Bezirksvorsteher Klaus von Bank führt den Video-Gottesdienst für die Gebietskirche Süddeutschland durch.
"Viele Sorgen bewegen die Menschen in diesen Tagen.", so fasste von Bank schon im Eingangsgebet zusammen, was nicht nur, aber auch Pandemie bedingt so manchem das Herz besonders schwer macht. "Umso dankbarer sind wir, jetzt einen Gottesdienst erleben zu dürfen.", hieß es zu Beginn. "So etwa 99 Prozent der Teilnehmer sind hier nicht zu sehen. Das sind die, die jetzt im heimischen Wohnzimmer per Video-Life-Stream (Diese Möglichkeit nutzten rund 12.000 Gottesdienstbesucher.) oder am Telefon mit dabei sind. Wir sehen sie hier nicht, aber sie sind da." Gottesdienst bedeutet, Gott redet mit uns. Das Geschehen, das damit verbunden ist, erstreckt sich nicht nur auf die Zeitspanne zwischen Eingangsgebet und Schlusssegen. Da gibt es äußere Vorbereitungen wie Reinigungsarbeit und Blumenschmuck, Begrüßung und Verabschiedung der Besucher durch Diakone und GemeindehelferInnen, damit sich die Besucher wohlfühlen. Und bei denen sollte die richtige innere Einstellung vorhanden sein, die Stammapostel Richard Fehr (Mai 1988 - Mai 2005) so zusammenfasste: freudig, dankbar und verlangend kommen. Nicht immer gelingt es uns, aus unserem Alltag heraus alle drei Voraussetzungen zu erfüllen.
Von Bank ging anschließend auf das eingangs verlesene Bibelwort für den Gottesdienst ein: "Und die Apostel sprachen zu dem Herrn: Stärke uns den Glauben!" (Lk 17, 5). "Die, die im Schauen leben, Jesus ist bei ihnen, bitten um eine Stärkung ihres Glaubens?" Ja. Sie hatten trotz der Anwesenheit ihres Herrn einen Glaubenskampf zu führen. Jesus musste sich ihnen erklären: Ich bin das Brot des Lebens. Wer nicht davon isst, hat kein Teil an mir. Nicht für alle verständlich (vgl. Joh 6, 35). Petrus aber konnte bekunden, geglaubt und erkannt zu haben, du bist der Heilige Gottes (vgl. Joh 6, 69). Als die Jünger zusammen mit Jesus in Seenot gerieten und das Schlimmste befürchteten, gebot der dem Sturm Einhalt und fragte, wo ist denn euer Glaube? (vgl. Mt 8, 26 ). Am Kreuz musste sich der Gottessohn sagen lassen, anderen habe er geholfen und sich selbst? Die Jünger hatten sich in der Situation zurückgezogen (vgl. Mt 27). Als Jesus sich mit den Emmaus-Jüngern unterhielt, hörte, was sie so sprachen, da stellte er ihnen die Frage, warum sie nicht glaubten, was die Propheten geschrieben hatten? (vgl. Lk 24, 25 ff). Als die Jünger den Auftrag erhielten, hinaus in alle Welt zu gehen und alle Völker zu lehren, schieden sich die Geister - die einen fielen gläubig nieder, andere zweifelten (vgl. Mt 28, 16 ff). Was zeigen uns diese Beispiele - trotz Jesus` physischer Nähe brauchte es den Glauben.
Wir haben unsere "Lebensstürme" wie Kummer, Trübsal, Zweifel... Die uns oft gar nicht mehr erkennen lassen, dass unsere Lebenssituation weit schlechter sein könnte. Es ist nicht unser Verdienst, in diesen Breiten geboren worden zu sein. In Freiheit leben zu können und wenigstens Existenzmöglichkeiten zu haben. Auch die jetzt herrschende Pandemie trifft nicht alle gleichermaßen. Viele sterben, erleiden gesundheitliche Schäden und wirtschaftliche Einbußen. Andere haben damit kein Problem oder sind gar Krisengewinner. Während Alleinstehende noch einsamer sind als ohnehin schon, rückt man in Partnerschaften, in der Familie enger zusammen und fühlt ich so besser. Wie auch die Umstände sind, auch wenn es uns gut geht, ist die Bitte angebracht: Stärke uns den Glauben! Du brauchst keinen Gott? Oberflächlichkeit und Gleichgültigkeit lassen das Böse triumphieren. Wir wollen, wie auch immer das Drumherum ist, bitten: Herr, stärke uns den Glauben.
Die Urchristen lebten in Gemeinschaft zusammen, was dazu führen musste, dass die Apostel auch triviale Dinge erledigten, die für die gemeinsame Existenz notwendig waren. Damit wurde zwangsläufig ihr Lehrauftrag vernachlässigt. Jesus` Lehre. Die nicht sie reden ließ, sondern es war der Heilige Geist, der durch sie redete. Deshalb wurden Diakone gesetzt, die sich um die alltäglichen Dinge kümmerten, damit die Apostel Jesus` Lehre nicht vernachlässigten. Das Gebet zur Glaubensstärkung wurde gepflegt und die Gemeinschaft gelebt. Um letzteres wollen wir uns auch unter den derzeit veränderten Umständen im Rahmen des Möglichen bemühen.
Das heilige Abendmahl wurde bei den ersten Christen täglich gefeiert. Das Brot sollte gebrochen werden bis zur Wiederkunft Christi. Bei uns soll es auch diese Wichtigkeit haben und nicht nur ein Ritual jedes Gottesdienstes sein. Vielmehr stehen wir wie die Jünger damals vor rund 2.000 Jahren in der Naherwartung der Wiederkunft Christi.
Nach Sündenvergebung und Feier des heiligen Abendmahls bat der Bezirksvorsteher im Schlussgebet noch einmal um Gottes Nähe auch im Alltagsgeschehen. Menschen haben in diesen Tagen weltweit viel zu leiden, nicht zuletzt auch durch Eigensinn und Machtmissbrauch anderer. Die werden bleiben und ihr Ende erst dann finden, wenn Jesus regieren wird. "Der unsere Zukunft ist", wie es das Jahresmotto 2021 neuapostolischer Christen ist.
Bleibt noch zu erwähnen, dass der Gottesdienst musikalisch mitgestaltet wurde von Andreas Ostheimer an Orgel und Klavier. Und optisch umrahmt mit einem Streifzug vor und nach dem Gottesdienst durch die im Bauhausstil errichtete Tübinger Kirche. Die mit viel Liebe und Können zusammengestellten Bilder zeigten Bekanntes und weniger Bekanntes, von draußen wie von drinnen, eines beeindruckenden mit viel Liebe gepflegten und geschmückten Gotteshauses.