„Denn er hat seinen Engeln befohlen über dir, dass sie dich behüten auf allen deinen Wegen.
“
(Text aus Ps 91,1 – 2, 10 – 11)
Das Eingangszitat stammt aus einem der vertonten Psalme im neuapostolischen Chorliederbuch, die die Jugendlichen unter Leitung ihres Dirigenten Arndt Bayer an diesem strahlend schönen Novembertag in zwei Altenheimen im Raum Rottenburg sangen. An Allerheiligen 2011 sorgten die Engel nicht nur für den Schutz der Jugendlichen und ihrer Begleiter, sondern auch für Sommerwetter im November. Auf dem Parkplatz vor dem Pflegeheim Stäble in Neustetten-Remmingsheim trafen am Feiertagsnachmittag nach und nach rund 25 Jugendliche ein. Gekommen waren auch der Leiter des Bezirks Tübingen, Klaus von Bank, und einer seiner Stellvertreter, Uwe Güttler, sowie Lothar Dopf, Vorsteher der neuapostolischen Kirchengemeinde Rottenburg. Zum Einsingen, wie praktisch, gab es gleich auf dem Parkplatz ein Geburtstagsständchen für einen der Sänger. Helga Guarino, ehrenamtlich als Organisatorin im Heim tätig, begrüßte ganz herzlich die Gäste und führte sie ins Foyer des Gebäudes, wo schon zahlreiche Bewohner versammelt waren. Arndt Bayer erläuterte sein musikalisches Programm: „ Psalme bringen wir heute zu Gehör, denn schon in alten wie auch in neuen Zeiten gab und gibt es gute und schlechte Tage, die mit den Worten des Dichters – König David – in diesen Texten aus dem Alten Testament beschrieben werden.“
„Ich hebe meine Augen auf zu den Bergen, von welchen mir Hilfe kommt.“ (Ps 121, 1 – 3), „Der Herr ist mein Licht und ist mein Heil.“ (aus Ps 27, 1 – 4), „Herr, deine Güte reicht so weit die Himmel gehen.“ (Ps 36, 6), „Wer unter dem Schirm des Höchsten sitzet.“ (Ps 91,1.2.7. 11 – 12), „Meine Seele ist stille zu Gott.“ (Ps 62, 2 und 7) und, ebenfalls aus den Psalmen, „Wirf dein Anliegen auf den Herrn; der wird dich versorgen.“ Ohne Anspruch auf Vollzähligkeit zu erheben waren dies die Texte, die die Jugendlichen engagiert und überzeugend vortrugen. Die Zuhörer blieben nicht unberührt vom Klang der Stimmen und über so manches Gesicht legte sich ein Ausdruck des Wohlbefindens. Manchmal wurde auch bei einer Textstelle zustimmend genickt als wolle man die Aussage des Psalmisten unterstreichen. Zwischendrin gab es Gesprochenes: Eine der Jugendlichen las den Psalm (23) vom guten Hirten vor, der an nichts mangeln lässt.
Applaus war der Lohn für die Sänger, die sich freuten, freundlich aufgenommen worden zu sein. H. Guarino zeigte sich glücklich und zufrieden, dass so viele junge Leute gekommen waren. „Einmalig, ganz toll!“ ihr begeisterter Kommentar. In einem Nebenraum hatte man mit Getränken und Knabbereien eine kleine Stärkung vorbereitet. Die Gastfreundschaft wurde gern in Anspruch genommen, denn es ging ja noch weiter an diesem Nachmittag. Ein Autokonvoi setzte sich in der Nachmittagssonne, die links voraus auf einem Berg die Wurmlinger Kapelle glänzen ließ, weiter in Richtung Neckartal in Bewegung. Die alte Bischofsstadt Rottenburg, in der noch viele Spaziergänger unterwegs waren und neben herunterfallendem Herbstlaub für buntes Treiben sorgten, zeigte sich ebenfalls von ihrer schönsten Seite. Die Autos abgestellt und weiter ging es zu Fuß zum Altenheim „Haus am Neckar“, wo die Sänger auch schon freudig erwartet wurden. In zwei Etagen wurde noch je einmal das Text- und Musikprogramm geboten und wieder gab es reichlich Beifall und dankende Worte, „so schöne junge Stimmen“ war von einer Mitarbeiterin des Heims zu hören. Ein Musikwunsch konnte an diesem Nachmittag - noch - nicht erfüllt werden: „Droben stehet die Kapelle…“, das Gedicht von Ludwig Uhland wurde gewünscht, aber wie A. Bayer, ein Wurmlinger, feststellen musste, hätte er das allein singen müssen. „Zu viele Tübinger dabei…“, so seine allgemeine Heiterkeit auslösende Anmerkung.
Dann ging es noch ein Stockwerk höher in ein Krankenzimmer zu einem von Geburt auf an pflegebedürftigen Glaubensbruder. K. von Bank sprach ein Gebet und befahl den Besuchten ganz besonders Gottes Schutz und Hilfe an. Bevor noch einmal gesungen wurde, berichtete K. von Bank aus dem Leben des Kranken. „An Leib und Geist von Geburt an behindert, 40 Jahre lang von seinen Eltern versorgt und nun schon über 20 Jahre im Heim“ hieß es, „aber seine Seele, die ist nicht behindert.“
Ein wunderschöner Nachmittag, der in der neuapostolischen Kirche in Rottenburg mit einem Pizzaessen seinen Abschluss fand, ging zu Ende. Viel Freude allenthalben, und manchem/r, der/die mit unterwegs gewesen war, schien auch aufzugehen, in welcher Relation die eigenen Probleme, die man so hat oder sich macht, eigentlich zu sehen sind.