Ein Instrumentalduo – Geige und Klavier - steuert einen beschwingten und lange nachklingenden musikalischen Rahmen dazu bei.
Apostel Martin Schnaufer leitete den Gottesdienst. „Du, Gott, bist da. Mit deiner Größe, die uns schon gezeigt hat, dass sich Dinge ändern können. Die uns aber auch Kraft gibt als ein Tröster, der Perspektiven und inneren Frieden schenkt. Wir wollen dich sehen können. Unser Blick geht über unsere Lebenssituation hinaus aber auch auf ein Ziel: Wir wollen mit Christus verbunden sein können.“ Das erleben zu dürfen, war das Anliegen, das im Eingangsgebet zum Ausdruck kam.
Das Instrumentalduo hatte zu Beginn ein Potpourri gespielt, aus dem besonders das „Heilig, heilig, heilig …“ aus Franz Schuberts (1797 – 1828) Deutscher Messe „hängen“ geblieben war. „Gott, der Heilige, der Ewige, der Allmächtige, dem dürfen wir jetzt begegnen.“, setzte der Apostel das gerade Verklungene fort. Damals, nach dem Tod, war Christus mit seinem Auferstehungsleib an verschiedenen Stellen präsent. Später, nach der Himmelfahrt, konnte er im Heiligen Geist überall da sein. Es ging weiter, obgleich er die Erde verlassen hatte. Er war zum Himmel gefahren. Als unser Fürsprecher bei Gott, seinem Vater. Der Sohn kannte jetzt das Menschsein. Mit allen Schwächen und tiefen Enttäuschungen wie die, als niemand da war und er seinen größten Kampf ganz allein für sich austragen musste. (vgl. Mt 26, 36 – 46). Er konnte sich nicht am „grünen Tisch“, im Elfenbeinturm, von allen Widrigkeiten verschont, das Geschehen betrachten. Näher als er kann man am Menschen nicht dran sein. Er hat uns versprochen, ich bin bei euch alle Tage. (vgl. Mt 28, 20). In diesem Verhältnis dürfen wir zu ihm stehen, auch wenn er nicht in Person da ist. Da ist noch mehr als vorher, als er auf der Erde präsent war, der Glaube gefragt. Der „ungläubige Thomas“, dessen Glaube davon abhing, dass er Beweise sehen konnte. (vgl. Joh 20, 24 - 29). Es gab keinen Jesus „zum Anfassen“ mehr. Selig ist, wer nicht sieht und doch glaubt. Wir leben in dieser Zeit des Glaubens ohne Sinneswahrnehmung.
Danach ging Martin Schnaufer auf das eingangs verlesene Bibelwort ein: „Wachet aber allezeit und betet, dass ihr stark werdet, zu entfliehen diesem allem, was geschehen soll, und zu stehen vor dem Menschensohn.“ (Lk 21, 36). Jesus mahnt zur Wachsamkeit. Hör auf, das, was ist, mit irdischen Mitteln messen zu wollen. Die Verhältnisse zu ändern war nie der Inhalt seines Wirkens. Wir fragen, wie kann das alles nun auch noch sein? Schmerzen, Sorgen, in der Gemeinde wenig Anlass zur Freude? Kein Grund, auszusteigen. Vielmehr zusammenbleiben bis zur Wiederkunft Christi und damit seinem Wunsch zu entsprechen. (vgl. Apg 1, 4 ff).
Das Tausendjährige Friedensreich möge kommen. Nicht als Erfüllung einer tiefen Sehnsucht, sondern um weniger Belastungen, Druck zu haben? Was ist mein Motiv, warum warte ich auf den Herrn? Die eigene Erwartungshaltung überprüfen: Was steht in meiner Seele? Das Textwort mahnt, stetig wachsam zu bleiben. Um einen herum geschieht schon Manches, was das nicht so einfach macht. Dennoch, mit Gottes Hilfe Stand halten. Nein, wir haben keinen Sonderstatus. Aber wir bereiten uns vor auf die Wiederkunft Christi.
Das Streben nach materiellem Wohlstand. Nichts Verbotenes. Aber werdet nicht habgierig. Als Negativbeispiel nannte der Apostel den Reichen Kornbauer. (Mt 12, 16 ff). Mach etwas aus deinen Chancen. Aber, egal, ob du viel oder wenig hast, dein Verhältnis zu Christus hat Priorität.
Er steht uns in Gefahr zur Seite. Vorsicht vor „falschen Propheten“, etwa um das eigene Leben zu optimieren. Christus wollte nie Wunderheiler sein, denn sein Reich war nicht von dieser Welt. (vgl. Joh 18, 36). Der irdische Erfolg und das Streben danach dürfen nicht daran hindern, sich Zeit für das Evangelium zu nehmen. Sei wachsam, damit nicht eine „falsche Färbung“ dazu kommt.
Petrus war schon ein besonderer Nachfolger Christi. Dass er seinen Herrn drei Mal verleugnen würde? Für ihn unvorstellbar und damit eine Selbstüberschätzung. Eine kleine Begegnung reichte. „Du gehörst doch auch dazu?“ Schon war es passiert.
Der Teufel weiß um die Wichtigkeit der Gemeinschaft. Wir sind keine Versammlung von Einzelkämpfern. Bevor Jesus sein Opfer bringt, bittet er im Hohepriesterlichen Gebet um das Eins sein der Seinen. (vgl. u. a. Lk 21, 56 - 62). Im irdischen Leben sind wir völlig unterschiedlich, aber nicht als Gemeinde. Da gibt es nur ein Wort Gottes. Eine Sündenvergebung. Für alle. Jesus ging es bei allem, was er tat, um uns, nicht um sein persönliches Schicksal.
„Entscheiden wir uns dafür, die Liebe zum Herrn zu pflegen. Dann kann uns nichts von ihm trennen. Wechselfälle gehören zum menschlichen Leben dazu. Wacht und betet. Sagt ´ja` zum Herrn. Er wird kommen. Sein Verhältnis zu uns soll das Wichtigste in unserem Leben sein!“
Der Vorsteher des Bezirks Nagold, Hartmut Knecht appellierte noch einmal an jeden: „Unsere Motivation soll sein, aus Liebe zum Herrn zu handeln und bei ihm bleiben zu wollen. Lassen wir uns nicht vom Irdischen „auffressen“. Überschätzen wir uns nicht wie damals Petrus es tat. Streben wir nach dem Eins sein in der Gemeinde.“
„Wir stehen jetzt in Anbetungshaltung Gott gegenüber.“, leitete der Apostel zur Sündenvergebung über. Um uns dessen Größe vor Augen zu führen: Seine Rolle als Schöpfer aller Dinge. Vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat. Jesus, dem Sohn, vor Augen zu treten, das kann nur in Demut geschehen. Sei vorsichtig! Schon so mancher stand fassungslos vor sich selbst, weil ihn eine Bagatelle völlig aus dem Tritt gebracht hatte. Es sind nicht die großen Dinge. Die merkt man. Aber die kleinen, sie können sich zum größten Problem entwickeln. Wir feiern Gemeinschaft mit dem Herrn: Trinkt alle aus dem Kelch. Mit jedem in der Gemeinde? Ja. Das tut zu meinem Gedächtnis, so heißt es in der Liturgie. „Lasst uns an ihn denken, der immer an uns denkt!“
Nach der Sündenvergebung traten zwei Erwachsene und fünf Kinder, letztere mit ihren Eltern bzw. von ihnen getragen, nach vorn an den Altar, um das Sakrament der Heiligen Versiegelung gespendet zu bekommen. „Der Herr kommt und macht Wohnung in eurer Seele.“, so der Apostel in seiner Begrüßung. Wohnung - ist nichts Vorübergehendes. Euer „ja“ zum Herrn bedeutet eine ganz besondere Beziehung zum Herrn. Die Eltern sagen jetzt für ihre Kinder dieses „ja“. Es soll ihnen bei schwierigen Situationen Orientierung geben.
Im Schlussgebet war ein Anliegen, der Herr möge die Herzen derjenigen, die schwer wiegende Entscheidungen zu treffen haben, so lenken, dass sie es zum Wohl der Menschen tun können. Und es gab die Bitte, jedem Einzelnen möge es möglich sein, Zeugnis von der Perspektive zu geben, die Gott allen Menschen eröffnen will.
„Schön, dass so viele Kinder heute hier sind.“, freute sich Martin Schnaufer beim Abschied. Freudig und mitreißend war auch der musikalische Ausklang von Geige und Klavier „You raise me up“.