Zum Gottesdienst an einem wunderschönen Sommerabend, einen Tag nach dem Bischofsbesuch in einer Gäugemeinde, kommt Apostel Martin Schnaufer in eine der Tübinger Gemeinden des Bezirks. Es findet ein Vorsteherwechsel statt. Etwas Wehmut mischt sich mit großer Zuversicht: Es wird weitergehen.
Ein Gärtner geht im Garten, wo tausend Blumen blühn,
und alle treu zu warten, ist einzig sein Bemühn.
(Gesangbuch der Neuapostolischen Kirche Nr. 230, Text Max von Schenkendorf (1783 – 1817)
Vor dem Gottesdienst bei noch weit geöffneten Fenstern wurde der Sommer draußen mit der Melodie dieses Lieds, von Geige und Orgel gespielt, in die Kirche und in die Herzen der Glaubensgeschwister, voller Erwartung eines gemeinsamen Gottesdiensterlebens, hinein geholt.
„Leite mich, führ mich in Gerechtigkeit. Zeige mir deinen guten Weg,
Denn du allein, Herr, … du lässt mich bei dir geborgen sein.“
(Jugendliederbuch der Neuapostolischen Kirche Nr. 35, englischer Originaltext Samuel Sebastian Wesley, 1766 -1837)
Diese Hoffnung auf Geborgenheit beim und Sicherheit mit dem Herrn brachte eine Glaubensschwester zu Beginn mit dem zitierten Text, instrumental begleitet, in gesprochener Form zum Ausdruck. „Ein interessanter Gedanke“, ging der Apostel darauf ein: „Sei du es, der mich leitet.“ Das berührt eine grundsätzliche Frage meines Glaubensverständnisses. Ich möchte, dass der Herr mich leitet. Hat nichts damit zu tun, dass man resignieren und sagen könnte, ich kann ja eh nicht anders. Gott sitzt sowieso immer am längeren Hebel. Wenn ich mich entschließe, er entscheidet, wie ist meine persönliche Haltung dazu? Bei der Konfirmation wird die Verantwortung für das eigene Glaubensleben übernommen. Ich gestalte. Ich bin da. Will ich dann wirklich Jesus in mein „Lebensschiff“ mitnehmen? Nicht etwa als blinden Passagier. Sondern in aller Demut, Freude und Dankbarkeit. Das bedeutet nicht, dass ich mich drücke oder kapituliere. Vielmehr: Ich will in Liebe Gemeinschaft mit ihm haben. Das Verhältnis beruht ganz bewusst nur auf der Liebe. Gott kennt uns besser als wir selbst es tun. Er liebt uns, weil wir wir sind. Das macht unser Verhältnis zu ihm aus.
„Und wir haben erkannt und geglaubt die Liebe, die Gott zu uns hat: Gott ist Liebe; und wer in der Liebe bleibt, der bleibt in Gott und Gott in ihm.“ (1. Joh 4, 16) Gott, der Liebende. Der Schöpfer, der sich um jeden Menschen kümmert. Der über allen seine Sonne aufgehen lässt. Wir wissen nicht, womit der Engel, den Gott seinem Sohn in den Garten Gethsemane geschickt hat (Lk 22, 43), diesen stärkte. Gott half eben. Jesus ließ aus Liebe sein Leben. Weil es ihm wichtig war, das zu tun. Man hat es ihm nicht genommen. Der Heilige Geist an Pfingsten vor rund 2.000 Jahren trug Liebe zu den Menschen. Als der von Jesus verheißene Tröster, der die Zukunft groß macht. Vater, Sohn und Heiliger Geist, sie sind eins. Da gibt es keine Hierarchie. Das ist die Liebe, die Gott zu uns hat. Wir kommen mit hinein in eine Gemeinschaft, die nur von Liebe getragen ist, sich allen zuwendend. „Gott ist Liebe. Dazu sind wir eingeladen.“
Was macht das mit unserem Verhältnis dazu? Ich möchte auch lieben, damit sich Gottes Wesen in uns entfalten kann. Gott hat mit der Gabe des Heiligen Geistes göttliches Wesen in uns hineingelegt. In uns ausgegossen. Wie wirkt sich das aus? Ist das Wesen Gottes in uns zu finden? Es muss bestimmend dafür sein, wie wir mit unserem Nächsten umgehen. Begegnen wir ihm in der Liebe Gottes? Machen wir seine Liebe für ihn erfahrbar? Das hat nichts mit der Liebe zweier Eheleute zueinander zu tun. Sondern mit der Vermittlung ewigen Heils an den anderen.
Wie pflegen wir Gemeinschaft untereinander? Dazu gibt es eine Gemeinde. Gottesdienste. Das gemeinsame Bemühen: Wir alle möchten Jesus Christus folgen. Im Vaterunser beten wir: Vergib uns unsere Schuld. Ich bekenne mich als Sünder. Bruder und Schwester tun das zusammen mit mir. Da bleibt kein Spielraum für Unversöhnlichkeit und Platz für Rechthaberei. Vielmehr Demut und Freude, das zu können. Kommt zu mir her alle, die ihr mühselig und beladen seid. „So bereiten wir uns auf eine gemeinsame Zukunft vor.“
Gott ist Liebe und liebt dich, weil du du bist. Das ist beruhigend und großartig. Womit nicht egal wäre, was du tust. Du musst nicht so bleiben, wie du bist. Eltern versuchen auch, auf ihre Kinder Einfluss zu nehmen, damit diese eine gute Zukunftsperspektive haben. Um wie viel mehr gilt das für Gott. „Lass dir durch göttliche Liebe weiterhelfen!“ Im Vaterunser werden wir gleich auch beten: „Denn dein ist das Reich.“ Genau damit haben wir es zu tun.
Nach Sündenvergebung und Feier des heiligen Abendmahls kam, was den Apostel, wie er später sagte, „außer der Reihe schon nach drei Monaten wieder“ in die Gemeinde hatte kommen lassen: Der Wechsel des Vorstehers. Aus beruflichen Gründen hatte Victor Bauer, Vorsteher der Gemeinde, seinen Wohnort wechseln müssen. Er war nach vorn zum Altar gekommen. „Mein lieber Priester Bauer, hier an dem vertrauten Platz, warst du mit großer Freude für alle der richtige Mann am richtigen Platz, vom lieben Gott dazu bestimmt.“ Wir sind dankbar, dass deine Familie und du Ammerbuch-Pfäffingen als eure Gemeinde erlebt habt. „Nehmt viel Freude mit aus dem was war und auf das was kommt. „Wir alle bleiben durch den Wunsch, dabei zu sein, wenn der Tag des Herrn ist, miteinander verbunden. „Herzlichen Dank. Der liebe Gott war mit dir, ist mit dir und bleibt es.“
Danach erfolgte die Beauftragung des Nachfolgers: Priester Walter Huber, dreißig Jahre als Amtsträger im Bezirk Tübingen tätig. (Unter anderem vor deren Zusammenführung mit der Gemeinde Tübingen als Vorsteher in der Gemeinde Pfrondorf). „Wir tragen eine Verantwortung für ein schönes Miteinander in der Gemeinde. Ich danke dir und deiner Frau für die Bereitschaft, euch hier einzubringen. Ich freue mich über das ´Ja` zu der neuen Aufgabe. Herzlich willkommen in Ammerbuch–Pfäffingen.“ Farbenfrohe Blumensträuße der Gemeinde für den „alten“ und für den „neuen“ Vorsteher gab es auch. Einerseits Dankbarkeit und andererseits Vertrauen der Glaubensgeschwister zeigend. Im Schlussgebet brachte der Apostel zum Ausdruck, was diesen Abend prägte: “Auch wenn sich etwas ändert, du, Gott, stehst dahinter. Das gilt für die Zeit mit dem jetzt Abschied nehmenden Vorsteher wie für die kommende.“