Die Absage der Konfirmationsgottesdienste im Frühjahr 2020 und deren Verlegung auf den Herbst waren den Pandemiezeiten geschuldet.
Die ersten Konfirmationen gab es am Erntedanksonntag, 04. Oktober 2020, und zwar in der Tübinger Kirche unter der Leitung von Bezirksvorsteher Klaus von Bank. Vier Mädchen und ein Junge waren es, die jeweils in Begleitung von maximal zwanzig Familienangehörigen ihren großen Tag hatten, an dem sie als mündige Christen selbst die Verantwortung für ihr Glaubensleben übernehmen würden. Die anderen Tübinger Glaubensgeschwister konnten per Telefonübertragung bzw. Video-Live-Stream den Gottesdienst miterleben. Lange sei es vorbereitet worden, das Konfirmationsfest, so von Bank im Eingangsgebet. Die Zu- und Umstände waren halt nicht so, wie wir sie uns gewünscht hätten. Und trotzdem sind wir, besonders an diesem Erntedanksonntag, uns des Wertes aller guten Gaben bewusst, die Gott den Menschen geschenkt hat. Es sind große Momente in nur wenigen Augenblicken, wenn ein Versprechen abgegeben wird mit einer Bedeutung für alle Ewigkeit. Das ist etwas, das ohne Glauben nicht zu fassen ist.
Das Bibelwort für alle Konfirmationsgottesdienste 2020 in der Neuapostolischen Kirche lautete: "Denn das ist der Bund, den ich schließen will mit dem Haus Israel nach diesen Tagen, spricht der Herr: Ich will meine Gesetze in ihren Sinn geben, und in ihr Herz will ich sie schreiben und will ihr Gott sein, und sie sollen mein Volk sein." (Hebr 8, 10). Nach dessen Verlesung Im Gottesdienst in Tübingen und einem Musikstück (Andreas Ostheimer, Orgel/Klavier, der die gesamte musikalische Gestaltung des Gottesdienstes übernommen hatte) sprach von Bank die Konfirmanden einzeln mit ihren Vornamen an sowie, eine Anspielung auf den Erntedanksonntag, als "menschliche Früchte", hervorgegangen aus den Eltern: Jeder Mensch ist unendlich wertvoll so, wie es ihn gibt.
Zum Textwort hieß es: Gott hat einen Bund gemacht. Er hat kein Problem damit, ihn auch zu halten. Aber der Mensch braucht seinen ganzen Glauben dazu: Jesus nachfolgen können. Den Glauben auch zu leben. Dazu sind uns die drei Sakramente gegeben. Den Bund mit Gott schließt der Mensch bei der Heiligen Wassertaufe und bei der Heiligen Versiegelung. Das geschieht meist schon auf den Armen der Eltern, die mit ihrem "Ja" diesen Bund geschlossen haben. Heute heißt es, deren Part dabei selbst zu übernehmen und damit Verantwortung. Die kann anstrengend und stressig sein. Der Bund ist eine Herzensangelegenheit und keine des Verstands. Ob ich das Gelübde ablege - das steht mir frei. Aber es ist eine Zusage und ein Versprechen, das mich bindet.
Glauben bedeutet, sich zu entwickeln. Vergleichbar Kindern auf dem Gehweg: Die ganz Kleinen halten die Eltern fest an der Hand, dann laufen die Jüngeren vorweg, und eines Tages machen sie ihre Wege allein. Warum, zum Beispiel, die Wahl eines Partners? Das ist keine Sache des Verstands. Vielmehr: Ich will es. Eine Herzensentscheidung, wahrhaft, frei und ohne jeden Zwang getroffen.
"...(ich) will ihr Gott sein, und sie sollen mein Volk sein.", ging von Bank weiter auf das Bibelwort ein. Da spricht der Allmächtige, All-Ewige, Allwissende zu uns. Damit hat der Mensch alles, was er braucht. Dazu kommt die Verbindung zu dessen Sohn, der sich vom Vater wünscht, dass die Seinen in Ewigkeit bei ihm sind. Bei der Konfirmation trifft man die Entscheidung, dass Gott im eigenen Leben die Konstante sein soll: Ich will ihn erleben, in seiner Liebe und Allmacht. "Wenn ihr Gott wahrnehmt in seiner Liebe, in allem, was er für das Wohl der Seinen tut, dann wächst auch die Bereitschaft, seinem Willen entsprechend zu handeln."
Die Lehrerin der Tübinger Konfirmanden, in Begleitung ihrer beiden Helfer, verlas den Brief, den Kirchenpräsident Neuapostolische Kirche International und Stammapostel, Jean-Luc Schneider, an alle Konfirmanden des Jahrgangs 2019/2020 geschickt hatte. Der Bezirksvorsteher dankte den Lehrkräften für ihre Arbeit, bevor "ihre" Konfirmanden ihr Gelübde ablegten. Das, wie Bezirksvorsteher anmerkte, aus einer aus einer alten Taufliturgie (3. Jh.) stammt. Danach von Bank: "Gottes Liebe soll euch begleiten. Jesus will bei euch sein. Er vertritt uns in unserer Unvollkommenheit. Der Heilige Geist wird euch leiten, wenn ihr es zulasst. Gott schütze euch." Im Schlussgebet kam die Bitte: "Heute stehen die Konfirmanden im Mittelpunkt der Gemeinde. Möge die für sie zukünftig im Mittelpunkt stehen." Viel Freude und Frieden an diesem Tag und auf ein baldiges Wiedersehen! So verabschiedete sich Klaus von Bank zum Schluss.
Die Konfirmationsgottesdienste für die Gäugemeinden fanden am 25. Oktober statt. In der Bondorfer Zehntscheuer leitete wiederum der Bezirksvorsteher den Gottesdienst. Gekommen waren die Glaubensgeschwister aus Bondorf und Mötzingen. Beide Gemeinden kooperieren seit geraumer Zeit und konnten so zum ersten Mal wieder - nach sechs Monaten - gemeinsam Gottesdienst feiern, weil die Räumlichkeiten das sonst nicht hergeben. Der Dank gilt der politischen Gemeinde, die "ihr Schmuckstück", die Zehntscheuer, kostenlos zur Verfügung gestellt hatte. Ein Konfirmand war es, der aus der Gemeinde Bondorf kommt. Feierlich, so beschreibt Gemeindevorsteher Joachim Kienle (Bondorf) das Konfirmationsgeschehen. Für eine "heilige, würdige Atmosphäre" sorgte besonders die Streichergruppe seiner Gemeinde, begleitet am Flügel von einer Pianistin aus der Familie des Konfirmanden. Ein erleichterter, gab es doch im Vorfeld so viel zu beachten und zu bedenken, und erfreuter, zufriedener und dankbarer Gemeindevorsteher durfte sich am Ende des Tages mit allen Besuchern über ein Konfirmationsfest der besonderen Art freuen.
Nicht anders wird es Gemeindevorsteher Werner Löhmann ergangen sein. Er leitete den Konfirmationsgottesdienst in der Gärtringer Kirche. Auch dort ging es um einen einzigen Konfirmanden, der im Kreis von Angehörigen und Gemeindemitgliedern seinen großen Tag hatte. Löhmann erinnerte sich an den Tag vor rund vierzehn Jahren, als die Eltern ihren Sohn liebevoll zum Altar getragen haben. Er, damals (und schon viel länger) Gemeindevorsteher in Gärtringen, durfte mit den Eltern den Bund der Taufe schließen. "Heute schließt du selbst diesen Bund als mündiger, eigenverantwortlicher Christ.", hieß es. Begleitet wurde der Junge in Vorsonntags-, Sonntagsschulzeiten und im Religionsunterricht u. a. von Bärbel Hagenlocher, die in diesem Bereich tätig war und ist. Was lag näher, als dass sie den Brief von Stammapostel Jean-Luc Schneider verlas. "Gott sagt `ja` zu dir und du sagst `ja` zu ihm.", so der Gemeindevorsteher, bevor der Konfirmand zusammen mit seiner Mutter und einem der beiden Gärtringer Jugendleiter sein Gelübde sprach. Letzterer wird ihn als jungen Christen zukünftig begleiten, wenn er es will. Es war, auch das als Besonderheit noch anzumerken, die erste Konfirmation, die in der jetzigen (seit ca. 25 Jahren) Gärtringer Kirche stattfand. Und ein für seinen Pragmatismus bekannter Gemeindevorsteher sinnierte später noch ein wenig: Na ja, bald könnte es doch wieder die Begleitung eines Elternteils geben. Wenn es um die Erlaubnis geht, ein Auto fahren zu dürfen, und das schon vor Erreichen der Volljährigkeit.
In der Stadthalle Herrenberg wurden ein Junge und ein Mädchen aus der Gemeinde Gäufelden-Nebringen sowie eins aus der Gemeinde Rottenburg konfirmiert. Neben Verwandten und Freunden waren auch Glaubensgeschwister aus beiden Gemeinden eingeladen. Den Gottesdienst leitete Werner Lampprecht, stellvertretender Leiter des Bezirks Tübingen. Festlich ging es auch hier zu, Instrumentalmusik und reicher Blumenschmuck ließen das Hallenambiente in den Hintergrund treten.
In der Herrenberger Kirche wurden ein Mädchen aus der Gemeinde sowie ein Junge aus Jettingen konfirmiert, auch sie begleitet von Ihren Familien und Glaubensgeschwistern aus beiden Gemeinden. Evangelist Carsten Dehner, Vorsteher in Herrenberg, führte in dieser Funktion seine erste Konfirmation durch. Wobei er im Bezirk seit Jahren im Jugendbereich tätig ist, so dass ihm der Zugang auch zu ganz jungen Jugendlichen vertraut ist. Der Konfirmandenbrief des Stammapostels wurde hier von der Konfirmandenlehrerin für die Gäugemeinden, Andrea Lampprecht, verlesen.
Ein Monat im Kirchenbezirk Tübingen geht damit zu Ende, den man sich noch vor einem Jahr so nicht hätte vorstellen können. Konfirmation in Pandemiezeiten mit besonders vielen Fragezeichen, was die nähere Zukunft angeht. Aber mit einer ganz gegenwärtigen Erfahrung für alle, die ihn haben wollen - Gottes Segen. Der bleibt den Menschen erhalten. Und, last not least, einen ganz herzlichen Dank allen, die durch Organisation im Vorfeld wie bei der Durchführung, beim Fotografieren und Sonstigem gesagt haben, wir schaffen das!