„…aus Gottes Hand in Gottes Hand“ Apostel Wolfgang Bott zitierte im Gottesdienst aus dem Gedicht von Ludwig Uhland „Du kamst, du gingst, mit leiser Spur…“ , an dessen Ende das Eingangszitat steht.
Dieses habe er sich als Maxime bei seiner Ordination zum Apostel gesetzt und jetzt, da er weit mehr als den Zenit seiner Amtszeit überschritten habe, könne er sagen, ja, bislang habe dieses Motto ihn den richtigen Weg in seinem besonderen Auftrag gehen lassen. Einen strahlend schönen Sonntagmorgen gab es an diesem Tag Ende Mai. Auf dem Weg nach Tübingen leuchtete am Straßenrand der Mohn, als habe er zu Ehren des Sonntags eine zusätzliche Schicht rote Farbe aufgelegt. Das zum Äußeren. Für die innere Einstimmung sorgte vor dem Gottesdienst musikalisch u. a. ein Instrumentalensemble: Eine Vertonung des Psalms 121 „Ich hebe meine Augen auf zu den Bergen, von welchen mir Hilfe kommt…“ erklang und drückte wunderbar das Empfinden wohl aller aus, die zum Gottesdienst gekommen waren.
„Und wenn jemand kämpft, wird er doch nicht gekrönt, er kämpfe denn recht“ (2. Tim 2,5) lautete das Textwort. Rechtes Kämpfen bedeutet ein ernsthaftes mit vollem Einsatz. Jesus habe so gekämpft. Trotz seiner Bitte, den bitteren Kelch an ihm vorübergehen zu lassen, hat man ihn letztlich doch bis zum Tod geplagt, was ihm das Äußerste, Unvorstellbares, abverlangt hat . Beim rechten Kämpfen können sowohl Lob als auch Tadel, berechtigt oder nicht, irritieren. Beifall von der falschen Seite und wie schnell ist der Mensch verführbar. Rechtes Kämpfen bedeutet den Kampf des Glaubens, das Wort Gottes in die Tat umzusetzen. Was nützt eine „schöne“ Predigt, wenn danach alles so bleibt wie es war. Sich mit dem Wort Gottes auseinandersetzen, das eigene Leben damit übereinbringen. Trotz Enttäuschungen und Rückschlägen an der Hand des Herrn festhalten. Sicher gibt es Unvollkommenheiten in den Gemeinden, bei Amtsträgern, Dinge, die einen spontan reagieren lassen: „Das kann doch nicht wahr sein!“ Aber, so W. Bott, unvollkommen ist nicht das Werk Gottes, sondern gelegentlich leider die, die darin dienen. Wenn solche Irritationen kommen, dann habe er als Apostel sich an seinen eingangs zitierten Leitsatz – aus Gottes Hand – in Gottes Hand - orientiert. Dies bedeutet: „Die Krone des Lebens haben wollen, teilhaben an der ersten Auferstehung!“
Regeln dazu – Christus in den Mittelpunkt stellen, sich einer göttlichen Autorität in der Nachfolge unterordnen. Liebe , wie sie Paulus im Korintherbrief beschreibt. Alle eure Dinge lasst durch die Liebe geschehen, heißt es darin u. a. Liebe, die nicht durch Verdienste erworben werden muss, sondern die die bekommen, die sie am meisten nötig haben. Und letztlich Gnade suchen und annehmen. Das setzt den Glauben an die Erlösung durch Christi Opfertod voraus. Der gemischte Chor unter Leitung von Klausjürgen Zahn hatte die passende Antwort: „Vater, ich weiß, dass deine große Gnade noch regiert…“ (Chorliederbuch Nr. 83), bevor der stellvertretende Leiter des Bezirks Tübingen, Ulrich Güttler, an den Altar trat. Seine Gedanken zum rechten Kampf mündeten in den Rat, sich in den Auseinandersetzungen, in die man täglich hineingezogen wird, klar zu Gott zu bekennen - Neutralität ist in diesem Zusammenhang nicht der richtige Standpunkt. U. Güttler verwies auf die biblischen Beispiele: Saul, der meinte, recht zu kämpfen – aber er irrte, weil er sich gegen Gott gestellt hatte. Dagegen Jakob, der mit Hilfe seiner Mutter „getrickst“ hat, seine Mittel waren nicht in Ordnung, aber: Es ging ihm um den Willen Gottes.
W. Bott verwies anschließend vor der Feier des heiligen Abendmahls noch einmal auf die Bedeutung der Gnade: „Es muss eine Entwicklung geben, nämlich Buße zu tun, um der Gnade nicht verlustig zu gehen“.
Ein besonderer Höhepunkt des Gottesdienstes waren Wassertaufe und Heilige Versiegelung. Die beiden Sakramente spendete der Apostel zwei Kindern. W. Bott ging auf die Verantwortung der Eltern gegenüber ihren Kindern ein. Fehler werden passieren im Umgang mit ihnen – aber, man kann daraus lernen. In dem Zusammenhang drückte der Apostel seine Bewunderung gegenüber den meist weiblichen Sonntagsschullehrern aus, die mit unendlicher Geduld und Kreativität eine wunderbare Arbeit leisten. Ebenso wie Chor und Dirigent, die es schaffen, miteinander zu harmonieren.
Wie um dies zu beweisen, erklang noch wunderbar „Ach, wenn ich dich, mein Gott, nur habe…“ (Chorliedersammlung II, Nr.1) vom gemischten Chor. Die Instrumentalgruppe sorgte für den musikalischen Abschluss des Gottesdienstes - wer hätte nicht gern mit eingestimmt:
„Großer Gott, wir loben dich…“ (Neuap. Gesangbuch Nr. 255).