei den Hirten zu Bethlehem geborene ein wirkliches Heim findet und der Engel es zufrieden sein kann. Ein türkisches Baby, das beim Weihnachtsspiel in der Schule in die Krippe gelegt wird, weil, so der Wunsch eines Kindes, in diesem Jahr beim Krippenspiel keine Puppe dort liegen soll. Mustafa war nur zweite Wahl gewesen, denn - ein Mohammedaner als Christkind, geht eigentlich gar nicht (?). Aber, uneingeladen kommen drei Landsleute des Kinds vorbei. Nachbarn, die sehen wollen, wie es dem Kleinen in der ungewohnten Umgebung geht. Geschenke bringen die fremdländischen Männer mit. Wie einst die Heiligen Drei Könige, geht es den Zuschauern plötzlich auf und sie stellen fest, es ist genau das richtige „Christkind“, das da in der Krippe liegt.
Zwischenzeitlich war Klaus von Bank, Leiter des Bezirks Tübingen, eingetroffen. Er freute sich, dass so viele gekommen waren, dankte den Organisatoren und erinnerte auch noch mal an die „kleine Gemeinde“ derer, die gern teilgenommen hätten, aber - die Umstände lassen es nicht zu. „Einen Tag nach dem anderen nehmen. Alles andere wäre ungeschickt“. So sein Rat für die Senioren im Umgang mit den Beschwernissen des Alters. Und, an die zuletzt vorgelesene Geschichte anknüpfend, steuerte er aus eigener Erfahrung Erlebnisse mit, vorsichtig formuliert, entsetzlich unfreundlichen Deutschen (zum Glück waren es keine Schwaben) und im Gegensatz dazu sehr umgänglichen Nicht-Landsleuten bei.
Danach gab es noch eine Geschichte, die vom Adventskranz mit den fünf Kerzen. Gebastelt von einem handwerklich sehr geschickten Kind. Nur mit dem Rechnen haperte es. Aber kein Unglück, obwohl die Mutter erst so dachte. Die fünfte Kerze war die extra fürs Christkind, wie eine Nachbarin das vermeintliche Missgeschick zur Freude aller interpretierte. Danach konnten alle vollen Herzens in das Lied einstimmen, das die fröhliche, selige Weihnachtszeit musikalisch lebendig macht.
Bleibt noch zu erwähnen, dass K. von Bank alle verabschiedete, eine gute Zeit und gesegnete Feiertage wünschte und, der wusste gar nicht, wie ihm geschah, H. Kaupp noch um einen letzten Beitrag bat. Aber der Bischof i. R. erholte sich schnell von dem „Schrecken“: „Frohe Weihnachtstage, bleibt im Gebet und freuen wir uns darauf, eines Tages gemeinsam das Neue Lied
singen zu dürfen“.
Womit der Kreis zum Eingangszitat geschlossen wäre.