Bischof Urs Heiniger leitet den Gottesdienst im Gäu, an dem beide Gemeinden teilnehmen.
„Gib ganz dein Herz dem Heiland hin.“
(Refrain Gesangbuch der Neuap. Kirche, Lied Nr. 91 „Bist du ein Christ nach dem Bekenntnis?, Textdichter unbekannt)
Im Eingangsgebet drückte Urs Heiniger das Empfinden der Gottesdienstbesucher aus: „Wir haben uns gesehnt, miteinander bei dir sein zu dürfen. Trotz aller Bedrängnis wollen wir dich loben und dir danken. Du leitest und führst uns dem Glaubensziel zu – Christi Wiederkunft auf der Erde. Uns nahe, hilfst du und lässt uns mutig nach vorn blicken. Siehst jedes Weh und Ach. Hilf jedem Einzelnen. Menschen müssen zum Teil in Krieg und Unfrieden leben. Öffne eine Tür, dass Frieden sein kann!“
„Gnade sei mit euch und Friede von Gott, unserem Vater, und dem Herrn Jesus Christus, der sich selbst für unsere Sünden dahingegeben hat, dass er uns errette von dieser gegenwärtigen bösen Welt nach dem Willen Gottes, unseres Vaters.“ Ein Bibelwort aus Paulus` Brief an die Galater lag dem Gottesdienst zugrunde (Gal 1, 4, 5). Gott ist da in einer Zeit, die uns unruhig macht. Man fühlt sich ohnmächtig. Jetzt kommt der himmlische Vater, um uns zu stärken: Ich bin trotz Bedrängnis da.
„Gnade und Friede sei(en) mit euch“ – gerade in der Passionszeit damals, in deren Tagen wir nach dem Kirchenjahr derzeit leben, waren dies damals Jesus` Worte (vgl. Joh 20, 21). Das konnte mancher nicht verstehen. Wie sollte das gehen? Aber die, die beieinander blieben, erlebten unter dem Kreuz den Frieden des Auferstandenen. Man könnte sich wünschen, das Opfer wäre nicht nötig gewesen und Jesus hätte sein Kreuz nicht tragen müssen. Die, die bei ihm blieben, sie wollten auch unter dem Kreuz Jesus nahe sein. Wollten bei ihm und seinem Vater bleiben. Jesus konnte zu ihm sagen, nicht mein, sondern dein Wille geschehe (vgl. Lk 22, 42). Die, die beim Gottessohn blieben und bleiben, konnten damals wie heute tiefen Frieden erleben. Der kleine Kreis, Jünger und Jesus nahe stehende Frauen, zog sich aus Angst zurück, als ihr Herr gekreuzigt worden war. Was würde werden? Sein Gruß, als er ihnen erschien, war: Friede sei mit euch. So können wir es auch im Gottesdienst erleben.
Ja, es gibt Grund zu Angst uns Sorge. Krankheit, wirtschaftliche Probleme. Wo soll das bloß noch hin? Wie wird es mit den Gemeinden weitergehen… Der Wille des Vaters ist es, dass wir Frieden, Freude und Gnade finden. Kommen wir auch dann, wenn wir nicht wissen, wie es weitergehen kann, zu ihm. Der Glaube eröffnet uns einen neuen Horizont und Sündenlast soll uns nicht beschweren.
Das Bibelwort für den Gottesdienst beschreibt vollständig in einem einzigen Satz das Wirken Jesus`: „Christus, der sich selbst für unsere Sünden hingegeben hat…“ Für unsere Sünden, die uns von Gott trennen. Angst, Unsicherheit, Unfrieden, Hass und Neid, aller Ursprung des Bösen ist der Teufel. Der Mensch fiel in Sünde und kann sich aus eigener Kraft nicht daraus befreien. Dafür starb der Gottessohn. Jeder hat so sein eigenes Bild vom Bösen. Dabei ist es nicht weit weg: Es beginnt in uns. Böse ist auch nicht mein Nächster, sondern der, der dahinter steht. Bilder des Grauens, von Ungerechtigkeit, sie schaffen Unruhe. Das müsste doch bestraft werden? So der Gedanke des Hasses, der nicht Gottes Willen entspricht. Er lässt es zu? Da bleibt ein „Warum“. Was tut Gott dagegen? Jesus kommt. Bringt sein Opfer, das größer ist als der Hass. Wir bemühen uns, immer wieder, einen „Draht“ zum Nächsten zu finden, guten Willen zu zeigen. Der ignoriert das einfach. Nehmen wir Jesus als Beispiel: Er lässt nie nach, damit auch wir es schaffen, den Willen Gottes umzusetzen. Er kommt, um uns vom Bösen, aber nicht von allem Übel, zu befreien.
Jesus hat uns die notwendigen Mittel dazu geschenkt, die wir auch einsetzen sollen. Der Glaube wird durch die Predigt gestärkt. Heute muss ich stark sein und mir am Sohn Gottes ein Beispiel nehmen. Wann er wiederkommen wird? Das weiß allein der Vater im Himmel (vgl. Mt 24, 36). Jesus als wahrer Mensch konnte ihn immer vertrauen. Auch im schwersten Kampf, als er in Gethsemane darum bat, dass der Kelch an ihm vorübergehen möge. Er fügte sich in den Willen seines Vaters.
Was ist Gottes Wille? Mit dem Kreuzestod war nicht alles vorbei. Nein, es war der Sieg über Hölle und Tod (1. Kor 15, 55). „Lasst uns das in der Seele tragen: Wer sich Jesus hingibt, hat Grund zu loben und zu danken.“ Nach einem Zwischenspiel der Orgel betonte der Bischof: Gott ist für jeden da. Engelschutz erbitten alle, die einen, damit sie vor Schaden an Leib und Leben bewahrt bleiben, die anderen, weil der Sohn in den Krieg ziehen muss. So, wie Gott für jeden da ist, ist es auch die göttliche Gnade. Sie ist nicht an eine einzelne Gruppe gerichtet, sondern für alle da. Wir ziehen Grenzen? Wir brauchen alle Gnade. Sie schafft die Freiheit, wie Jesus damals den eigenen Feinden vergeben zu können (vgl. Lk 23, 34).
Als Bußlied wurde das Lied gesungen, dessen Refrain eingangs zitiert ist. Nach der Sündenvergebung und der Feier des heiligen Abendmahls wurde im Schlussgebet die Bitte formuliert: Möge der Glaube in uns wachsen. Der Bischof bat um den Segen für alle Opfer, die gebracht werden und den Segen für alle Gemeinden. „Was uns nahe geht in diesen Tagen und unruhig macht, all dieses Leid, Sorgen und Ängste, hilf auf besondere Weise, du kannst es!“
Alles Gute, Gottes Hilfe und Gottes Segen, mit diesen Worten verabschiedete sich Urs Heiniger anschließend von der Gottesdienstgemeinde.