Eine Instrumentalgruppe hatte vor dem Gottesdienst für den passenden musikalischen Rahmen gesorgt.
Im Gottesdienst übernahm diese Aufgabe u. a. der gemischte Chor, Leitung Klausjürgen Zahn. Schon im Eingangsgebet bekundete der Bischof Gott die besondere Dankbarkeit aller Gottesdienstbesucher für diesen wunderschönen Sonntagmorgen. Wunderschön – so konnte man den Spätsommertag bereits auf der Fahrt zur Kirche in der alten Universitätsstadt erleben: Wenig Straßenverkehr, keine umherwuselnden Fahrradfahrer, ein sonntägliche Ruhe und Aufgeräumtheit ausstrahlendes, beschaulich wirkendes Tübingen im wie immer beeindruckenden historischen Ambiente.
„Darum lasst uns dem nachstreben, was zum Frieden dient und zur Erbauung untereinander.“ (Röm 14, 19) Diese im Textwort enthaltene Aufforderung hat durchaus einerseits etwas Beruhigendes, wenn wir auf unser Alltägliches schauen. Schon vor 2000 Jahren Aufgeregtheiten, Ärger, Diskussionen. Isst man Fleisch oder nicht, ist ein Tag wie der andere oder gibt es in jeder Woche einen ganz besonderen, waren Streitpunkte. Dabei versuchten die ersten Christen, ihre jeweilige Auffassung religiös zu untermauern. Heute könnte es entsprechende Divergenzen geben, auch in den Gemeinden. Dagegen steht Paulus` eindeutige Aussage: „Das darf euch doch nicht gegeneinander aufbringen!“. Er fordert Toleranz ein und dies aus gutem Grund: Jede solche Diskussion ist irdisch und spielt im Hinblick auf das ewige Leben keine Rolle, ist nur von temporärem Interesse. Durch diesen „Filter“ die Vergänglichkeit des natürlichen Lebens gesehen, erledigt sich fast alles von selbst, es wird bedeutungslos. Keine neue Erkenntnis, aber notwendig, immer mal wieder das Bewusstsein dafür zu schärfen: „Darum lasst uns dem nachstreben, was zum Frieden dient...“ . Der Bischof verwies auf das „silberne“ Brautpaar in der Gemeinde, Sieglinde Gühring-Eberhardt und Jürgen Eberhardt, das in diesem Gottesdienst den Segen zum Ehejubiläum gespendet bekommen sollte. „Unterm Strich waren sie mit Erfolg bestrebt, sich gegenseitig aufzubauen, weil sie in ihrem Herzen das Bedürfnis nach Frieden haben. Das mag nicht immer gelingen und fällt einem auch nicht in den Schoß. Es setzt voraus, dass man auch mal loslässt, etwas nicht beachtet, was sich störend auswirken könnte.“ Friede – bedeutet mehr als das Fehlen von Krieg. „Ruhe haben in der Seele, in der Gemeinschaft sich selbst nicht für den Nabel der Welt halten. Natürlich muss es für den Frieden, auch in einer Kirchengemeinde, eine gewisse Grundordnung für das Verhalten zueinander geben. Dazu braucht es auch die Kompetenz des Vorstehers als Amtsautorität. Eben wie in einer politischen Kommune, anspielend auf die sehr bewährte Gemeindeordnung von Baden-Württemberg. Dazukommen muss aber noch der göttliche Friede, der über aller Vernunft steht (aus Paulus` Brief an die Philipper). Diesen Bibeltext hatten die Eheleute Eberhardt vor 25 Jahren mit auf ihren gemeinsamen Lebensweg bei ihrer „grünen“ Hochzeit bekommen. „Mit diesem Frieden lassen sich die Dinge lösen, die der Verstand nicht zu bewältigen vermag,“ so G. Kaltschmitt.
„…und zur Erbauung untereinander.“ Erbauen versus Niedermachen, Trost geben, Sicherheit vermitteln, dankbar das Gute im anderen sehen, den Nächsten lieben, so schloss der Bischof.
Der stellvertretende Leiter des Bezirks Tübingen, Ulrich Güttler, nahm Bezug auf das aktuelle Geschehen in diesen Tagen Mitte August 2011 – die Gedenkfeiern zum Bau der Berliner Mauer vor 50 Jahren. „Haben wir uns irgendwo ein bisschen eingemauert? Eine Mauer kann nicht zum Frieden dienen.“ Und, den Ausspruch eines früheren Präsidenten der USA aufnehmend und passend abwandelnd, folgte der Rat, jeder möge darüber nachdenken, wie es um seine Einstellung zur Kirchengemeinde bestellt sei. Nicht, was diese für einen selbst tun könne, sei die Frage, sondern entscheidend ist das „Untereinander“.
Abschließend Bischof Kaltschmitt, er appellierte: “Ausgrenzung, Ärger, Neid dienen nicht dem Frieden. Zwar Recht haben – aber trotzdem den Frieden höher stellen als das persönliche Interesse. Ich zeige Stärke durch – Verzicht.“
Nach der Feier des heiligen Abendmahls folgte der Segen zur silbernen Hochzeit. Die beiden Töchter des Ehepaars, Joanna und Karena, hatten als Gesangsduett , begleitet von Andreas Ostheimer an der Orgel, für die musikalische Einleitung gesorgt. „Ich will den Herren loben allezeit“ (Text aus Ps 34,2.5.7.; Vertonung Heinrich Schütz) war zu hören, endend mit einem „Halleluja“ , überzeugt und überzeugend gesungen. Das gab es als musikalisches Geschenk der Jugendlichen an ihre Eltern.
„Ihr habt immer den lieben Gott als bestimmenden Faktor in euer Eheleben hineingenommen. Jeder von euch beiden hatte eine andere Gabe, der eine eher ruhig, die andere umsorgend und irgendwie allgegenwärtig, mit Kindern, die euch Freude machen. Gott gibt euch heute die Zusage seines weiteren väterlichen Schutzes und Segens, der sich auch auf eure Töchter erstrecke.“
Nach diesen Worten des Bischofs und einem Gesangsquartett „Nun danket alle Gott…“ folgte auf besonderen Wunsch der beiden Eheleute der Gemeindegesang „Sollt ich meinem Gott nicht singen, sollt ich ihm nicht dankbar sein …“ (Text Paul Gerhardt, Neuap. Gb. Nr. 259).
Eine trotz Ferienzeit große Festgemeinschaft – eingeladen waren auch die Mitglieder der Kirchengemeinden Pfrondorf und Ammerbuch-Pfäffingen – freute sich mit dem Paar und gratulierte ihm herzlich. Und, wie hatte G. Kaltschmitt schon zu Beginn gesagt: „Man spricht von `einen Gottesdienst feiern`. Wer nicht den Wunsch danach hat, erlebt auch kein Fest.“
Ganz offensichtlich hatte es ihn gegeben, den Wunsch.