„Alles ist mir erlaubt, aber nicht alles dient zum Guten.
Alles ist mir erlaubt, aber nichts soll mich gefangen nehmen.“ ( 1. Kor 6, 12) lautete das Bibelwort, das dem Gottesdienst zugrunde lag.
„Natürlich nicht – ist alles erlaubt, denn: alles hat Konsequenzen“, machte W. Bott gleich zu Beginn jedwede Vorstellung von grenzenloser Freiheit zunichte. „Wenn ich in meinem Leben etwas erreichen will, dann muss ich bestimmte Dinge tun.“ Und zitierte Johann Wolfgang von Goethe: „Das Muß ist hart, aber beim Muß allein kann der Mensch zeigen, wie`s inwendig mit ihm steht. Willkürlich leben kann jeder.“ Willkürlich leben. Sich treiben lassen mit entsprechenden nicht immer angenehmen Konsequenzen. Aber, es ist ein Unterschied, ob das Muss von außen kommt oder von mir. Letzteres bedeutet, ich will das, was ich soll. Und warum? Damit das Leben einen Sinn bekommt. Und der wäre: Gott ist - im Gegensatz zum Menschen vollkommen gut. Und er will, dass wir zu ihm kommen. Und wenn wir uns dafür entscheiden, sollten wir uns bemühen, das zu tun, was zum Guten dient. Aus uns heraus, denn wenn man Regeln einklagen muss, kann es keine Harmonie geben. So ist es schon im Natürlichen. Wir aber wollen Gott gleich/ihm ähnlich werden und die Gerechtigkeit erlangen, die vor ihm gilt. Zur Vollendung kommen, die auf zwei Säulen beruht: Eine erbringt Gott, indem er Gnade, Sündenvergebung durch das Opfer seines Sohns gewährt, die der Mensch bis zu seinem letzten Atemzug braucht. Die andere ist das Heil aus den Sakramenten. Der Mensch muss wiedergeboren sein aus Wasser und Geist, das bedeutet Taufe und Heilige Versiegelung. Aber von Seiten des Menschen muss auch etwas kommen. Die Voraussetzung dafür schaffen, damit Gott wirken kann. Gnade durch Jesus´ Opfertod gibt es nicht automatisch. Sünden bereuen, Buße tun, es besser machen wollen, meinem Schuldiger vergeben, Glauben an das Heil durch die Sündenvergebung, sonst kann man Gottes Gnade nicht erlangen. Auch um das Heil aus den Sakramenten zu erlangen, bedarf es des Glaubens daran. Ebenso wie den an das Wort Gottes. Wer zu Haus bleibt, hört es nicht, wobei allein physische Anwesenheit im Gottesdienst auch nichts bewirkt.
Jeder muss für sich selbst entscheiden, was ist mir wichtig, wie sehr nimmt mich etwas gefangen. Und Prioritäten setzen. Lernen, etwas für seine Karriere tun, erfolgreich sein, löbliche, erstrebenswerte Ziele. Aber erste Priorität trotzdem die, bei Gott zu sein. „Das nehmt als Vermächtnis mit. Es soll uns nichts gefangen halten, was diesem Ziel im Weg ist. Ich wünsche mir das!“
Ein Besucher aus fernen Landen nahm auch am Gottesdienst teil – der Leiter des Bezirks Ukraine West, Pavel Bich. Unvorstellbare 1.500 km war er aus familiären Gründen in einem Rutsch aus familiären Gründen nach Deutschland gefahren und zum Gottesdienst in Ofterdingen gekommen. Grüße von Apostel Anatoli (Budnik) richtete er aus, insbesondere an die „ehemaligen“ Missionare aus dem Apostelbereich Tübingen. „Apostel Bott, das ist auch mein Apostel“, hieß es in Reminiszenz an frühere Zeiten, als er, ursprünglich als Dolmetscher „eingekauft“, Kontakt zur Neuapostolischen Kirche bekam und sich „vom Glauben gefangen nehmen ließ.“ Seine Definition des Freiheitsbegriffs im Sinne des Paulusbriefs war: „Freiheit ist die gewählte, bewusste Abhängigkeit.“ Ein plastisches Beispiel dazu, gerade für die Jugendlichen: “Beim Spazierengehen im Park sind junge Pärchen zu beobachten, sie umarmen sich im Laufen, total unbequem, sind quasi gefangen, küssen sich sogar noch dabei. Sie wollen ihre Liebe leben, das ist ihre freie Wahl, auch wenn sie äußerlich gesehen wie Abhängige wirken. „Wenn der Herr kommt, dann haben wir die richtige Freiheit, das wünsche ich euch und mir!“
Evangelist Jochen Köhler aus dem Bezirk Albstadt begann mit einem Zitat seines Sohns „S` Leben isch kei Schlotzer!“ Bedeutet, es ist kein Zuckerschlecken und man kann auch nicht alles haben. Aber, so wie man sich für seine Ehe entscheidet, befindet, so ist es für mich richtig, kann man sich, wenn man es will, für die Freiheit im göttlichen Sinn entscheiden. „Vom Altar aus werden keine Scheuklappen verordnet, allenfalls werden Ratschläge gegeben.“
Bevor das heilige Abendmahl gefeiert wurde, kam noch ein Rat vom Apostel: Und wenn du Buße tun willst, etwas in deinem Leben ändern möchtest, alte Fehler vermeiden, lieb gewordene, nicht so schöne Gewohnheiten streichen möchtest, dann – tu es gleich, nicht nach dem Motto „ab morgen wird gespart.“
Ein großer Jugendchor aus beiden Bezirken und ein Orchester aus Albstadt hatten für die musikalische Umrahmung gesorgt. Dabei nicht zu vergessen, der Pianist aus Tübingen.
Vielleicht auch eine Entscheidungshilfe, das schon vor dem Gottesdienst und später noch einmal im Gottesdienst vom Orchester anrührend gespielte: „Ich bin ja geborgen in Jesus…“ (Neuap. Chorliederbuch 1, Nr. 192). Chor und Orchester setzten einen beeindruckenden musikalischen Schlusspunkt mit „Der Herr ist mein Licht und ist mein Heil (nach Ps 27, 1 -4; neuap. Chorliederbuch 1, Nr. 86). Der Gast aus der Ukraine schien diesen Vortrag besonders zu genießen und zu schätzen. Dort ist so etwas vermutlich nicht so selbstverständlich angesichts der Situation - flächenmäßig ein riesiger Bezirk, nicht solche Verkehrsanbindungen und Möglichkeiten wie hier, da kommen die jungen Glaubensgeschwister aus zwei Bezirken nicht eben mal an einem Sonntagmorgen zusammen. Oft vergessen, weil doch selbstverständlich (?): Wie gut geht es uns hier…