…eiserne…diamantene…goldene…silberne…grüne Hochzeit… …so sagt und liest es sich in der Rückschau auf eine lange Ehe und da könnte man meinen, was ist schon Eisen gegen Diamanten, Edelmetall und frisches Grün? Ganz viel und Wertvolles – das verdeutlichte Apostel Wolfgang Bott in seiner Ansprache an das „eiserne Brautpaar“, die Eheleute Hedwig und Heinz Volz, denen er im Gottesdienst am Sonntagmorgen im Kreis einer großen Familie – Kinder, Schwiegerkinder, Enkel und Urenkel zählten zu den Gottesdienstbesuchern - den Segen zu einem ganz besonderen Ehejubiläum spendete.
Aber, der Reihe nach:
„Doch wer auf mich traut, wird das Land erben und meinen heiligen Berg besitzen.“ (aus Jes 57, 13) Dieses Wort des Propheten war der Leitfaden des Gottesdienstes. Vom gemischten Chor, an diesem Sonntag mit Unterstützung von Mitgliedern der Gemeinde Gärtringen, die zum Gottesdienst in der Nachbargemeinde eingeladen waren, kam die musikalische Bestätigung: „Hier ist der Weg, den Gott gelegt, der dich zum Himmel führt… (Neuap. Chorliederbuch Nr. 27).
W. Bott verwies auf die Geschichte des Volks Israels, das während der Jahre seiner Gefangenschaft Bekanntschaft mit anderen Religionen und damit einem Götzenkult, Ersatzmajestäten, gemacht hatte. Deshalb dieser deutliche Hinweis Jesajas auf den einen Gott. Aktuell durch alle Zeiten hindurch bis in die Gegenwart: Da heißt`s in Schwaben „Heilix Blechle“ – gemeint ist das eigene Auto. Und so gibt es Manches mehr, was zu Unrecht hochstilisiert wird. Dabei ist es wichtig in allen Dingen, das richtige Maß zu suchen. Das führt in Glaubensangelegenheiten zur Antwort: Ja, ich vertraue nur diesem Gott. Ich will die Herrlichkeit erben und ewige Gemeinschaft mit ihm haben! Der Apostel gab Beispiele aus dem Alten und Neuen Testament: Jesus als guter Hirte, dessen Führung die Schafe vertrauen, was für sie Schutz und Segen bedeutet. Abraham, dem geheißen wurde, alles zu verlassen und – er ging, nicht zu seinem Schaden. Petrus, der wider alle Erfahrungen seines Handwerks, Fischer war er, dem Rat eines gelernten Zimmermanns – Jesus – folgte und, gegen alles Fachwissen, die Netze zur „falschen“ Seite ausgeworfen, auch noch tags und nicht handwerksgerecht nachts, gelang dem Jünger ein Superfang. Er konnte auch auf dem Wasser gehen – solange er dabei nur auf Jesus sah.
Auf die Gegenwart bezogen: Man kann vieles in Frage stellen… Die Botschaft Gottes – verkündigt durch schwache, unvollkommene Menschen. Da kann auch eine Predigt – trotz aller Vorbereitung – nicht perfekt sein, wenn sie in 20 Minuten freier Rede gehalten wird. „Entscheidend ist, ich will wissen, was hat Gott damit gemeint. Wenn wir darauf warten wollen, jemanden zu finden, der keine Fehler macht, den gibt es nicht. Was nicht heißt, sich nicht ehrlich zu bemühen, Unvollkommenes zu vermeiden.“
„Wird das Land erben“ – so die Verheißung des Propheten. Das bedeutet Segen, Vermehrung, setzt aber voraus, dass etwas da ist, was vermehrt werden kann, schlicht: eigenen Einsatz. „Und meinen heiligen Berg besitzen“, wie Jesaja versprach: Auf die Verheißung vertrauen, die sich noch nicht erfüllt hat, nämlich die Herrlichkeit erben und ewige Gemeinschaft mit Gott haben.
Von 1954 bis 1992, das sind 38 Jahre, war Heinz Volz Gemeindevorsteher in Nufringen gewesen. Was lag näher, als seinen Nachfolger im Amt, Werner Schick, heute Leiter und Ältester des Bezirks Nagold, um einen Beitrag zu bitten. Er wünschte dem „eisernen“ Brautpaar, dass es ihm vergönnt sein möge, beieinander zu bleiben, bis die oben wiedergegebene Verheißung erfüllt ist. Anschließend trat der Sohn der Eheleute Volz, Diakon in der Gemeinde Nufringen,auf Wunsch des Apostels an den Altar: Seine Eltern mögen ihren Weg unbeirrt weitergehen. Er freue sich, sie dabei begleiten zu dürfen.
„Du hast in Liebe mich getragen, nur Heil und Segen mir geschah…will neu um deinen Segen bitten, ganz deiner Hut befohlen sein.“ ( aus dem Neuap. Chorliederbuch, Nr. 334a) erklang es vom gemischten Chor vor dem Segen zur Eisernen Hochzeit.“Nur Heil und Gutes“? nahm W. Bott den gesungenen Text auf, als er zu den Eheleuten trat. „Nein, Gott hat auch Krankheit zugelassen, auch wenn es uns schwerfällt, das zu verstehen.“ Der Apostel machte den Wert einer eisernen Hochzeit deutlich, die deshalb, wie alle vorhergehenden, auch ihren besonderen Segen dazu verdient habe. Nein, eisern nicht = Blech. In der Geschichte der Menschheit gab es die Eisenzeit. Man musste das Eisen finden, erst dann konnten bessere Werkzeuge gefertigt werden, die die damalige Welt voranbrachten. Wenn man Eisen veredelt, da sprach der Techniker, dann rostet es nicht mehr. Durch Legieren und weiteres Verarbeiten entstehen Präzisionsteile, deren Wert durch diese Entwicklung den von Silber, Gold und Diamanten übersteigt. Und so ist es auch mit einer Ehe, die schwere Zeiten überstanden hat und der die Idee einer nur „Lebensabschnittspartnerschaft“ – durchschnittliche Dauer, sagt die Statistik, 10 Jahre – völlig fremd ist. Allgemein gültige Patentrezepte – Fehlanzeige, aber, so zitierte W. Bott die Worte der Eheleute anlässlich ihrer diamantenen Hochzeit: „Sie, die Ehefrau, haben gesagt, Sie schätzen Ihren Ehemann, weil er umgänglich ist, und, so seine Worte, Sie werden von Ihrem Mann geschätzt, weil Sie immer für alle da sind.“ Und jeder neue Segen zu einem Hochzeitsjubiläum - das beantwortet die eingangs gestellte Frage – ist Grund dafür, dass wir weiter auf Gottes Hilfe und die Erfüllung seiner Verheißung vertrauen dürfen.
Dieser Sonntag Ende August beschenkte nach vorhergehenden Tagen fast unerträglicher Hitze und Schwüle, deren Ende im Bezirk Tübingen ohne Unwetterschäden eingetreten war, Nufringen mit einem strahlend schönen Morgen. Ein „sonnig-froher“ Tag, über den sich alle freuen konnten. Als Kontrast dazu die gleichzeitig drohende Gefahr durch den Hurrican „Irene“ auf einem anderen Kontinent. Apostel Bott vergaß nicht, im Schlussgebet um Gottes Hilfe dafür zu bitten, dass an der Ostküste der USA die Schäden durch die Gewalt der Natur nicht eintreten, die durch menschliches Können nicht zu vermeiden sind.