Vor dem Gottesdienst war zur Begrüßung der Anwesenden wie auch der, die per Telefon teilnahmen, ein fröhliches „Herzlich willkommen an alle“ zu hören. Nach des Tages Last und Mühe wohltuend, weil nicht wie eine übliche Floskel pflichtgemäß dahingesagt.
„Du hast Möglichkeiten, die wir uns nicht vorstellen können. Unruhe, Unfrieden in der Welt schmerzen uns. Schenk Hilfe, schenk Frieden.“, das war eine der Bitten im Eingangsgebet. Wichtig ist es, ganz nah beim himmlischen Vater zu sein, so Urs Heiniger zu Beginn. Das Weltgeschehen bringt Angst und Sorgen. Wir sehen nur noch das Dunkle. Da drückt der gerade musikalisch vorgetragene Wunsch, „Näher, noch näher, fest an dein Herz, ziehe mich Jesus in Freude und Schmerz…“ (Chorbuch Nr. 117, Text Leila Morris, 1862 - 1929) unser Empfinden aus. Ja, Gott will, dass wir alle zu ihm kommen. Wir dürfen uns geborgen fühlen und in seiner Nähe auch bleiben.
Danach ging es um das eingangs verlesene Textwort: „Das Himmelreich gleicht einem Schatz, verborgen im Acker, den ein Mensch fand und verbarg, und in seiner Freude geht er hin und verkauft alles, was er hat, und kauft den Acker. Wiederum gleicht das Himmelreich einem Kaufmann, der gute Perlen suchte , und da er eine kostbare Perle fand, ging er hin und verkaufte alles, was er hatte, und kaufte sie.“ (Mt 13, 44 – 46). Wie sieht das Himmelreich aus? Das war die Fragestellung. Die Antwort: Das Himmelreich ist für jeden zu erreichen. Gott macht da keinen Unterscheid: Der arme Tagelöhner, dem nichts gehört, kann einen Schatz finden und letztlich behalten. Ebenso wie der reiche Kaufmann. Dessen Vermögen erlaubt es ihm, sich die kostbare Perle kaufen zu können. Gott macht keinen Unterscheid zwischen dem, der auf der Schattenseite steht, nur Enttäuschungen erlebt, und dem, der die Sonnenseite genießt. Auf ewig bei Gott sein, das Himmelreich erleben, das können alle, ob arm oder reich. Aber, sowohl der Arme als auch der Reiche gab alles. Für etwas, das ihnen so wichtig war.
Dafür hatten sich beide entschieden. Sie waren bereit, dafür auf alles andere zu verzichten. Vorbehaltlos. Das Evangelium kennt keine Kompromisse: Da gibt es keine „Widerspruchslösung“ von wegen, ich bin doch nun einmal so… Verzicht ist angesagt, so, wie wir es unlängst von den Konfirmanden gehört haben: „Ich entsage… und will ganz den Willen Gottes tun. Wollen wir, und wie sieht es dann in der Praxis aus? Gottes Willen kann man schon mal ignorieren. Man muss ihn nicht so ganz genau nehmen? Jesus sagte kompromisslos der Sünde den Kampf an. Anders ist das Ziel der ewigen Herrlichkeit nicht zu erreichen. Josef hatte die Chance, ganz groß herauszukommen, wenn … Er widerstand der Versuchung in Gestalt der Frau des Potifar (vgl. 1. Mos 39, 9 ff).
Es gibt keine Ausrede von wegen, lieber Gott, was sollte ich denn tun, du hast es doch zugelassen… Ich entsage, denn sollte ich solch große Sünde tun wider Gott? Man hat nicht noch einen Plan B in der Tasche. Vielmehr: Ich „verkaufe“ alles – für das Himmelreich. Das lasst uns doch versuchen.
Sich selbst verleugnen. Bedeutet sich zu fragen, wie stehe ich zu meinem Gott? Wie erlebe ich meinen Glauben? Jemand arbeitet gut – ihm steht auch ein guter Lohn zu. Das Heil kannst du dir aber nicht erarbeiten. Es bleibt ein Gnadengeschenk. Der Bischof erinnerte an die Arbeiter im Weinberg, die unterschiedliche Leistung erbracht hatten. Und doch am Ende des Tages alle den gleichen Lohn bekamen.(vgl. Mt 20, 1 - 16). Es ist nicht so wichtig, ein Opfer zu bringen, an Zeit, an Geld. Das muss man alles auch relativ betrachten? Mit unseren Taten zeigen wir, wie wichtig uns der himmlische Vater ist.
Was ist ein Opfer? Nach Feierabend noch mit in der Kirche putzen, den Altar schmücken. Wenn es um die Stätte geht, an der Gott mir begegnet, dann kann nichts, was ich dafür tue, ein Opfer sein. Dann steckt hinter dem „alles verkaufen“ keine Berechnung, sondern einfach nur freudiges Geben.
Wie ist meine Einstellung zu meinem Nächsten? Ein Lügner ist, wer vorgibt, Gott zu lieben und seinen Nächsten hasst. (vgl. 1. Joh 4, 20). Der Verlorene Sohn bekommt ein Fest ausgerichtet. Er hatte seinen persönlichen Vorteil gesucht, war gescheitert, während sein Bruder, für den völlig selbstverständlich, immer dem Vater beiseite gestanden hatte. (vgl. Lk 15, 11 - 32). Ungerecht? Um Jesus in unserer Mitte zu erleben, „verkaufen“ wir doch unsere eigene Vorstellung. Um der Gemeinschaft mit ihm willen und für die Einheit untereinander kann ich auch mal auf meinen eigenen Standpunkt und die Besserwisserei verzichten. Der Kaufmann, der alles aufgab um der einen Perle willen. Dass sie echt war, dafür hatte er keinen Garantieschein. Er hätte alles verlieren können. Aber sie war ihm so wichtig, dass eigene Vorbehalte nicht aufkamen.
„Jesus ist da, wo die Gemeinde im Eins sein beieinander ist. Lasst uns das mitnehmen!“ Jetzt wollen wir alles hingeben, was uns bindet. Die Sünde. Wir wollen ganz nah bei Jesus sein. Ungerechtigkeiten, bittere Erfahrungen, sie tun weh. Es kann nicht so bleiben. Jetzt ohne Wenn und Aber das hergeben, für den „Schatz im Acker“. Um Freude haben zu dürfen, weil man keine Last mehr mit sich herumschleppt, weil „man alles verkauft hat“, das Vertrauen legen wir jetzt in das Vaterunser hinein. „Herr Jesus, wir möchten werden wie du. Schenk uns die Kraft, das in der Feier des heiligen Abendmahls erleben zu dürfen.“
Nach dem Schlussgebet und -segen verabschiedete sich Urs Heiniger von der Gemeinde Horb. Anfangs hatte er erwähnt, dass ihn sein Weg in den vergangenen Wochen öfter mal an der Stadt vorbeigeführt hatte. Dann hatte er sich Gedankengemacht, wie es den Glaubensgeschwistern dort wohl gehen würde. „Sicher, jeder hat so seine Sorgen. Aber jetzt fahre ich mit großer Freude weiter, denn ich weiß, meinen Brüdern und Schwestern in Horb geht es gut“. Orgel, Zither und Gitarre hatten musikalisch, mal locker/leicht, mal dank besonderer Betonung einzelner Passagen nachdenklich stimmend, zur Gestaltung des Gottesdienstes beigetragen. Dafür wurde ihnen herzlich gedankt. Jetzt gab es noch den „Irischen Reisesegen“ mit auf den Weg für den Besuch aus dem tiefsten Süden des Apostelbereichs Freiburg/Tübingen.